Jahreshighlights 2019

Jahreshighlights 2019

Aus den in 2019 für Kaliber.17 rezensierten Titeln stellen wir euch wie jeden Januar unsere Highlights vor. Andrea, Andy und Gunnar präsentieren ihre Top-Titel 2019. Zur jeweiligen Rezension gelangt ihr am bequemsten durch Klick auf den Titel.

 

Andreas Lieblingsbücher 2019

Charlotte Link | Die Suche

Es handelt sich um den zweiten Kriminalroman um Detective Sergeant Kate Linville, die gerade ihr Elternhaus zum Verkauf vorbereitet, als ein 14-jähriges Mädchen spurlos verschwindet und Kate sich in die Suche einmischt. Ein dickes Buch, in dem ausführlich auf alle Gedanken und Gefühlslagen eingegangen wird, aber mit einem späteren Lese-Sog und spektakulären Ende punkten kann.

Nele Neuhaus | Muttertag

Im aktuellen Fall von Pia Sander und Oliver von Bodenstein finden die beiden durch einen Todesfall mehrere Menschenknochen auf einem abgelegenen Hof, die von Frauen stammen, die bereits vor längerer Zeit als vermisst gemeldet wurden. Ein klassischer Ermittlerroman, der meiner Meinung nach gut recherchiert ist und bei dem ich trotz vieler Personen den Überblick behalten konnte. Außerdem ist das Ende spannend, aber nicht überdramatisch.

Simone St. James | Sie schwarze Frau

Dieses Buch hat mich außerordentlich überrascht und extrem gefesselt. Bei der Restaurierung eines ehemaligen Mädcheninternats wird eine Leiche gefunden und die Journalistin Fiona beginnt nach deren Identität zu recherchieren. Sie deckt dabei mehrere Schicksale und Geheimnisse der Internatsschülerinnen von 1950 auf und das fand ich so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Corinna Kastner | Bodden-Nebel

Der zweite Krimi über die Schriftstellerin Greta Röwers beschäftigt sich mit Royal-Air-Force-Soldaten, die 1943 über Wustrow abgestürzt sind, von denen einer aber in keinen Überlieferungen auftaucht. Gretas Interesse ist sofort geweckt und zusammen mit ihrem Mann Matthias werden sie bei ihren Recherchen tief in die eigene Vergangenheit gezogen. Besonders gefällt mir natürlich die Kulisse der Geschichte, aber auch die Protagonistin Greta ist mir sehr sympathisch.

 

Gunnars beste Krimis 2019

In 2019 habe ich viele gute Krimis gelesen, allerdings hatte ich das Gefühl, weniger herausragende Bücher als in den Vorjahren gelesen zu haben. Ich habe zwar fast 100 Bücher gelesen, vielleicht habe ich aber auch einfach ein paar Bücher verpasst, die mich noch mehr überzeugt hätten. Bevor ich zu meinen Top 3 des Jahres komme, möchte ich noch schnell zwei Bücher erwähnen, die es knapp nicht auf das Treppchen geschafft haben. Zum einen Dov Alfons Unit 8200, einen Spionageroman aus Israel, der für mich dieses Genre sehr modern und mit einem Schuss Humor und Ironie interpretiert hat. Und zum anderen der immer noch sehr relevante James Lee Burke mit Mein Name ist Robicheaux, der seinen schwierigen Helden auch im 21. Band der Reihe sehr überzeugend in einen Kampf gegen Gangster, korrupte Polizisten und Populisten schickt.

Nun aber meine drei Lieblingsbücher des Jahres:

Attica Locke | Bluebird, Bluebird

Ein toter Schwarzer und eine tote weiße Kellnerin in einem Kaff in Osttexas. Der farbige Texas Ranger Darren Matthews nimmt die Ermittlungen auf, obwohl er vom Dienst suspendiert ist. Er vermutet ein Rasseverbrechen, doch so einfach liegen die Verhältnisse nicht. Ein ganz starker Krimi und Südstaatenroman. Es geht natürlich auch um Rassismus, aber auch um Konflikte aus der Vergangenheit. Und um Heimat und den Blues. Im Januar 2020 erscheint der nächste übersetzte Roman der Autorin. Ich bin sehr gespannt.

Garry Disher | Kaltes Licht 

Garry Disher war dieses Jahr gleich mit zwei starken Romanen vertreten. Neben dem lässigen Gangsterroman Hitze mit dem coolen Wyatt hat mich aber noch etwas mehr der Roman Kaltes Licht begeistert. In diesem klassischen Police Procedural begleitet der Leser Alan Auhl, einen reaktivierten Ermittler einer Cold Case-Einheit. Dieser Alan Auhl hat neben einem aktuellen Fall eines Skeletts unter einer Betonplatte aber noch alte und private Fälle zu lösen. Wie Disher dies zusammenführt und vor allem auch die Entwicklung der Figuren – das ist wirklich große Krimikunst.

