Monat: Januar 2025

Patrick Radden Keefe | Sage nichts – Mord und Verrat in Nordirland

Patrick Radden Keefe | Sage nichts – Mord und Verrat in Nordirland

Der Nordirlandkonflikt ist für Außenstehende ein äußerst komplexes Thema. Oberflächlich waren die Frontlinien klar: Katholiken gegen Protestanten, Befürworter eines vereinten Irland gegen Unionisten, die den Verbleib im Vereinigten Königreich wollten. Die Polizei und das Militär, dass die britische Staatsmacht durchsetzte. Doch innerhalb des Konflikts gab es so viele Nuancen, Schattierungen, Splittergruppen, dass man schnell den Überblick verliert. Selbst heute, mehr als 25 Jahre nach dem Karfreitagsabkommen ist die Lage nicht konfliktfrei. Spätestens der Brexit, aber auch die nicht wirklich aufgearbeitete Vergangenheit lassen alte Konfliktlinien nochmal ins Bewusstsein kommen.

Für die Kriminalliteratur war Nordirland ein reizvoller Schauplatz. Auch mich hat der Konflikt nochmal besonders interessiert, vor allem durch die Sean-Duffy-Reihe von Adrian McKinty. Eine sensationelle Hauptfigur, ein Katholik in der protestantischen nordirischen Polizei, jung, intelligent, aufmüpfig, testosterongesteuert inmitten der Troubles der 1980er. Von McKinty als Ich-Erzähler mit viel schwarzem Humor erzählt. Spannend auch der Ansatz von Eoin McNamee, der die Konflikte als Hintergrundrauschen nutzt, um von Verbrechen in Nordirland zu erzählen. Etwa über einen Psychopathen in „Belfaster Auferstehung“, der die Gewalt und die Strukturen nutzt, um seine Gewaltfantasien auszuleben. Aber auch nach dem Friedensabkommen von 1998 bleibt das Setting interessant. Beispielsweise bei Stuarts Nevilles „Die Schatten von Belfast“, in dem ein einstiger gefürchtete Killer der IRA als psychisches Wrack aus der Haft freikommt. Die einst von ihm Ermordeten manifestieren sich zu anklagenden Schatten in seinem Bewusstsein. Und nun stellt er fest, dass diejenigen, die ihn zu den Morden angestiftet haben, durch das Abkommen ganz hervorragend weggekommen sind.

Doch noch interessanter als Crime Fiction kann es werden, wenn man wahre Geschichten von den Troubles erzählt. Der Investigativjournalist Patrick Radden Keefe hat sich dieser Sache angekommen. In seinem erzählerischen Sachbuch „Sage nichts – Mord und Verrat in Nordirland“ versucht er einen eigenen Blick auf den Nordirlandkonflikt und behandelt vor allem die Fragen nach dem Erbe des Konflikts, die schleppende Aufarbeitung, das immer noch große Schweigen über die Taten und die Fragen nach der Rechtfertigung für all die Toten und Verletzten.

Keefe versucht nicht, die ganze Geschichte des Konflikts chronologisch zu erzählen. Er lässt sogar die Seite der Unionisten weitgehend außen vor. Sein Buch beginnt mit zwei Ereignissen, die den roten Faden bilden. Im Dezember 1972 verschwand die 38jährige Jean McConville. Vermummte Personen holten sie aus ihrer Sozialwohnung in den berüchtigten Divis Flats, zurück blieben zehn Kinder. McConville wurde als Verräterin, Kollaborateurin bezeichnet. Als eine der wenigen Personen blieb sie allerdings über Jahrzehnte verschwunden, ihre Leiche tauchte nie auf, niemand übernahm Verantwortung für ihr Verschwinden. Zum anderen Delours Price, eine junge Frau aus einer republikanischen Familie, die sich zusammen mit ihrer Schwester schon jung der IRA anschließt und mit anderen einen Bombenanschlag 1973 in London durchführt, der sie allerdings in Haft bringt. Sie wird eine der ersten, die in der Hungerstreik treten, der später noch wirkungsvoller als Instrument der IRA eingesetzt wird. Sie spielte aber auch eine Rolle beim Verschwinden von Jean McConville.

