Jussi Adler-Olsen | Verheißung

Jussi Adler-Olsen | Verheißung

Die zwei Sätze der Mail sorgten dafür, dass die Stimmung im Büro noch weiter in den Keller ging.  Das Sonderdezernat Q war meine letzte Hoffnung. Jetzt kann ich nicht mehr. C. Habersaat (Auszug Seite 15)

In Verheißung, dem sechsten Band der Reihe, sitzt das Sonderdezernat Q immer noch im düsteren Keller und ist für die ungeklärten Fälle zuständig. Während Assad zumindest für ein bisschen Farbe an den Wänden sorgt, nimmt Carl Mørck einen Anruf von dem Bornholmer Polizisten Christian Habersaat entgegen, der ihn um Unterstützung bittet. Natürlich wimmelt ihn der ewig unlustige Carl mürrisch ab. Am nächsten Tag ist der alte Polizist tot.

Besessene Ermittlungen

Er hat sich bei seiner  Abschiedsfeier nach vierzig Dienstjahren vor den Augen aller erschossen. Siebzehn Jahre lang hatte sich Habersaat mit dem ungeklärten Tod einer jungen, lebenslustigen Frau beschäftigt, die er selbst kopfüber in einem Baum hängend fand. Alberte Goldschmid, eine hübsche und beliebte Schülerin war mit dem Fahrrad unterwegs, wurde von einem Auto erfasst und in den  Baum geschleudert. Habersaat glaubte nicht an fahrlässige Tötung mit Fahrerflucht. Doch seine obsessiv betriebenen Ermittlungen waren jahrelang ergebnislos verlaufen und hatten ihn verbittert und seine Familie, sämtliche Lebensfreude und viele Freundschaften gekostet.

Mit schlechtem Gewissen erreicht das Q-Team die dänische Insel Bornholm und sichtet Habersaats privat gesammelten Unterlagen, die sein ganzes Haus füllen. Eine Spur führt nach Öland zu einem obskuren,  „Zentrum zur transzendentalen Vereinigung von Mensch und Natur“, die von einem charismatischen jungen Mann geleitet wird, der als eine Art Guru gilt.

Der Sonnenkult

In einem zweiten Handlungsstrang verfolgen wir Atu, einen Sonnenanbeter und Guru, der einer esoterischen Bewegung anhängt. Er leitet das Haus der aufgehenden Sonne, einer zu Ehren des Lichtgottes Horus im Hohen Norden neu erschaffenen Kultstätte. Pirjo, seine langjährige Weggefährtin und Organisatorin des Zentrums hat sich seit vielen Jahren seiner Welt verschrieben, immer hoffend, dass sie am Ende sein Herz gewinnen würde. Aber der charismatische Atu, der vielen Frauen zugänglich ist, sieht in Pirjo nur eine platonische Partnerin. Das hindert die krankhaft eifersüchtige und zu allem entschlossene Frau nicht daran, jede andere von ihm fernzuhalten und dabei auch, wortwörtlich über Leichen zu gehen.

Die Figur Pirjo ist derart absurd überzeichnet, dass es eine großen Spaß machte, ihre Handlungen zu verfolgen. Zum Schluss, wenn beide Handlungsstränge zusammengeführt werden, begeben sich Carl und Assad bei einem spannenden Showdown in große Lebensgefahr.

Ich fand den Anfang sehr bedrückend und packend, und auch den Erzählstrang um Pirjo spannend mit vielen überraschenden Wendungen. Die Ausführungen um den dubiosen Sonnenkult hätte man etwas straffen können, aber ich fand das Abtauchen in die Abgründe neoreligiöser Heilversprecher und was Menschen auf der Suche nach Glück und Zufriedenheit alles aufgeben, sehr interessant. Carl wird wieder von seinem Cousin beschuldigt, beim angeblichen Mord an dessen Vater geholfen zu haben und es ergeben sich neue Hinweise im Druckluftnagler-Fall. Der Fall, bei dem Carl damals angeschossen wurde und sein Kollege Hardy schwer verletzt, wird aber nur angerissen und verläuft dann im Sand. Es ist schon klar, dass Adler-Olsen das noch in den drei finalen Bänden aufgreifen wird, hier störte es nur den Erzählfluss. Auch wenn die Interaktionen zwischen Carl, Assad und Rose diesen Thriller wieder sehr beleben, entwickeln sich die Figuren hier leider kaum weiter. Die Vergangenheit von Rose und Assad bleibt weiter im Dunkeln und es werden nur ein paar kleine Details verraten.

Der dänische Autor Jussi Adler-Olsen hat zahlreiche nationale und internationale Preise erhalten. Seine Bücher wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt mit einer Auflage von mehr als zehn Millionen Exemplaren. Er war in unterschiedlichen Berufen tätig, bevor 1997 sein erster Thriller erschien. Der Durchbruch gelang ihm 2007 in Dänemark mit Erbarmen dem ersten Band um das Sonderdezernat Q. Inzwischen wurden drei seiner Romane erfolgreich verfilmt.

 

Rezension und Foto von Andy Ruhr.

 

Verheißung | Das E-Book erschien am 1. April 2015 bei dtv DIGITAL
ISBN 978-3-42342-697-8
640 Seiten | 7,99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

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