Nele Neuhaus | Muttertag
„Es ist kein Zufall. Ich habe die Daten gecheckt“, ließ Kai sich vernehmen. „Alle Frauen verschwanden einen Tag vor Muttertag, mit Ausnahme von Rianne van Vuuren. Die verschwand am Muttertag selbst.“
„Theo Reifenrath hasste den Muttertag“, sagte Pia nachdenklich. „Vielleicht deshalb, weil seine Frau diesen Tag zelebrierte, als wäre Weihnachten.“ (Auszug Seite 196)
Eher durch Zufall wird die Leiche von Theodor Reifenrath in seinem Haus entdeckt. Pia Sander und Oliver von Bodenstein vom RKI Hofheim werden dazu geholt, da erst nicht klar ist, ob es sich um eine natürliche Todesursache handelt. Bei der Untersuchung des Grundstückes werden im Hundezwinger menschliche Knochen und zwei Leichen entdeckt. Pia und Bodenstein finden heraus, dass es sich um Frauen handelt, die schon vor langer Zeit als vermisst gemeldet wurden und nie wieder aufgetaucht sind. Nach den Obduktionen liegen die Todesursachen vor und plötzlich passen noch viel mehr ungeklärte Fälle in ganz Deutschland in dieses Muster. Auffällig dabei ist, dass alle vermissten Frauen am Tag vor Muttertag verschwunden sind. Und an dem Tag hat jährlich auch Theos Frau Rita auf dem Hof ein Fest gefeiert, zu dem sie ihre Pflegekinder eingeladen hat, die sie jahrelang bei sich aufzog. War Theo Reifenrath ein Serienmörder? Und besteht jetzt keine Gefahr mehr, weil er tot ist? Denn der nächste Muttertag ist nicht mehr lange hin…
Klassischer Krimi mit viel Ermittlungsarbeit
Muttertag ist der neunte Fall um Pia Sander und Oliver von Bodenstein von Nele Neuhaus. Es handelt sich um einen klassischen Kriminalroman, in dem es hauptsächlich um die Ermittlungsarbeit und das Lösen des Falls geht. Ab und zu kann man zwischendurch auch in das Privatleben der beiden Protagonisten blicken, aber eher unterschwellig. Beide Protagonisten haben ihre privaten Probleme, aber diese nehmen nicht die halbe Handlung ein, was mir gefällt. Für Pia wird es zum Ende hin noch persönlich und deshalb kommt von ihrem Privatleben etwas mehr zum Vorschein, aber das bringt eher die Spannung.
Gut recherchierte Geschichte
Besonders aufgefallen ist mir, dass in der gesamten Geschichte viele Fachbegriffe und Abkürzungen benutzt werden, die für den Laien ausreichend erklärt werden und den Lesefluss nicht stören. Dadurch kam mir die Handlung sehr gut recherchiert vor und ich hatte das Gefühl, einen tatsächlichen Einblick in den Alltag eines Polizeireviers zu bekommen. Im letzten Teil des Buches werden auch zwei Fachbereiche sehr detailliert beschrieben, mit denen man im „normalen Leben“ gar nicht in Berührung kommt und die ich sehr interessant und vor allem glaubwürdig fand.
Viele handelnde Personen
Die Krimis der Autorin haben meistens die Herausforderung, dass es sehr viele handelnde Personen gibt und man beim Lesen leicht durcheinander kommt. Dem wurde vorgegriffen, in dem es zu Beginn des Buches ein Personenregister gibt, mit dem man sich grob orientieren kann und ich habe das auch verwendet. Aber es fiel mir in dieser Geschichte nicht so schwer den Überblick zu behalten, da ich die Protagonisten und Kollegen aus dem Kommissariat schon kannte und mir nur noch die Verdächtigen und Befragten merken musste. An einer Stelle konnte ich einen Namen nicht mehr zuordnen und auch das Personenregister half nicht, aber aus dem Kontext hat sich für mich schnell ergeben, um wen es sich handelte. Amüsant finde ich, dass Pia sich mit ihrem Mann über die Ermittlungen unterhält und dabei bemerkt, dass sie mindestens vier Opfer und drei Tatverdächtige raus streichen müsste, würde sie einen Krimi über den Fall schreiben, damit der Leser nicht den Überblick verliert;-)
Spannendes, aber nicht übertriebenes Ende
Die Geschichte kam mir trotz ihrer über fünfhundert Seiten zu keiner Zeit langatmig vor und ich habe mich durchgängig gut unterhalten gefühlt. Das Ende wird dann nochmal etwas spannender, da die Zeit quasi über Leben und Tod entscheidet, aber keineswegs übertrieben nervenaufreibend ist. Meiner Meinung nach handelt es sich um einen soliden Kriminalroman, der sehr gut recherchiert ist und von mir eine klare Empfehlung bekommt.
Nele Neuhaus wurde in Münster/Westfalen geboren, zog aber schon als Kind mit ihren Eltern in den Taunus. Ihre ersten Bücher erschienen noch als Eigendruck, bis sie dann vom Ullstein-Verlag entdeckt wurde. Neben den Taunus-Krimis um Oliver und Pia schreibt die passionierte Reiterin auch Pferde-Jugendbücher und unter ihrem Mädchennamen Nele Löwenberg Unterhaltungsliteratur. Ihre Krimis erscheinen in über 30 Ländern und wurden sogar verfilmt.
Rezension und Foto von Andrea Köster.
Muttertag | Erschienen am 19. November 2018 bei Ullstein
ISBN 978-3-550-08103-0
560 Seiten | 22.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe
Auch bei uns: Rezensionen zu den Nele Neuhaus-Krimis Eine unbeliebte Frau und Im Wald.