Mattias Edvardsson | Die Lüge

Mattias Edvardsson | Die Lüge

„Ich hatte es nicht geplant. Ich war zur Vernehmung gekommen, um zu erzählen, was ich wusste. Kein einziges Mal hatte ich in Betracht gezogen, auch nur das kleinste bisschen von der Wahrheit abzuweichen.“ (Auszug Seite 66)

Eines Abends bekommen Ulrika und Adam einen Anruf, dass ihre 19-jährige Tochter Stella in Untersuchungshaft sitzt. Ihr wird vorgeworfen Chris Olsen mit mehreren Messerstichen ermordet zu haben. Doch kann das sein? Vorher kannte sie den wesentlich älteren Geschäftsmann und welchen Grund sollte sie gehabt haben?

Eine ganz normale Familie

Die Lüge von Mattias Edvardsson ist in drei Teile gegliedert. Nacheinander werden der Prozess und einige Aspekte des Familienlebens aus Sicht von Adam, Stella und Ulrika geschildert. Es handelt sich hier um eine scheinbar ganz normale Familie: Adam ist Pastor, Ulrika Anwältin und Stella arbeitet nach ihrem Schulabschluss in einem Ferienjob, um sich Geld für eine Asienreise zu verdienen. Ich konnte mich in alle drei Personen gut hineinversetzen und ihre Beweggründe und Gedanken nachvollziehen. Nur Adam ist mir zum Ende hin etwas zu hysterisch geworden, wobei ich das in seiner Situation trotzdem verstehen kann. Besonders interessant zu lesen fand ich den Teil von Stella, speziell ihr Leben in der Untersuchungshaft.

Erwartungen werden nicht erfüllt

Die Geschichte liest sich meiner Meinung nach sehr flüssig und ich bin gut und in kürzester Zeit durch die Seiten gekommen, nichtsdestotrotz wurde ich nicht völlig gefesselt. Wie unter dem Klappentext bereits angekündigt wird, weiß man bis zur letzten Seite nicht, wer der Täter ist. Die Protagonisten reden in dieser Hinsicht keinen Klartext, es wird drum herum geschildert und der Leser kann sich seine eigenen Gedanken dazu machen. Das fand ich ziemlich gut, habe dann zum Ende hin aber mit einer grandiosen Wendung gerechnet, die leider ausblieb. Ich habe das Ende gern gelesen, aber im Grunde wird der Prozess lediglich zum Abschluss geführt, die Beweg- und Hintergründe werden aufgedröselt, doch die Überraschung blieb für mich aus. Es war für mich insgesamt eher ein Einblick in das Rechtssystem.

Fazit: Die Lüge ist ein interessanter Roman, aber leider ohne die versprochene Überraschung am Ende. Ich bleibe etwas enttäuscht zurück.

Mattias Edvardsson lebt mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Töchtern außerhalb von Lund in Skåne, Schweden. Wenn er keine Bücher schreibt, arbeitet er als Gymnasiallehrer und unterrichtet Schwedisch und Psychologie.

Anmerkung: Der zweite Roman des Autors – Der unschuldige Mörder – wird voraussichtlich am 4. November 2019 bei Limes erscheinen.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Die Lüge | Erschienen am 25. März 2019 bei Limes
ISBN 978-3-8090-2705-8
544 Seiten | 15.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

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