Eva Rossmann | Gut, aber tot
Wäre doch eine spannende Geschichte fürs ‚Magazin‘. Damit klar wird, was für Leute das sind. Die werden immer radikaler. Letzte Woche haben sich Aktivisten in San Daniele in Käfige gesperrt, um gegen Prosciutto-Produktion zu protestieren. Und in Süditalien sind welche aufgetaucht, die haben Transparente mit Weiße Scheiße vor einer Büffelmozzarella-Produktion entrollt. Vor den Zoos in Schönbrunn und in Berlin haben sie Flugblätter verteilt: Keine Gefängnisse für Tiere!, Warum hat die Giraffe lebenslänglich?, Was hat der König der Tiere verbrochen? – All so was. (Auszug Seite 6)
Auf dem Tor der Winzerin Martina wurde mit Theaterblut „MÖRDERIN!“ geschrieben. Waren das die V. A.? Eine vegane Vereinigung, von der keiner genau weiß, was die Abkürzung heißt. Sie haben auch schon mit Shitstorm im Internet gegen einen Schweinebauern und anderen radikalen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. Mira Valensky beschießt einen Artikel im „Magazin“ zu veröffentlichen, in dem es über veganes Leben geht. Als Mira sich zur Recherche mit Vanessa Frey treffen will, die Mitglied bei GutTier ist und sich für Gnadenhöfe einsetzt, entdeckt sie eine Leiche im Fuchsgehege. Das Gesicht wurde angefressen von den Tieren.
Es handelt sich um den Geschäftsführer von GutTier. Trotz dieses Vorfalls soll am Folgetag ein Fest mit Verkostung von veganen Produkten stattfinden. Dabei kommt es zu einem Skandal: die Landwirte jubeln den Veganern Fleisch unter. Kurz darauf wird der Bauer Franz Mitterer erschossen, der an diesem Skandal beteiligt war. Ist das die Rache der Veganer? Kurz darauf verschwindet eine Kabarettistin, die sich in ihrem Programm auch kritisch mit dem Thema vegan sein auseinandergesetzt hat. Mira und ihre Freundin wollen herausfinden, ob hinter all dem die V. A. steckt.
Mira Valensky lebt in Wien, ist Anfang 50 und verheiratet mit dem Anwalt Oskar Kellerfreund. Die Journalistin kocht leidenschaftlich gern und ihre Kochkünste werden in dem Buch sehr ausführlich beschrieben, fast wie in einem Kochbuch, nur ohne Mengenangaben. Außerdem wohnt bei ihr der Kater Vui und sie fährt ein Elektroauto.
Ich bin selbst Vegetarierin und deshalb hat mich dieses Buch angesprochen. Es werden viele Fakten beschrieben, die Mira bei der Recherche herausfindet. Die ersten drei Kapitel haben dadurch leichten Sachbuch-Charakter. Diese Informationen waren für mich nichts Neues, aber trotzdem interessant zu lesen. Mira ist dem Thema „Fleisch essen oder nicht“ objektiv zugewendet. Sie selbst isst Fleisch, versucht es dann aber doch mal mit dem fleischfreien kochen.
Gut, aber tot von Eva Rossmann hat mich persönlich nicht überzeugt. Das Buch wird als Krimi bezeichnet, aber es geht nur nebenbei um die Ermittlung, wer den Bauern erschossen hat. Mir ist bewusst, dass die Protagonistin keine Kriminalbeamtin, sondern Journalistin ist, trotzdem hätte ich mir eine präzisere Nachforschung dazu gewünscht. Zu viele andere Themen werden nebenbei noch beleuchtet, wie die Überführung der V. A., um herauszufinden, wer das genau ist. Die Geschichte finde ich leider überhaupt nicht spannend. Trotzdem ist mir Mira sehr sympathisch. Es wird in Ich-Form aus Sicht von Mira erzählt und dadurch erhält man Einblicke in ihre manchmal sarkastischen Gedanken in Dialogen. Insgesamt finde ich Mira sehr erfrischend.
Eva Rossmann wurde 1962 geboren und lebt im Weinviertel in Österreich. Sie war Verfassungsjuristin und politische Journalistin und seit 1994 arbeitet sie als freie Autorin und Publizistin. Eva Rossmann hat schon etliche Bücher geschrieben, neben den Krimis um Mira Valensky auch zahlreiche Sachbücher und Drehbücher. Dieses ist der achtzehnte Fall von Mira Valensky. Außerdem erschien ein Kochbuch mit Miras Rezepten.
Rezension und Foto von Andrea Köster.
Gut, aber tot | Erschienen am 30. August 2016 bei Folio
ISBN 978-3-85256-698-6
280 Seiten | 22,- Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe