Dennis Lehane | Ein letzter Drink
Seit ich meinen ersten Roman von Dennis Lehane gelesen habe, bin ich begeistert von seinem flüssigen, homogenen Erzählstil, der charakteristisch ist für seine Bücher. Bei nachfolgenden Geschichten habe ich dies neben seinen besonderen Figuren sehr geschätzt.
Auch in seinem Erstling, dem Detektivroman Ein letzter Drink ist dies schon seine Basis, allerdings ging er die Patrick Kenzie/Angela Gennaro-Krimis anders an. Lehane hat den Detektiv Kenzie als Ich-Erzähler installiert, den wir dadurch auf eine andere Art kennenlernen, was aber auch Rückblicke persönlicher Natur aus seiner eigenen Sicht schlüssiger ermöglicht.
Patrick Kenzie betreibt gemeinsam mit seiner Partnerin Angela Gennaro eine Detektei in South Bosten, deren Büro sich im Glockenturm einer Kirche befindet, mehr aus praktischen Gesichtspunkten, denn aus Glaubensgründen. Denn damit ist es bei Patrick Kenzie nicht weit her. Er ist ein rauher Kerl, der Prügel kassiert und nicht davor zurückscheut, selbst auszuteilen, Schnauze um Schnauze! Dabei hat er auch eine durchaus gefühlvolle Seite, insbesondere seiner Partnerin Angie gegenüber, die er – nicht nur heimlich – anhimmelt. Ihren Mann, von dem sie regelmäßig Schläge kassiert, verflucht er, doch Angie bindet ihm die Hände.
In ihrem aktuellen Fall, sollen die beiden eine verschwundene Person finden. Bei einem Treffen mit seinem Klienten im Ritz, trifft er auf seinen Abgeordneten, den seiner Stadt Dorchester, der ihn in Gegenwart weiterer, ranghöherer Politiker, engagiert, seine Putzfrau ausfindig zu machen. Sie soll mit brisanten Unterlagen verschwunden sein, die eine wichtige bevorstehende Abstimmung gefährden könnten.
Ein easy Job, wie die beiden denken. Aber für einen hardboiled Lehane wohl weitaus zu easy, als dass das alles wäre. Kenzie und Angie machen Jenna, die Putzfrau, relativ rasch ausfindig, allerdings hat diese keine Dokumente mitgehen lassen, sondern hochbrisante Fotografien, an denen noch weitere Personenen größtes Interesse haben. Bei der Übergabe eines der Fotos wird Jenna erschossen. Das Bild bietet zwar Ansätze, aber was die beiden Detektive bei den Ermittlungen noch ausgraben werden, hatten sie nicht erahnt.
Dennis Lehane hat insgesamt sechs Kenzie-Fälle geschrieben und veröffentlicht. Ein letzter Drink war sowohl sein Debüt als auch sein erster Kenzie-Roman. Mir liegen seine anderen Romane sehr, hier hat mich die deutlich distanziertere Beziehung zu den Romanfiguren gestört. Der Erzählstil ist flüssig, ist gleichbleibend gut, aber eben ein anderer als zum Beispiel in Mystic River oder In der Nacht. Die Kapitel sind recht kurz, was in Kombination mit der Sprache des Detektivs als Ich-Erzähler ein Stakkato erzeugt. Dadurch habe ich mich weder der Geschichte noch den Protagonisten nahe gefühlt. Wer Detektivromane mag, sollte die von Dennis Lehane unbedingt lesen, aber ich habe für mich durch diesen Titel gelernt, dass dieses Subgenre nicht mein Fall ist. Leider, muss ich sagen, denn ich finde ihn ja großartig! Wie ich mich kenne, lese ich irgendwann den 2. Kenzie-Fall und dann platzt der Knoten vielleicht.
Ein letzter Drink | Erstveröffentlichung 1994
Die aktuelle Ausgabe erschien am 24. August 2016 bei Diogenes
ISBN 978-3-257-30030-7
368 Seiten | 16.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe
Diese Rezension erscheint im Rahmen unseres .17special Adventsspezials Privatdetektive.