Über diese und weitere Personen nähert sich das Buch dem Konflikt und den beteiligten Personen an. Er erzählt dabei von der Radikalisierung des Protestes und dem hohen Blutzoll, der uneingeschränkt eingeforderten Loyalität und der zunehmenden Politisierung bis hin zum Karfreitagsabkommen. Keefe erzählt von Traumata, nicht nur der Hinterbliebenden, auch von den alten Kämpfern, die sich nun fragen, wofür damals gekämpft wurde und ob es eine Rechtfertigung gibt. Er erzählt aber auch vom Schweigen, von einer Omertá, die eigentlich bis heute gilt und jeden, der sie bricht, in große Gefahr bringt. Das wird im Buch an einem Oral History-Projekt deutlich, dass Historiker aus Boston initiiert hatten. Es wurden zahlreiche Interviews mit Beteiligten über die Zeit des Terrors geführt, mit dem Versprechen, diese erst nach deren Tod auszuwerten und öffentlich zu machen. Doch die Existenz des Projekts wurde bekannt, es wurde die vorzeitige Herausgabe von Interviews gerichtlich durchgesetzt und Personen damit wieder in die Schusslinie gebracht.

Patrick Radden Keefe gelingt es, die Geschichten auch der Täter meist wertungsfrei zu erzählen. Es kommen Mörder und Terroristen zu Wort, deren Hintergründe offenbart werden und deren Taten nicht verschwiegen werden, doch sie erhalten Gelegenheit zur Reflexion und Reue. Es gibt allerdings eine Person, die Keefe nicht pfleglich behandelt, sondern deren fehlendes Verantwortungsbewusstsein mehrfach präsent ist: Gerry Adams, langjähriger Chef der Sinn Féin, des politischen Arms der IRA und späteren Garanten des Karfreitagsabkommens. Adams hat bis heute immer nur eine politische Rolle während der Troubles für sich reklamiert und immer bestritten, Mitglied der IRA gewesen zu sein. Doch die Aussagen ehemaliger Mitstreiter zeichnen das Bild eines Mannes, der tief in die militärischen Strukturen involviert war, angeblich bis hin zu Mordaufträgen.

„Sage nichts“ ist ein fesselndes Stück Zeitgeschichte. Autor Keefe gelingt es, über wenige Personen ein dichtes Bild der Troubles und vor allem der verbliebenden Traumata und mangelnden Aufbereitung aufzuzeigen. Das Buch wurde zuletzt als neunteilige Serie verfilmt und ist seit Ende 2024 auf Disney+ verfügbar.

 

Foto und Rezension von Gunnar Wolters.

Sage nichts – Mord und Verrat in Nordirland | Erschienen am 24.07.2024 bei Hanserblau
ISBN 978-3-446-27939-1
464 Seiten | 34,- €
Originaltitel: Say Nothing: A True Story of Murder and Memory in Northern Ireland |Übersetzung aus dem Englischen von Pieke Biermann
Bibliografische Angaben & Leseprobe

James Kestrel | Bis in alle Endlichkeit

James Kestrel | Bis in alle Endlichkeit

Um eine Millionenerbin zu ermorden, war ich zu sehr damit beschäftigt gewesen, einen Zeugen der Bundesanwaltschaft einzuschüchtern. Was die mögliche Gefängnisstrafe anging, würde ich wahrscheinlich besser dastehen, wenn ich zugab, sie im Vollrausch vom Dach gestürzt zu haben. (Auszug Seite 188)

Leland Crowe, der Protagonist in James Kestrels aktuellem Thriller arbeitet als Privatdetektiv in San Francisco, seit er seine Anwaltslizenz verloren hat. In dem heruntergekommenen Viertel Tenderloin hat er sich in einem schäbigen Hotel einquartiert, um für den Strafverteidiger Jim Gardner in einem spektakulären Fall eines Drogenkartellchefs zu recherchieren. Als er in den frühen Morgenstunden seine Runde um den Block dreht, stolpert er über einen Rolls Royce, der definitiv nicht in diese Gegend gehört. Auf dem eingedrückten Dach entdeckt er die Leiche einer schönen, jungen Frau in einem Cocktail-Kleid, die offenbar aus großer Höhe herabgestürzt ist.

Anstatt die Polizei zu verständigen, das wäre aufgrund seiner illegalen Tätigkeit suboptimal, macht er sich aus dem Staub. Aber nicht, ohne vorher einige Fotos zu schießen, die er meistbietend an Zeitungen verhökert. Geld ist immer knapp, deshalb nimmt er auch den nächsten Auftrag an, den ihm Gardner vermittelt. Die Klientin ist ausgerechnet Olivia Gravesend, einflussreiche Millionärin und Mutter des Opfers. Geld spielt keine Rolle, er soll nur herausfinden, was mit ihrer geliebten Tochter Claire passiert ist. Die Polizei hat den Fall bereits als Suizid zu den Akten gelegt. Das kann sich die verzweifelte Olivia nicht vorstellen, auch wenn sie seit einem halben Jahr nichts mehr von ihrer Tochter gehört hatte.

Die Welt der Reichen und Schönen
Eine erste Spur führt Crowe nach Boston, wo Claire studierte. Hier findet er im Tresor ihres Hauses einen Schlüssel zu einem anderen Haus in San Francisco. Bevor er sich auf den Weg machen kann, wird er von einem maskierten Mann angegriffen, es kommt zu einem brutalen Kampf auf Leben und Tod. Unser Protagonist fragt sich, in was für Machenschaften Claire verwickelt war und was hat es mit den zahlreichen Narben an ihrer Wirbelsäule auf sich? Am neuen Ziel angekommen, findet der Ermittler eine junge und äußerst lebendige Frau vor, die genauso aussieht wie die verstorbene Claire Gravesend einschließlich der seltsamen Narben auf dem Rücken. Nachdem in Crowes Wohnung eingebrochen und sein Büro verwanzt wurde, hat er das Gefühl, in ein Wespennest gestochen zu haben und einer viel größeren Sache auf der Spur zu sein.

Lee Crowe arbeitet als privater Ermittler, seit er seine Zulassung als Anwalt und auch seine Ehefrau verloren hat. Nur am Rande erfährt man, dass er handgreiflich gegenüber dem Obersten Richter wurde, mit dem seine Exfrau Juliette nun zusammen ist. Es spielt für die Geschichte auch keine große Rolle. Typisch für eine Detektivstory wird aus der Ich-Perspektive des Privatschnüfflers erzählt. Dieser hat kein Problem damit, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen, geht der Polizei gerne, einer Schlägerei dagegen nie aus dem Weg. Crowe ist ein cleverer Typ, der sich meistens zu helfen weiß, wenn auch oft am Rande der Legalität. Kestrel zeigt uns hier die klassische Figur eines coolen Einzelgängers, immer einen lässigen Spruch auf den Lippen, mitunter zynisch, illusionslos aber auch total einsam.

„Er hat mir gesagt, dass Sie einen flexiblen Umgang mit Regeln pflegen“, sagte Olivia. „Dass Sie einen verbissener Dreckskerl sind. Jetzt weiß ich, was er gemeint hat.“ „Von wem reden Sie?“ „Von Jim Gardner.“ „Das hat Jim gesagt? So nett redet er sonst nie über mich.“ (Auszug Seite 328)

Das düstere Cover mit der Golden Gate Bridge fällt sofort ins Auge und erinnert in seiner Gestaltung an den Vorgänger, ein wahres Krimi-Juwel des letzten Jahres. Dabei ist „Bis in alle Endlichkeit“ im Original unter dem Titel „Blood Relations“ bereits 2019 erschienen und gar nicht mit dem epischen und mehrfach ausgezeichneten Werk „Fünf Winter“ zu vergleichen sowie auch einem ganz anderen Genre zugehörig. Wir haben es hier mit einem klassischen Hardboiled zu tun. Dabei hat der Autor die traditionelle Detektivfigur in die Gegenwart und damit in ein modernes Setting transferiert.