Joseph Incardona | Asphaltdschungel

Eine Autobahnraststätte in Südfrankreich: Ein junges Mädchen verschwindet und scheint das nächste Opfer eines Serientäters zu werden. Doch die Polizei ist ihm diesmal ziemlich eng auf den Fersen. Ein klassisches Thrillersetting, das der Autor allerdings gekonnt erweitert zu einem multiperspektischen, äußerst düsterem Noir voller tragischer Figuren. Nicht komfortabel zu lesen wegen stakkatohaftem Stil und komplexem Aufbau – für mich am Ende aber restlos überzeugend und daher mein Roman des Jahres!

 

Andys Top 3 des Jahres

Mein Faible für historische Kriminalliteratur ist auch in 2019 geblieben. Im Besonderen die 1920er Jahre faszinieren mich immer wieder, ob es sich um das Berlin dieser Zeit von Volker Kutscher oder das kriegsgebeutelte Wien von Alex Beer handelt. Auch die Roaring Twenties in Hollywood mit der beginnenden Filmindustrie überzeugten mich mit Spannung, Dramatik und Atmosphäre. Für meine Highlights habe ich jetzt drei in 2019 veröffentlichte Titel ausgewählt.

Christof Weigold | Der blutrote Teppich

Auch in seinem 2. Fall bekommt es der deutschstämmige, trinkfeste Privatdetektiv Hardy Engel 1922 in Hollywood mit einem realen, skandalträchtigen Kriminalfall zu tun, der bis heute nicht aufgeklärt ist. Ein berühmter Starregisseur wird ermordet und während einige Spuren auf eine populäre Komikerin deuten, versuchen die Studiobosse alles, um einen Skandal zu vermeiden. Beeindruckend wie der Autor historisch belegte Fakten in den fiktiven Krimiplot einarbeitet. Wenn der heruntergekommene Private Eye mit dem Glasauge seine Nachforschungen zwischen Flüsterkneipen und Studiokulissen betreibt, zündet die bildhafte Darstellung bei mir ein richtiges Kopfkino. Durch die Augen des Ich-Erzählers erleben wir das Sündenpfuhl Hollywood mit den ganzen Intrigen und ausschweifenden Partys.

Stephen King | Das Institut (Veröffentlichung der Rezension am 28.01.2020)

Das Hörbuch wurde wie viele des Ausnahmeschriftstellers von David Nathan eingelesen und steht so ein bisschen für die King-Titel, die ich dieses Jahr gehört habe, wie Der Outsider, Mr. Mercedes und Der Anschlag. King ist ein begnadeter Erzähler und seine Art zu schreiben ist wie für Hörbücher gemacht. Die Charaktere werden durch Nathans hervorragende Interpretation unglaublich lebendig und es gelingt ihm problemlos Bilder in meinen Kopf zu transportieren. In der Geschichte geht es um ein menschenverachtendes System, dass Kinder und Jugendliche mit übernatürlichen Begabungen interniert und teilweise grausamen Experimenten aussetzt. Protagonist ist der 12-jährige Luke, der nach der Ermordung seiner Eltern eines Morgens im Institut mitten im Wald aufwacht. Mehr will ich noch nicht verraten, ausführliche Rezension folgt.

Andreas Pflüger | Geblendet

Im 3. Band begibt sich die blinde Superheldin zu einer ungewöhnlichen Therapie auf Rügen, um ihre Sehkraft zurückzuerlangen. Noch mit extremen Nebenwirkungen kämpfend wird sie ausgerechnet jetzt von der „Abteilung“, einer international operierenden Spezialeinheit der Polizei zurückgeholt. Man braucht ihre Hilfe bei der Überführung des Mannes, der für den Tod vieler Kollegen verantwortlich ist. Dieser finale Band ist geprägt von einer hohen Dichte an tiefgründigen Szenen und vielen Rückblicken in Aarons Kindheit, die sie nahbarer und verletzlicher machen und zieht seine Spannung auch aus dem Hoffen, ob Jenny wieder sehen wird, wobei die Darstellung von Aarons eingeschränkter Sichtweise ein großartiger, dramaturgischer Kniff ist. Auch hier glänzt Andreas Pflüger mit seinem unvergleichlich kraftvollen Schreibstil und treibt den Leser in einem fein ausbalancierten Rhythmus in rasantem Tempo durch die beeindruckend choreografierten Actionszenen. Ein würdiger Abschluss einer großartigen Trilogie, getragen von Jennys Handicap, der mich restlos begeistert hat. Auf dem Blog gibt es eine ausführliche Rezension von Gunnar.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber zum Schluss noch die coole Simone Buchholz, die mit ihrem 9. Band der Chastity-Riley-Serie Hotel Cartagena wirklich auf alle Krimiregeln pfeift und einfach ihren schnoddrigen Erzählstil kompromisslos durchzieht.

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