Moritz Matthies | Letzte Runde

Moritz Matthies | Letzte Runde

Im Zoo ist die Hölle los!

Opa Reinhard, der Nachtwächter vom Berliner Zoo, versteht die Welt nicht mehr. Denn hier ist nachts die Hölle los. Eindringlinge treiben seit kurzem die Bewohner in den Wahnsinn. Löwe Kunze vermisst seine Mähne, Elefant Heiner seine Stoßzähne, und einer der Flamingos ist gleich ganz verschwunden. Als dann noch eine Betäubungspatrone, die für den Bisonbullen gedacht war, im Hintern von Opa Reinhard landet, ist Schluss. Die Erdmännchen-Detektive Ray und Rufus rufen ihren menschlichen Partner Phil zu Hilfe. Der soll sich des Falls annehmen. Undercover als Nachwächter, gerät allerdings auch der geviewte Ermittler sehr bald in höchste Gefahr …

Es gibt ja einige tierische Ermittler, aber Erdmännchen (aus dem Berliner Zoo) als Detektive kannte ich bisher nicht. Insbesondere keine, die sich mit einem menschlichen Detektiv unterhalten können, der ihre Sprache versteht und von denen welche sogar lesen können und über ein mit technischen Ausrüstungen versehenes Hauptquartier innerhalb des Erdmännchen-Hügels verfügen. Diese Kombination hat sich bereits in mehreren Fällen bewährt; nach dem letzten sollte eigentlich Schluss sein, aber wie es so ist …

Der Autor hat sich einen Plot ausgedacht, der zwar mehr als realitätsfern, aber dermaßen irrwitzig und amüsant ist, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Es kommt nämlich zu Nachtzeiten im Zoo zu Raubzügen der besonderen Art: als erstes wird dem Löwenmännchen seine Mähne abrasiert, anschließend muss der Elefantenbulle seinen Stoßzähnen Lebewohl sagen und ein kompletter Flamingo wird auch vermisst, bevor die Erdmännchen Ray und Rufus sich einschalten können und ihren menschlichen Partner Phil zur Mitarbeit bewegen. Dieser wird als Nachtwächter eingeschleust, nachdem der bisherige Nachtwächter aufgrund einer nächtlichen Verfolgungsjagd mit den Dieben einem Herzinfarkt erlag.

Leider setzen die Räuber Phil gleich in seiner ersten Nachtwache mit einem Betäubungspfeil (so etwas hatten sie vorher schon bei Löwe und Elefant verwendet) außer Gefecht, die Klauerei in den Tiergehegen geht erst mal weiter. Wie sich herausstellt, beruhen die Diebstähle auf den Vorgängen eines Computerspiels, genannt „Throne of Thrones“ (wunderbare Anspielung), in deren Verlauf aus den diversen Tieranteilen der „Throne“ gebaut werden soll – ein Irrer ist am Spiel.

Mit Einsatz aller Zootiere – insbesondere der Gorillaboss Kong sei hier erwähnt – kommen die Erdmännchen und Phil ihm auf die Spur. Wie sie in einem großen Showdown die bisher gefangenen Tiere befreien können und natürlich auch die den Zootieren abgenommenen Fellanteile, Hörner, Federn und Stoßzähne zurückerobern, ist schon etwas ganz Besonderes.

Schön sind auch die Beschreibungen der einzelnen Tierarten und Verhaltensweisen. Die Flamingos kommen hier besonders schlecht weg. Für nichts zu gebrauchen, die Armen. Und wer könnte schon vermuten, dass Elche aus ihren abgeworfenen Geweihen ein Sammlung aufbauen, was sich in diesem Fall (fast) als hilfreich erweist? Alles in allem: tolle Ideen, witzig und spannend gleichzeitig.

Wer etwas für skurrile Handlungen übrig hat, ist hier genau richtig. Unbedingt lesen!

 

Rezension von Monika Röhrig.

 

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Letzte Runde | Erschienen am 22. März 2016 bei Scherz im Fischer Verlag
ISBN 978-3-65102-448-9
304 Seiten | 14,99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

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