Meine Meinung
Obwohl man früh ahnt, wohin die Reise geht, hatte mich James Kestrel durch seinen flüssigen und bildhaften Schreibstil von der ersten Seite an am Haken. Besonders gut gefallen hat mir der Witz in den rotzig-geschliffenen Dialogen. Als Leserin verfolgte ich atemlos die nachvollziehbaren Ermittlungsarbeiten, staunte über falsche Fährten und überraschende Twists, genoss die Verfolgungsjagden per Auto und Hubschrauber, fieberte mit bei den Kampfszenen und Explosionen. Ein düsterer Pageturner, knapp und mit viel Tempo erzählt, der mich bestens unterhalten hat.
Das Ende und auch das Nachwort deuten weitere Fälle um Leland Crowe an. Ich würde mich freuen, denn das Zeug zum Serienermittler hat er auf jeden Fall.

 

Foto und Rezension von Andy Ruhr.

Bis in alle Endlichkeit | Erschienen am 09. September 2024 im Suhrkamp Verlag
ISBN 978-3-51847-435-8
430 Seiten | 20,- Euro
Originaltitel: Blood Relations | Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Lux
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Weiterlesen: Andys Rezension zu „Fünf Winter“ von James Kestrel

Best of 2024

Best of 2024

Bevor wir ins frische Krimijahr starten, werfen wir natürlich traditionell einen Blick zurück auf das vergangene Jahr und präsentieren euch unsere Lieblingskrimis aus 2024. Wir haben unser Pensum aus dem Vorjahr nicht ganz halten können, aber dennoch genug Auswahl, um euch jeweils eine Top 3 zu präsentieren. Beginnen wir mit Andys Empfehlungen.

Andys Top 3 in 2024

Da sind wir wieder am Jahresende und werfen einen Blick zurück auf das Lesejahr 2024. Quantitativ gar nicht so schlecht, noch nie habe ich so viele Bücher gelesen und gehört wie dieses Jahr. Es hätten noch mehr sein können, aber einige Sportereignisse wollten auch konsumiert werden. Qualitativ leider viel Durchschnittliches, besonders im Hörbuch-Segment habe ich noch nie so viel abgebrochen. Aber es gab auch verlässlich Gutes wie Don Winslows letzten Roman und Abschlussband seiner Mafia-Trilogie „City in Ruins“, in dem er seinen Helden auf eine Reise über Las Vegas bis zum Ursprung Rhode Island schickt. Oder neu Entdecktes wie „Das Haus am Gordon Place“, ein spannender Spionage-Thriller auf zwei Zeitebenen, der uns in die Abwasserkanäle des Wiener Untergrunds führt von Karina Urbach. Eine Autorin, die ich definitiv im Auge behalten werde. Die Höchstwertung mit voller Punktzahl gab es tatsächlich nur einmal und zwar für …

Hervé Le Corre – Durch die dunkelste Nacht
Der in Frankreich bereits mehrfach preisgekrönte Autor hat einen realistischen Polizeiroman vorgelegt, in dem wir drei Menschen durch die Nacht begleiten, deren Schicksale sich im Laufe der Seiten kreuzen. Selten passte ein Titel besser. Es wird immer düsterer und bitterer mit nur wenigen Hoffnungsschimmern. Trotzdem hat mich der Thriller in den Bann gezogen, klebte ich aufgrund der Sprachkraft an den Seiten. Das lag an den präzisen Dialogen, einfühlsamen Beobachtungen, kein Wort wollte ich missen. Ein außergewöhnlicher Roman von hoher literarischer Substanz. Gnadenlos und desillusioniert.

Rebecca F. Kuang – Yellowface
Ganz anders dagegen hat mich der rasante Verlagswelt-Thriller des aktuellen Shooting-Stars der amerikanischen Buchwelt überrascht, in dem eine erfolglose Autorin das Werk einer verstorbenen Autorin als ihres ausgibt und wie nach Riesenerfolg plötzlich die Stimmung kippt. Wie lässig Kuang Themen wie Aneignung fremder Werke, Alltagsrassismus und kulturelle Aneignung zur Sprache bringt, dazu die Einblicke in die Verlagswelt und für mich besonders interessant in die Rezensionskultur der Sozialen Medien hat mich begeistert, auch wenn die Geschichte zum Ende hin etwas schwächelt. Pointiert und scharfzüngig.

