Linda Castillo | Teuflisches Spiel
Eine teuflische Idee – ein göttlicher Plan – eine ewige Schuld.
Kate Burkholders fünfter Fall bei den Amischen.Als das gleißende Scheinwerferlicht des entgegenkommenden Fahrzeugs sie blendet, bleibt ihnen nicht einmal mehr die Zeit, um zu schreien. Auf der regennassen Straße im ländlichen Ohio sterben in dieser Nacht drei Menschen. Ein amischer Vater und zwei seiner Kinder. Als Polizeichefin Kate Burkholder die Unfallstelle genauer untersucht, kommen ihr erste Zweifel: War das wirklich ein Unfall, oder steckt noch etwas anderes dahinter?
Erneut nimmt uns Linda Castillo in »Teuflisches Spiel« mit in die Welt der Amischen, wie bereits in ihren ersten vier Bänden »Die Zahlen der Toten«, »Blutige Stille«, »Wenn die Nacht verstummt« und »Tödliche Wut«.
Ein schrecklicher Unfall an einem regnerischen Abend kostet einen amischen Vater und zwei seiner Kinder das Leben, das dritte Kind kann schwerverletzt geborgen werden. Polizeichefin Kate Burkholder, die zu dem Unfallort gerufen wird, gehörte früher selbst zur amischen Gemeinde, aus der die Opfer stammen. Das macht es ihr nicht leichter, als sie gezwungen ist, ihrer früheren besten Freundin Mattie den Tod ihres Ehemannes und zwei ihrer Kinder mitzuteilen.
Bei genauerer Untersuchung des Unfallortes am nächsten Tag kommen ihr schnell Zweifel, insbesondere, da keinerlei Bremsspuren erkennbar sind und trotz des komplett zerstörten Buggys der amischen Familie außer einem Außenspiegel keine weiteren Trümmerteile des Autos des Unfallgegners zu finden sind. Ein amischer Fachmann für den Bau von Buggys, ebenfalls ein Bekannter der Polizeichefin, kann jedoch anhand eines Abdruckes eines Bolzenkopfs auf einem Holzstück des Buggy einen Hinweis auf die mögliche Ursache der völligen Zerstörung des Buggy geben – die Nachrüstung der Stoßstange des Unfallfahrzeuges mit einem Kühlergrill oder ähnlichem. Daher ist Kate Burkholder sich sicher, dass es sich keineswegs um einen Unfall, sondern um einen Anschlag handelt; der Fahrer des Fahrzeuges muss den Buggy mit voller Absicht und erheblichem Tempo gerammt haben.
Sie beginnt, im Umfeld der amischen Familie nach Gründen für die Tat zu forschen. Hierbei stößt sie, als abtrünnige Amische nicht unbedingt beliebt bei den Mitgliedern der Gemeinde, immer wieder auf Ablehnung; man ist nicht in der Lage – oder bereit? – ihr bei der Suche nach dem Täter weiterzuhelfen.
Mattie, deren Sohn glücklicherweise wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte, erhält Hilfe von Gemeindemitgliedern, die allerdings auch versuchen, Kate mit Hinweis auf den Zustand von Mattie abzuwimmeln. Diese ist dann doch zu einem Gespräch mit ihrer früheren Freundin bereit, kann jedoch keinen Grund für den Anschlag erkennen. Allerdings ergibt sich aus dem Gespräch nun die Möglichkeit, dass der Unfallfahrer es nicht auf ihren Ehemann, sondern auf sie selbst abgesehen hatte: wie Mattie erzählt, kam ihr Mann an dem Unfalltag mit seinen drei Kindern von einem regelmäßigen Arzttermin, der normalerweise von ihr selbst wahrgenommen wurde.
Handelte es sich etwa bei dem Anschlag um einen Racheakt eines Bekannten der amischen Familie, der – wie sich aus der Aussage einer Nachbarin, die auf Mattie nicht nur gut zu sprechen ist, ergibt – es auf Mattie abgesehen hat, und zudem mit ihr in ein Streitgespräch verwickelt bemerkt wurde?
Linda Castillo schafft es wieder, atmosphärisch dichte Spannung zu erzeugen; bei ihren Schilderungen fühlt man sich in die Umgebung versetzt, in der die Figuren der Handlung agieren und nimmt teil an der durch die Gedanken der Polizeichefin wieder auflebenden Vergangenheit der beiden Jugendfreundinnen Kate und Mattie.
Die Auflösung des Falles birgt dann eine faustdicke Überraschung, hierbei gerät Kate Burkholder selbst in Lebensgefahr.
Linda Castillo hat jedoch einen zusätzlichen Handlungsstrang eingebaut, der sich aus einer Tat ergibt, in die Kate und ihre Familie in ihrer Jugendzeit verwickelt waren und der jetzt ihr Leben und ihren beruflichen Weg beeinträchtigen kann.
Diese Wendung ist meiner Ansicht nach entbehrlich, zumal sie mit der eigentlichen Handlung – wie sich bereits früh herausstellt – nichts zu tun hat; was mag die Autorin dazu bewogen haben? Die Auflösung dieser Frage könnte sich eventuell bei (hoffentlich) weiteren Fällen ihrer Protagonistin ergeben.
Für die erkennbar gute Recherche der Kultur der amischen Gemeinden und die Schilderungen, die den Leser immer wieder in deren Lebensart und die Landschaft, in der sie leben, mitnimmt, muss man der Autorin Anerkennung aussprechen. Auch der Spannungsbogen ist wieder gut aufgebaut und macht Lust auf mehr.
Fazit: Insgesamt ein sehr fesselnder Kriminalroman mit überraschender Auflösung, unbedingt lesenswert!
Rezension von Monika.
Teuflisches Spiel | Erschienen am 26. Juni 2014 bei Fischer
352 Seiten | 9,99 Euro
Leseprobe
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