Martin Krist | Märchenwald

Martin Krist | Märchenwald

Mitten in der Nacht wird Max von seiner Mutter geweckt. »Seid still«, sagt sie weinend, als sie den Zehnjährigen und seine vier Jahre alte Schwester Ellie in einen Wandschrank sperrt. »Geht zu Opa …«, hören die Kinder sie noch flüstern, dann fliegt krachend die Haustür auf. Ihre Mutter schreit. Ellie weint. Um sie zu beruhigen, erzählt Max ihr die Geschichte vom Märchenwald. Während Max und Ellie auf dem Weg zu ihrem Großvater sind, erwacht auf dem Alexanderplatz eine junge Frau blutüberströmt und ohne Gedächtnis. Im Wedding stehen die Mordermittler Paul Kalkbrenner und Sera Muth vor dem rätselhaftesten Fall ihrer Karriere. Und der Märchenwald birgt nichts Gutes.

Handlungsort ist Berlin. Die eigentliche Story beginnt damit, dass der neunjährige Max von seiner Mutter geweckt und aus dem Bett gezerrt wird – augenscheinlich droht Gefahr. Sie bringt ihn mit seiner kleinen Schwester in einer Kammer hinter einem Regal in der Küche in Sicherheit. Damit die Kleine zumindest einigermaßen die Ruhe bewahrt, tut sie so, als ob alles nur ein Spiel wäre und erzählt ihnen von einer Höhle in einem Märchenwald, in der sie sicher sind und dass am Ende alles gut wird. Nachdem sie die Türe der Kammer verschlossen hat, hört Max nur noch: „Und geht zu Opa… auf… Fall“. Danach vernimmt Max nur noch ein Krachen und einen Schrei seiner Mutter, dann ist alles still.

Im weitere Verlauf des Buches wechseln sich nun die Schilderungen der Ereignisse, bei denen Kommissar Kalkbrenner mit seiner Kollegin Sera Muth tätig werden muss, mit einem weiteren Handlungsstrang ab, in dem eine junge Frau blutüberströmt und ohne Gedächtnis in einer dunklen Gasse in der Nähe vom Alexanderplatz wach wird, sowie den Erlebnissen der Kinder, die sich aus der Kammer befreien und auf den Weg zu ihrem Opa machen.

Dieser stetige Wechsel macht die Story für mich etwas unübersichtlich, obwohl die einzelnen Handlungsstränge an sich durchaus spannend geschildert sind. So muss sich Kommissar Kalkbrenner mit einem Fall beschäftigen, bei dem Kannibalismus eine Rolle spielt; die junge Frau ohne Gedächtnis versucht, Ihre Identität zu erforschen und gerät dabei immer wieder in Gefahr, traut sich jedoch nicht zur Polizei, die sie in ihrem Unterbewusstsein mit dieser Gefahr verbindet.
Die Kinder sind währenddessen unter teilweise widrigen Umständen auf dem Weg zu Ihrem Opa, immer wieder erzählt Max seiner Schwester vom Märchenwald, um ihr Mut zu machen.

Obwohl man sich als Leser ungefähr zwei Drittel des Buches fragt, wie das Ganze noch zusammen kommen soll, schafft Autor Martin Krist  dies gegen Ende der Handlung problemlos; allerdings anders als zunächst vermutet. Im Plot hat der Autor besonders scheußliche Morde, einen Pornoring und die schrecklichen Erlebnisse von Kindern, die ihre Mutter vermissen, zusammengebracht. Die Auflösung bringt nicht nur Kommissar Kalkbrenner und seine schwangere Tochter (auch eine der in der Handlung vorkommenden Personen), sondern auch die Kinder noch in Lebensgefahr.

Alles in allem ist Märchenwald spannend, wenn auch meiner Meinung nach durch den stetigen Wechsel der Handlungsstränge und die Vielzahl von in der Handlung enthaltenen Personen leicht unübersichtlich. Für mich hat der Autor leider etwas zu viele verschiedene Ereignisse eingebaut, die teilweise Verwirrung stiften, ohne etwas für die Story zu tun. Insbesondere habe ich mich gefragt, was die – auch noch in der Handlung untergebrachte – zeitweise Entführung von Max durch eine Frau, deren eigener Sohn im Alter von Max verstorben ist, mit dem ursprünglichen Plot zu tun hat.

Fazit: Insgesamt spannend, wenn man es geschafft hat, die Ereignisse im Zusammenhang zu sehen.

 

Rezension und Foto von Monika Röhrig.

 

Märchenwald | Erschienen am 12. August 2016 bei Ullstein
ISBN 978-3-54828-764-5
416 Seiten | 9,99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

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