Nele Neuhaus | Im Wald

Nele Neuhaus | Im Wald

„Bodenstein folgte dem geschotterten Weg durch den Wald. Er konnte das Feuer riechen, bevor er die Lichtung erreicht hatte. Rauch hing zwischen den Bäumen und kroch durch die Lüftungsschlitze ins Innere des Autos. Dann sah er den Lichtschein durch die Stämme der Fichten. Auf dem Parkplatz standen mehrere Fahrzeuge, darunter ein Rettungswagen mit geöffneten Türen.“ (Auszug Seite 26)

Oliver von Bodenstein wird mitten in der Nacht in den Wald gerufen. Ein Wohnwagen ist komplett ausgebrannt, mitsamt einem Menschen. Die Ermittlungen beginnen sofort, doch nur wenige Zeit später wird die totkranke Besitzerin des Wohnwagens, Rosemarie Herold, erwürgt. Und damit nicht genug: auch der örtliche Pfarrer wird getötet und es danach so inszeniert, dass der Tod wie ein Selbstmord aussieht. Nach einigen Befragungen der Bewohner kommt heraus, dass die im Sterben liegende Rosemarie Herold noch ihr jahrelang gehütetes Geheimnis dem Pfarrer anvertraut hat. Vor 42 Jahren ist ein Junge aus dem Dorf spurlos verschwunden und nicht wiederaufgetaucht. Rosemarie weiß, was damals wirklich passiert ist. Mussten deshalb alle Drei sterben? Damit der Fall von damals nicht doch noch aufgedeckt wird? Denn Mord verjährt nicht…

Die beiden Hauptermittler in diesem Fall sind Oliver von Bodenstein und Pia Sander, ehemals Kirchhoff. Für Oliver ist es der letzte Fall vor seiner einjährigen Auszeit im Job. In dieser Zeit möchte er Abstand gewinnen zu all den grausamen Taten, die ihm täglich begegnen und er möchte Zeit für seine Freundin Karoline haben. Keiner kann mit Bestimmtheit sagen, ob Oliver nach dem Jahr wirklich wiederkommt. Es muss also eine neue Leitung für das K11 gefunden werden. Oliver selbst hat Pia vorgeschlagen. Für Oliver ist dieser Fall sehr persönlich, denn der Junge, der vor so langer Zeit verschwunden ist, war sein bester Freund.

Pia ist seit kurzem mit dem Leiter des Opel-Zoos verheiratet, beide haben sich bei einem Fall im Zoo kennengelernt. Pia arbeitet immer noch mit ihrem Ex-Mann Henning Kirchhoff zusammen, er ist nämlich der zuständige Rechtsmediziner.

Im Wald von Nele Neuhaus hat mir gut gefallen. Die Geschichte ist flüssig zu lesen und nicht langatmig. Die Ermittler finde ich sehr sympathisch, besonders Pia. Pia isst zum Frühstück Nutella-Toast, denkt sich bei der Pizza-Bestellung „scheiß auf die Kalorien“, nimmt dazu aber eine Cola light und ist nicht gertenschlank. Damit kann ich mich sehr identifizieren. Oliver finde ich in diesem Fall nicht ganz so glaubwürdig, denn damals ist mit seinem Kumpel auch sein zahmer Fuchs verschwunden und noch heute muss Oliver die Tränen zurückhalten, wenn er Fotos von dem Tier sieht. Außerdem hätte Oliver sich wegen Befangenheit aus dem Fall zurückziehen müssen, denn er kennt fast jeden der Befragten persönlich und nimmt am Ende sogar selbst seine Jugendliebe fest.

Das Buch hat sehr lange Kapitel, da es nach Tagen geteilt ist und an einzelnen Tagen passiert sehr viel. Die Kapitel sind aber in einzelne Abschnitte geteilt. Mir persönlich kommen etwas zu viele Namen in der Geschichte vor, so dass ich beim Weiterlesen oft überlegen musste, wer denn das nochmal war und in welchen Zusammenhang oder in welchem Verwandtschaftsverhältnis diese Person steht. Eine kleine Hilfe dabei ist das Personenregister am Anfang des Buches. Die ersten dreihundert Seiten lesen sich gleichmäßig interessant, aber es wird noch nicht besonders spannend. Der Spannungsbogen kommt dann aber definitiv zum Ende hin.

Im Wald ist der achte Fall von Oliver und Pia. Es ist eine abgeschlossene Geschichte und man muss die anderen Fälle vorher nicht gelesen haben.

Nele Neuhaus wurde in Münster/Westfalen geboren, zog aber schon als Kind mit ihren Eltern in den Taunus. Ihre ersten Bücher erschienen noch als Eigendruck, bis sie dann vom Ullstein-Verlag entdeckt wurde. Neben den Taunus-Krimis um Oliver und Pia schreibt die passionierte Reiterin auch Pferde-Jugendbücher und unter ihrem Mädchennamen Nele Löwenberg Unterhaltungsliteratur. Ihre Krimis erscheinen in über 30 Ländern und wurden sogar verfilmt.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

 

im-wald

Im Wald | Erschienen am 14. Oktober 2016 bei Ullstein
ISBN 978-3-55008-055-5
560 Seiten | 22,- Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

One Reply to “Nele Neuhaus | Im Wald”

  1. Im Wald möchte ich auch unbedingt noch lesen, da ich die Bodenstein Krimis bisher wirklich verschlungen habe und ich liebe es, wenn viele Figuren durch die Geschichte geistern.

    Vielen Dank für diese Rezension und liebe Grüße

    Nisnis

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