James Kestrel – Bis in alle Endlichkeit
Zum Jahresende noch ein Highlight, dessen ausführliche Buchbesprechung im neuen Jahr nachgeliefert wird. Ganz anders als „Fünf Winter“ hat mich der Autor trotzdem wieder mit seinem bildhaften Erzählstil begeistert und scheint sich zu einem neuen Lieblingsautor zu mausern. Wir haben es hier mit einem klassischen Hardboiled zu tun, in dem der Autor die traditionelle Detektivfigur in die Gegenwart und damit in ein modernes Setting transferiert. Atemlos habe ich die Ermittlungsarbeiten des coolen Einzelgängers in San Francisco verfolgt und bei den Verfolgungsjagden mitgefiebert. Lässig und temporeich.

Gunnars Top 3 in 2024

Rein intuitiv würde ich sagen, dass ich schon bessere Lesejahre hatte als 2024. Viele Highlights hatte ich ausnahmsweise bei Sachbüchern (außerhalb des Krimibereiches), die ich in diesem Jahr immer mal gelesen habe. Hinzu kommen zwei starke Romane, die ich im Januar und Februar gelesen habe, die aber schon 2023 erschienen sind und daher im meiner Wertung nicht mehr auftauchen. Doch „Der letzte Wolf“ von S.A. Cosby und „Primat des Überlebens“ von Les Edgerton seien an dieser Stelle trotzdem nochmal empfohlen. Ebenfalls nochmal ans Herz legen möchte ich die Reihe um die Skelfs, Bestattungsunternehmerinnen und Privatdetektivinnen aus Edinburgh, von Doug Johnstone, von der im November Band 3 erschienen ist. Ebenso wie bei Andy habe auch ich nur einmal die volle Punktzahl vergeben, sodass dies hier eindeutig mein Krimi des Jahres ist:

Lavie Tidhar – Maror
Ein epischer Roman voller Wucht und Härte, in der mehrere Jahrzehnte der israelischen Staatsgeschichte neu erzählt werden, nämlich als Geschichte von Korruption, Realpolitik und Verwebungen zwischen staatlichen Akteuren und organisiertem Verbrechen. Wie eine Spinne im Netz sitzt der Kriminalbeamte Cohen. Eine bittere Reise durch die israelische Geschichte mit bemerkenswerter Akribie in Sachen Schauplätze, historische Ereigisse und Popkultur. Der israelische Autor Lavie Tidhar hat diesen Roman in englischer Sprache verfasst. Eine Übersetzung ins Hebräische gibt es bislang nicht, der Autor selbst hält sein Land dafür noch nicht reif.

Alan Parks – Die April-Toten
Eine Reihenfortsetzung, auf die ich mich in diesem Jahr sehr gefreut habe und die meine Erwartungen nicht enttäuscht hat, war dieser vierte Band um den Glasgower Cop Harry McCoy in den 1970er Jahren. Zunächst erschienen die ersten drei Bände bei Heyne Hardcore, nach der Schließung des Verlags war unklar, was mit den weiteren Büchern der Reihe passiert. Nun hat die Reihe eine Heimat im Polar Verlag gefunden. Band 4 führt den Reiz der bisherigen Bände nahtlos weiter: Ein hartgesottener Bulle, die düsteren Seiten Glasgows, staubtrockene Dialoge, temporeich, schwarzer Humor und viele historische und popkulturelle Anleihen. Harry McCoy is back und das ist gut so.

Holger Karsten Schmidt – Finsteres Herz
Zuletzt bringe ich noch einen deutschsprachigen Autor in die Top 3. Holger Karsten Schmidt hat nach die Toten von Marnow erneut seine Ermittler Mendt und Elling zum Einsatz gebracht und einen sehr klugen und packenden Krimi über Menschenhandel geschrieben. Besonderer Kniff sind die Actionszene mit dem Schusswechsel in einem Safe House direkt zu Beginn des Buches und die zahlreichen Rückblenden und Zeitsprünge, denn die Protagonisten sind aufgrund derAnfangsszene schnell außer Gefecht gesetzt. Diese Roman wurde auch vom Autor selbst fürs Fernsehen adaptiert und lieferte die vielleicht beste öffentlich-rechtliche Krimiserie des Jahres ab.

 

Weiterlesen I: Die Preisträger des Deutschen Krimipreises 2024

Weiterlesen II: Die Krimijahresbestenliste 2024