Cornelia Leymann | Dumm Tüch
„Eigentlich großartig, dass der Fall so schnell gelöst wird, denn die Kieler Polizei hat mit der Aufklärung von Mord und Totschlag recht wenig Erfahrung. Es kommt einfach zu selten vor. Dank der vielen Borowski-Tatörter denkst du vielleicht, dass Kiel ein saumäßig gefährliches Pflaster ist und alle naselang einer gemeuchelt wird, aber das stimmt nicht. Die Morde müssen sogar mit allen anderen Schwerverbrechen zusammengefasst werden, sonst wären sie in der Statistik tortenmäßig gar nicht zu erkennen.“ (Auszug Seite 100)
Johanna Hertling ist scheinbar spurlos verschwunden. Ganz untypisch hat sie sich seit über einer Woche bei ihren Söhnen nicht gemeldet und geht auch nicht ans Telefon. Nur ihr Sohn Patrick macht sich Sorgen und schickt seinen Vater bei Johanna zu Hause vorbei. Auch dort ist sie nicht. Hans-Herrmann engagiert daraufhin den Privatdetektiv Stefan Schmidt, er soll nach ihr suchen. Bei seiner Ermittlung entdeckt Stefan Schmidt unter anderem einen ungebetenen Gast auf Stöckelschuhen im Haus von Johanna, der ein Küchenmesser mitnimmt, und einen abgetrennten Finger in einem Paket. Als er gerade beginnt, dem Ganzen auf dem Grund zu gehen, taucht Johanna unversehrt wieder auf. Sie wollte nur mal gucken, ob sie überhaupt vermisst wird. Doch dann wird die neue Frau von Hans-Herrmann im heimischen Garten ermordet und die Suche nach dem Täter beginnt. Schon bald findet sich der Mörder, gesteht sogar und wird verhaftet. Aber ist das alles so richtig? Ist das nicht vielleicht etwas einfach?
Hans-Herrmann Hertling war mit Johanna verheiratet, hat sich aber vor über zehn Jahren von ihr scheiden lassen. Beide haben gemeinsam die Söhne Patrick und Thorsten. Hans-Herrmann ist jetzt neu verheiratet und erwartet ein weiteres Kind. Beide Söhne sind ebenfalls verheiratet und haben jeder eine Tochter. Die Schwägerinnen verstehen sich gut. Die ganze Familie findet Johanna eher belastend, da sie gern unangekündigt vorbeikommt, um ihre Enkelkinder zu besuchen und lässt sich dann von hinten bis vorne bedienen. Außerdem führt sie sich sehr hilfsbedürftig auf, ständig benötigt sie Unterstützung von jemandem.
Dumm Tüch von Cornelia Leymann ist so ganz anders, als ich es erwartet habe. Es ist ein sehr erfrischender und unterhaltsamer Küsten-Krimi. Mit unter 200 Seiten ist es ein ideales Buch „für zwischendurch“. Das ungewöhnliche an der Geschichte ist, dass es keine typischen Ermittlungen gibt, sondern dass dem Leser eine Geschichte erzählt wird. Der Leser wird direkt angesprochen und geduzt. Es wird von allen erzählt, aber immer aus der Sicht eines anderen, also des Schreibers. Die Handlung wird sehr lustig beschrieben und ich musste einige Male wirklich schmunzeln. Der Anfang ist etwas langwierig, finde ich. Doch dann wird es spannend. Die Kapitel sind mit etwa dreißig Seiten ziemlich lang, aber durch viele Absätze gegliedert. Dieser Krimi liest sich flüssig und ist plausibel und ich gebe eine ganz klare Empfehlung. Dumm Tüch ist übrigens Plattdeutsch und bedeutet „dummes Zeug“.
Cornelia Leymann wurde 1951 in Hannover geboren, hat dort erst Pädagogik und dann Verkehrsingeniuerwesen studiert und ist nach einigen Umwegen in Kiel hängen geblieben, wo sie als EDV-Spezialistin in Kieler Großbetrieben arbeitete. Heute widmet sie sich nur noch dem Schreiben und Malen und Bridge. Die Autorin hat bis jetzt zehn Bücher veröffentlicht, darunter drei Küsten-Krimis. Auf der Homepage von Cornelia Leymann kann man sich direkt Bücher mit Widmung bestellen.
Rezension und Foto von Andrea Köster.
Dumm Tüch | Erschienen am 22. September 2016 bei Emons
ISBN 978-3-95451-976-7
192 Seiten | 10,90 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe