Sandra Lüpkes | Götterfall

Sandra Lüpkes | Götterfall

Der grausamste Mord kann etwas von Liebe und Hoffnung erzählen.

Wencke Tydmers soll ihre Chefin auf einem Symposium zum Thema »Über die Zusammenhänge altgermanischer Mythen und moderner Politik« in Island vertreten. Eigentlich hat die LKA-Fallanalytikerin dazu keine Zeit: Ihr Job steht auf der Kippe, die Frau ihres Geliebten befindet sich kurz vor der Entbindung, und wohin mit ihrem Sohn während der Dienstreise?

Da landen mysteriöse Briefe in ihrem Briefkasten. Wer schickt ihr diese Kopien von handschriftlichen Notizen ihrer verstorbenen Freundin Doro? Die Erinnerung an Doros tragischen Tod und an das rätselhafte Verschwinden des kleinen Jan vor 20 Jahren hatte sie bisher verdrängt.

Der Flug nach Island wird für Wencke zur Tortur. Alle in den damaligen Fall verwickelten Personen befinden sich an Bord! Statt ihre Vorgesetzte auf dem Kongress zu vertreten, gerät Wencke in ein perfides Komplott, dessen Spuren weit in die Vergangenheit reichen …

Sandra Lüpkes neunter Fall der LKA-Fallanalytikerin Wencke Tydmers ist ein durchweg spannender Kriminalroman, der sich sehr flüssig lesen lässt. Sowohl die sympathisch angelegte Protagonistin  als auch die  anderen Hauptcharaktere dieser Geschichte sind glaubwürdig und nachvollziehbar angelegt, ohne dass die Autorin stark zwischen der Kriminalgeschichte und dem jeweiligen privaten Hintergrund schwankt.

Dass alle maßgeblich Beteiligten eines 20 Jahre zurückliegenden Entführungsfalls an Bord eines Flugzeuges aufeinander treffen und diese auch alle das selbe Ziel haben, nämlich eben den im Klappentext erwähnten Kongress auf Island, erschien mir zunächst ein wenig zu fantastisch, allerdings spinnt Sandra Lüpkes glaubhaft die einzelnen Fäden zu einem Ganzen zusammen.

Verwoben mit Isländischer Sagengeschichte, die sich der Täter, den es zu entschlüsseln gilt, zu Nutzen macht, entbrennt auf Island eine Verfolgungsjagd, wobei die Fronten noch bis zum letzten Drittel offen bleiben, was wiederum die Spannung erhöht. Als kleines Manko habe ich allerdings die manchmal unglaubwürdigen Überhöhungen im zeitlichen Ablauf empfunden (zum Beispiel bei der fallanalytischen Auswertung von fünf Dokumenten).

Gut gefallen hat mir auch, dass der Roman nicht auf Island sondern in Deutschland endet, dass alle offenen Fragen geklärt werden. Nur der Schluss, der ist dann leider doch etwas kitschig.

Der Roman – welcher zum Großteil auf Island spielt – ist nichtsdestotrotz nicht mit einem isländischen Kriminalroman vergleichbar. Die erzeugte Stimmung und auch die Landschaftsbeschreibung weicht deutlich ab. Als Leser sollte man sich auf einen gut geschriebenen deutschen Kriminalroman mit locker eingestreutem Sprachwitz einstellen.

 

GötterfallGötterfall | Erschienen am 1. August 2013 im Deutschen Taschenbuch Verlag
336 Seiten | 14,90 Euro
Leseprobe

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