Melanie Raabe | Die Falle

Melanie Raabe | Die Falle

„Eine Falle bezeichnet eine Vorrichtung zum Einfangen oder Töten.
Eine Falle sollte zweierlei sein: sicher und simpel.“ (Seite 94)

Seit 12 Jahren hat die 38-jährige Bestseller-Autorin ihr Haus nicht mehr verlassen. Sie wohnt dort mit ihrem Hund Bukowski, liest viel und schreibt jedes Jahr einen Roman. Als sie eines Tages in den Nachrichten einen Journalisten sieht, kommt der Schock zurück, den Linda Conrads vor ihrer Isolation erfahren hat. Ihre Schwester Anna wurde in deren Wohnung mit sieben Messerstichen ermordet. Als Linda sie tot findet, sieht sie dem Mörder vor seiner Flucht noch in die Augen. Und jetzt im Fernsehen wieder. Alle Ermittlungen verliefen damals erfolglos, der Täter wurde nie gefunden. Nach so langer Zeit will Linda den Mörder lieber selber überführen, aus Angst, dass die Polizei sie nicht ernst nimmt. Sie stellt dem Journalisten eine Falle. Die Autorin schreibt ein neues Buch, diesmal einen Thriller, in dem sie das Erlebte schildert und lädt ausdrücklich Victor Lenzen zum Interview ein, um ihn dabei ein Geständnis zu entlocken.

Das Interview eskaliert und danach ist sich Linda gar nicht mehr so sicher, wie der Tathergang beim Mord ihrer Schwester war. Es geht viel um Täuschung und Manipulation und ich habe mich da richtig mitreißen lassen und mitgezweifelt. Die Grübeleien sind zum Ende hin dann allerdings doch etwas langwierig. Es gibt immer mal wieder Stellen, da habe ich beim Lesen gedacht, dass es jetzt aber unglaubwürdig und überdramatisch wird. Zum Glück haben sich diese Passagen aber nur als überspitzte Überlegung oder Traum herausgestellt.

Wäre der Roman, den Linda Conrads geschrieben hat und den man in einigen Kapiteln ja auch liest, so veröffentlicht worden, hätte er bestimmt keine guten Kritiken bekommen. Einfach, vorhersehbar und wenig spannend. So im Zusammenhang mit der eigentlichen Story ist es eine schöne Abwechslung, die die Spannung aufrecht erhält und einen anderen Einblick der Erlebnisse der Autorin gibt. Das Ende wird nochmal genauso spannend wie das Interview.

Der Psychothriller ist unglaublich spannend. Die Sicht von Linda Conrads wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Abwechselnd zu diesen Kapiteln sind noch einige Auszüge aus dem Roman, den Linda geschrieben hat, enthalten. Die Romankapitel kommen immer dann, wenn es bei der Autorin gerade besonders brisant wird. Bei dem Interview mit dem Journalisten musste ich teilweise die Seiten vorblättern, um zu sehen, wie es weitergeht, da ich es vor Spannung nicht ausgehalten habe!

Die Falle ist der erste Roman von Melanie Raabe. Sie hat Medienwissenschaften und Literatur studiert und arbeitet inzwischen in Köln als Journalistin. Melanie Raabe hat zusätzlich einen eigenen Interview-Blog (biographilia.com) und schreibt an ihrem nächsten Buch.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

 

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Die Falle | Erschienen am 9. März 2015 bei btb
ISBN 978-3-442-75491-5
352 Seiten | 19,99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

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