Karin Slaughter | Dreh dich nicht um
Das Opfer lag, mit dem Gesicht nach unten, direkt unter der Brücke. Die Arme waren seitlich ausgestreckt, Hose und Unterhose bauschten sich um seine Knöchel. Der relativ schmale uns unbehaarte Rücken, ließ darauf schließen, dass es sich um einen jungen Mann handelte, wahrscheinlich um die zwanzig. Das blonde Haar reichte ihm bis auf die Schultern und teilte sich am Hinterkopf. Es sah aus als schliefe er – wenn man einmal von dem Brei aus Blut und Gewebe absah, der aus seinem Anus austrat. (Auszug Seite 21)
Ein junger Student ist von einer Brücke gesprungen, alles deutet auf Selbstmord hin. Zum Unfallort werden unter anderem der Polizeichef Jeffrey Tolliver und die Rechtsmedizinerin Sara Linton gerufen. Sara ist gerade mit ihrer hochschwangeren Schwester Tessa unterwegs und bringt sie deshalb mit. Nach der Untersuchung der Leiche finden beide Tessa im angrenzenden Wald blutüberströmt: Sie wurde mit einem Messer brutal attackiert. Wer macht sowas und wie hängen beide Taten miteinander zusammen?
Lange gibt es keine Anhaltspunkte, bis es einen weiteren Selbstmord einer Studentin gibt, der aber offensichtlich nur als solcher getarnt wurde. Als dann noch zwei weitere Leichen gefunden werden, kann Jeffrey den Gedanken nicht abschütteln, dass Lena in die Taten verwickelt ist. Lena Adams ist eine ehemalige Kollegin von Jeffrey, ist vor einigen Monaten aber zur Campus-Polizei gewechselt. Aber begeht ein ehemaliger Cop solche Taten?
Sara Linton arbeitet hauptberuflich als Ärztin in einer Kinderklinik und ist nur nebenbei bei der örtlichen Rechtsmedizin. Sara war bis vor fünf Jahren mit Jeffrey Tolliver verheiratet. Es kam zur Scheidung, als er sie betrogen hat. Trotzdem nähern sich die beiden jetzt wieder an und haben so etwas wie eine lockere Beziehung.
Lena Adams hat bis vor neun Monaten im Team von Jeffrey gearbeitet. Dann wurde erst ihre Zwillingsschwester überfallen und brutal vergewaltigt, anschließend Lena selbst. Seitdem ist Lena traumatisiert und betäubt sich durch Alkohol. Da sie sich keine Hilfe gesucht hat, hat Jeffrey sie gefeuert. Danach hat sie bei der Campus-Polizei angefangen.
Dreh dich nicht um von Karin Slaughter hat mir gut gefallen. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und ich habe das Buch innerhalb von drei Tagen durchgelesen. Die Handlung wurde in die Wochentage unterteilt und außerdem in recht lange Kapitel. Die Beschreibungen der Todesursachen und Verletzungen sind sehr detailliert und nichts für schwache Nerven. Die drei Protagonisten sind mir sympathisch, vor allem Sara. In Sara konnte ich mich gut hineinversetzen und sie handelt nachvollziehbar. Über die Tatsache, dass sie wieder mit ihrem Ex-Mann zusammen ist, kann man streiten.
Jeffrey leistet ebenfalls gute Arbeit, auch wenn seine Entscheidungen Lena betreffend manchmal etwas vorschnell getroffen sind. Lena wiederum geht meiner Meinung nach mit ihren traumatischen Erlebnissen gut um, sie hat zumindest wieder in ein normales Leben gefunden. Den Alkohol kann sie auch noch in Grenzen halten, aber als sie dann einen Mann kennen lernt, der alles andere als gut für sie ist, kann ich nicht nachvollziehen, warum sie sich überhaupt auf ihn einlässt und ihn dann gegenüber Jeffrey auch noch deckt. Das Ende des Buches finde ich etwas „dahingeplätschert“. Ganz seicht und nach und nach wird der Täter ermittelt, ohne dass es zu einem besonderen Spannungsaufbau kommt. Außerdem kann ich den Titel des Buches nicht nachvollziehen.
Karin Slaughter wurde 1971 in Atlanta, Georgia geboren. Vor ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin war sie Inhaberin einer Werbeagentur, die sie später verkaufte. 2001 erschien der erste Teil der Serie um Sara Linton. Dieses Buch ist der dritte Teil von insgesamt sechs. Die Autorin hat außerdem noch zwei weitere Serien geschrieben und einige sonstige Thriller. Interessant finde ich, dass Sara Linton den Protagonisten einer weiteren Serien kennen lernt und dort dann „weiterlebt“.
Rezension und Foto von Andrea Köster.
Dreh dich nicht um | Erschienen am 18. März 2005 bei Wunderlich im Rowohlt Verlag
Die gelesene Taschenbuchausgabe erschien am 20. Januar 2014 bei Blanvalet
ISBN 978-3-442-38268-2
480 Seiten | 9,99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe
Weiterlesen: Andys Rezension zu Karin Slaughters Thriller Cop Town
3 Replies to “Karin Slaughter | Dreh dich nicht um”
Ich bin schon ein wenig gefesselt von den Büchern, die im Hintergrund stehen… darf ich fragen, um welche Bücher es sich handelt? 🙂
Ich lasse ganz liebe Grüße da
Natascha
Hallo Natascha! Das sind sämtliche Werke von Herrmann Löns und die roten Bücher sind einige Bände „Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens“. Diese Bücher haben aber keinen Bezug zu dem rezensierten Buch. Viele Grüße, Andrea
Musst grad an Joy Fielding denken, die hat auch ein Buch mit dem Titel 😀
Slaughter scheint ja momentan wieder in aller Munde zu sein, hab sie vor gut 10 Jahren sehr gern gelesen und will demnächst testen, ob sie auch heut noch was für mich ist. Dieses Buch hier wird es aber nicht, sondern: Blutige Fesseln