Simone St. James | Die schwarze Frau

Simone St. James | Die schwarze Frau

„Fiona blieb wie angewurzelt stehen, als sie die Gestalt sah. Es war eine Frau, klein und schmal – wahrscheinlich ein junges Mädchen. Sie trug ein schwarzes Kleid, das lang und schwer war, eine Kluft aus längst vergangener Zeit. Sie hielt das Gesicht abgewandt, blickte irgendwo auf das Feld hinaus, völlig unbewegt.“ (Auszug Seite 179)

Fiona ist Journalistin bei einer Zeitung und hat vor zwanzig Jahren ihre Schwester Deb verloren. Deb wurde von ihrem damaligen Freund umgebracht und ihre Leiche auf dem Gelände des ehemaligen Mädcheninternats Idlewild Hall gefunden. Obwohl Debs Mörder verurteilt ist und immer noch hinter Gittern sitzt, hat Fiona den Verlust nie überwunden. Nun soll Idlewild restauriert werden und Fiona möchte einen Artikel darüber schreiben. Bei den Arbeiten auf dem Grundstück wird eine weitere Leiche gefunden. Fiona beginnt nach der Identität zu recherchieren und deckt dabei mehrere Schicksale und Geheimnisse der ehemaligen Internatsschülerinnen auf, aber auch der Mord an ihrer Schwester wird erneut aufgerollt und was Fiona zu Tage fördert, ist schockierend.

Überraschend und fesselnd

Die schwarze Frau von Simone St. James hat mich außerordentlich überrascht und extrem gefesselt. Den Klappentext fand ich interessant: Die Erlebnisse um 1950 von Mädchen in einem Internat, die sich Schauergeschichten erzählen, dann eine weitere Leiche und eine Journalistin, die darüber berichtet und recherchiert. Ich habe das Buch ohne Erwartungen aufgeschlagen und konnte es nicht mehr schließen, bis ich die letzte Seite gelesen hatte. So müssen Romane sein und ich bin wirklich begeistert!

Recherchen bis in den zweiten Weltkrieg

Fiona ist 37 Jahre alt und seit einem Jahr mit dem acht Jahre jüngeren Polizisten Jamie liiert. Sie schreibt als freie Journalistin eher über typische Lifestyle-Themen, bis es zu dem Artikel über Idlewild Hall kommt. Als die Leiche gefunden wird, ist Fiona ganz besessen davon, ihre Identität herauszufinden, denn es handelt sich um eine Schülerin und ihr toter Körper liegt seit über sechzig Jahren auf dem Grundstück. Bei der Suche findet sie schnell Personen, die ihr helfen können und über Informationen verfügen; ihre Recherchen gehen bis in den zweiten Weltkrieg hinein.

Grusel von 1950 bis heute

Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln in zwei Zeitebenen geschildert: Heute aus Sicht von Fiona und 1950 abwechselnd von vier Schülerinnen. Ich fand beide Ebenen sehr interessant zu lesen und nach dem ersten Drittel haben mich die ganzen Geheimnisse, die es aufzudecken galt, so gefesselt, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte! Besonders spannend fand ich den Schulalltag damals und die Verbindung der zweiten Leiche zum Krieg. Die Schauergeschichten der Internatsbewohnerinnen um die schwarze Frau fand ich aus deren Sicht nett zu lesen, aus der Perspektive von Fiona eher unrealistisch. Gerade zum Ende hin hat das meiner Faszination für das Buch einen kleinen Abbruch getan. Allerdings wird die Geschichte dadurch auch etwas schaurig und gruselig, was mal etwas anderes ist und das man mögen muss.

Fazit: Große Empfehlung, aber bitte genug freie Zeit zum Lesen einplanen!

Simone St. James schrieb schon in der Highschool ihre erste Geistergeschichte. Später war sie 20 Jahre in der Filmbranche tätig, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Spannungsromanen widmete. Mit ihrem Mann und ihrer verwöhnten Katze lebt sie in der Nähe von Toronto, Kanada.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Die schwarze Frau | Erschienen am 18. Februar 2018 im Goldmann Verlag
ISBN 978-3442488223
448 Seiten | 10.- Euro
Originaltitel: The Broken Girls
Bibliografische Angaben & Leseprobe

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