Ellen Sandberg | Der Verrat (mit Verlosung)
„In Nane brach etwas zusammen. Für einen Moment glaubte sie, ihr Herz habe keine Kraft weiterzuschlagen. Im nächsten Augenblick explodierte sie. Sie sprang auf und schrie: „Dieses verdammte Miststück! Nichts gönnt sie mir! Alles muss sie mir nehmen!“ Sie brüllte ihre Wut über diesen doppelten Verrat heraus, und Birgit gelang es erst, Nane zu beruhigen, als die Nachbarn klingelten und fragten, ob alles in Ordnung sei.“ (Auszug Seite 323)
Nane saß zwanzig Jahre im Gefängnis, weil sie durch Manipulation am Auto ihrer Schwester Pia den Tod von Henning, dem Sohn von Pias Mann Thomas, herbeigeführt hat. Nun ist ihre restliche Strafe auf Bewährung ausgesetzt und sie kann sich ein neues Leben aufbauen. Aber auch nach so langer Zeit lässt ihr der Unfallabend keine Ruhe: Sie ist sich ganz sicher, dass sie nach Ablassen der Bremsflüssigkeit Thomas angerufen und ihn gewarnt hat. Warum hat er vor Gericht etwas anderes ausgesagt? Sie muss unbedingt nochmal mit ihm reden… So und durch andere Begebenheiten wird nach und nach der Tathergang noch einmal aufgedröselt und ein ganzes Familienschicksal erzählt.
Familiengeschichte mit Geheimnissen
Der Verrat von Ellen Sandberg ist der zweite Spannungsroman der Autorin. Es ist am ehesten eine Familiengeschichte mit Geheimnissen, in der sich die Prophezeiung der Mutter der drei Schwestern Nane, Birgit und Pia bewahrheitet: Denn schon seit Generationen stürzen sich Frauen der Familie durch Liebe und Leidenschaftlich unweigerlich ins Verderben.
Komplexe Verhältnisse innerhalb der Familie
Im Kern des Buches geht es um den Unfall von Henning, der durch die Manipulation am Auto von Nane verunfallt und dabei ums Leben gekommen ist. Die Geschichte wird abwechselnd in zwei Zeitebenen erzählt, vor zwanzig Jahren und heute. Dabei kommen viele handelnde Personen zu Wort, wobei in der ersten Hälfte erst mal ausführlich alle Familien- und Personenverhältnisse erläutert werden. Das stellt sich als relativ komplex dar und es werden viele Namen genannt, aber ich habe den Überblick nicht verloren. Außerdem verschwimmen die Zeitebenen etwas, da die Personen von heute sich auch an die Vergangenheit erinnern. Hier bin ich dann schon einige Male ins Straucheln geraten, das hat meinen Lesefluss aber nur sehr kurz beeinträchtigt.
Unaufgeregtes Lesevergnügen
In der zweiten Hälfte wird es dann so richtig interessant, denn immer wieder werden Andeutungen gestreut, dass es außer dem Warn-Anruf noch weitere Ungereimtheiten und Geheimnisse zu diesem Unglücksabend gibt. Insgesamt hat sich die Geschichte für mich unaufgeregt, aber stetig interessant gelesen. Ich habe gern von der Familie gelesen und mich insgeheim gefreut, dass ich nicht selbst solche komplizierten Verhältnisse zu meiner eigenen habe. Meine Sympathien zu den handelnden Personen wechselte etwas, am ehesten kann ich mich aber mit Pia identifizieren, da sie sehr darauf bedacht ist, auch in der Liebe einen klaren Kopf zu behalten, um alles in geordneten Bahnen verlaufen zu lassen. Nane hingegen finde ich tatsächlich einfach durchgeknallt, wobei ich sie in einigen Passagen auch verstehen kann. Diese beiden Schwestern sind im Roman als Protagonisten anzusehen, auch wenn viele andere Personen zu Wort kommen. Das Ende konnte mich dann schon überraschen, haut mich aber nicht völlig von den Socken.
Fazit: Ein Familien-Spannungsroman ohne besondere Höhen oder Tiefen, der sich flüssig lesen lässt.
Ellen Sandberg ist das Pseudonym der Autorin Inge Löhnig. Sie wurde 1957 geboren, studierte Grafikdesign und arbeitete zunächst in verschiedenen Werbeagenturen. Das ursprüngliche Hobby Schreiben wurde nach und nach zum Hauptberuf. Die Autorin schreibt vor allem Ermittlerkrimis um den Protagonisten Konstantin Dühnfort, aber auch Jugendthriller und eben Spannungsromane.
Rezension und Foto von Andrea Köster.
Der Verrat | Erschienen am 27. Dezember 2018 im Penguin Verlag
ISBN 978-3-328-10090-4
480 Seiten | 15.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe
Auch bei uns: Andreas Rezension zum ersten Spannungsroman der Autorin, Die Vergessenen.
Verlosung!
Wer sich nun selbst einen Leseeindruck verschaffen möchte, hat bei uns die Gelegenheit, den ersten Band Die Vergessenen zu gewinnen. Alles was ihr dafür tun müsst, ist uns bis zum 30. April 2019 einen Kommentar unter dieser Rezension zu hinterlassen, in dem ihr uns euren Lieblingshandlungsort für Krimis verratet, z. B. Skandinavien, Japan, Südstaaten etc.
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