Amy Gentry | Good as Gone
„In einer smarten Parallelmontage deckt Amy Gentry in ihrem Debütroman finstere Geheimnisse auf und gibt ihrer Geschichte eine verblüffende und einigermaßen erschütternde Wendung.“ (Literatur Spiegel am 17. März 2017)
Good as Gone ist das Erstlingswerk von Amy Gentry, was man jedoch kaum glauben kann, so ausgefeilt sind die Handlungsstränge des Plots. Am Beginn der Handlung steht die nächtliche Entführung der zu diesem Zeitpunkt 13-jährigen Julie aus ihrem Elternhaus in Houston. Deren kleine Schwester Jane erlebte die Entführung mit, versteckte sich jedoch vor lauter Angst in einem Schrank und konnte keine genaueren Aussagen zum Täter machen. Alle Versuche von Anna und Tom, ihren Eltern, den Entführer durch öffentliche Aufrufe zur Rückgabe der Tochter zu bewegen schlagen fehl, der Entführer nimmt keinerlei Kontakt mit ihnen auf, eine Lösegeldforderung wird nicht gestellt.
Acht Jahre danach
Acht Jahre später öffnet Anna einer jungen Frau die Türe; sie kommt ihr zunächst nur vage bekannt vor – ihr Hirn weigert sich in diesem Moment, eine Verbindung herzustellen. Als die junge Frau vor ihr zusammenbricht, ruft sie ihren Mann Tom, der kurz stutzt, dann jedoch in der jungen Frau seine Tochter Julie erkennt. Aufgrund des Zustandes von Julie wird sie mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Bereits dort meldet sich ein Detective, der versucht, Julie zu einer Aussage über die Umstände ihrer Entführung zu bringen. Obwohl die Eltern zunächst um einen Aufschub der Ermittlung bitten, erklärt Julie sich zu einer kurzen Aussage bereit und schildert, dass sie von ihrem Entführer mehrfach vergewaltigt und auch an andere Männer verkauft wurde.
Die Autorin schildert im weiteren Verlauf der Handlungen die Schwierigkeiten, die sich für die ganze Familie durch die Rückkehr der lange vermissten Tochter und Schwester ergeben. Besonders Anna, die Mutter, ist aufgrund des Verhaltens von Julie mehr und mehr verunsichert – ist es wirklich ihre Tochter, die unter noch ungeklärten Umständen den Weg nach Hause gefunden hat oder hat sich eine Fremde in die Familie eingeschlichen? Sie beginnt, die Handlungen von Julie zu beobachten, ihre Zweifel verstärken sich mehr und mehr. Stimmen die Schilderungen von Julie oder ist alles frei erfunden? Die Situation wird zur Zerreißprobe für die gesamte Familie.
Amy Gentry schafft es immer wieder, den Leser zu verwirren. Besonders eindrucksvoll finde ich die wechselnden Erzählstrukturen. Zu Wort kommen neben den Eltern und der Schwester von Julie auch mehrere Mädchen und junge Frauen mit wechselnden Namen, die ihre Lebensgeschichte erzählen. Hierbei fällt zunehmend auf, dass diese Protagonistinnen zum Ende des Romans hin immer jünger werden – und es kommt die Frage auf, was dies alles für die vergangene Zeit in Julies Leben zu bedeuten hat.
Die Auflösung des Rätsels stellt Anna dann vor eine Situation, die auch für sie selbst bedrohlich wird. Man fiebert mit und kann es kaum erwarten, dass die Autorin endlich die Fäden entwirrt und die Wahrheit ans Licht kommt.
Fazit: Ein starker Plot, spannend bis zum Schluss!
Rezension und Foto von Monika Röhrig.
Good as Gone | Erschienen am 27. Februar 2017 bei Bertelsmann
ISBN 978-3-570-10323-4
320 Seiten | 12,99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe