Karen Perry | Was wir getan haben
„Ich hatte nicht gedacht, dass ich je hier her zurückkommen würde. Ich hatte versucht, diesen Teil meiner Kindheit hinter mir zu lassen, und dennoch sah ich ihn mittlerweile als den entscheidenden Moment meines Lebens. In den dunklen Stunden, wenn ich allein und ungeliebt in meinem Bett lag und Tränen des Selbstmitleids auf meinen Wangen trockneten, kehrte ich stets zu diesem Ereignis zurück, erlaubte mir, es aus dem Abstand der vergangenen Zeit zu betrachten, und dachte darüber nach, wie es mich verändert hatte, dass ich, wenn es nie geschehen wäre, vielleicht ein anderer Mensch geworden wäre und ein anderes Leben gelebt hätte.“ (Auszug Seite 164, Katie)
Ein heißer Sommertag in der Masai Mara in Kenia, 1982. Katie und die zwei Brüder Luke und Nick schleichen sich zum Ufer des Flusses, was ihnen eigentlich nicht erlaubt ist. Luke und Nick treffen im Wasser auf zwei Schwestern, mit denen sie ein Spiel spielen, welches harmlos beginn und doch das Leben von drei Familien und weiteren Menschen für immer verändern wird. Luke ist zehn und sein Bruder Nick erst acht. Als markerschütternde Schreie die Mutter der beiden ans Ufer rennen lässt, ist es bereits zu spät.
Dublin 2013. Katie Walsh arbeitet als Journalistin bei einer Tageszeitung und soll ausgerechnet über Luke Yates, einen erfolgreichen Unternehmer, ein Porträt schreiben. Katie und Luke kennen sich seit Kindertagen, sie haben gemeinsam mit Lukes jüngerem Bruder Nick einen Sommer in Kenia verbracht. Doch seit jener Zeit ist der Kontakt zwischen ihnen abgebrochen. Zu schrecklich ist die Erinnerung an jenen heißen Nachmittag am Fluss, das Gefühl der Schuld, dass sie seither nur eines wollen: vergessen.
Die Wege der Kinder trennten sich nach dem schicksalhaften Ereignis in der Masai Mara und sie verloren den Kontakt zueinander. Jeder der drei versuchte auf seine eigene Art das Geschehene zu vergessen. Dass Katie nun ausgerechnet Luke porträtieren soll, gefällt ihr gar nicht, doch ihr bleibt nichts anderes übrig, möchte sie ihren Job nicht verlieren. Bei einer Abendveranstaltung trifft sie auf ihren ehemaligen Freund Luke, der am Tag danach spurlos verschwindet. Einzig Blut in seinem Arbeitszimmer und ein Foto auf seinem Schreibtisch, welches die drei Kinder 1982 abbildet, geben Grund zu der Sorge, dass mehr hinter dem Verschwinden von Luke steckt.
Der Roman Was wir getan haben spielt an zwei Schauorten: Nairobi, Kenia und Dublin, Irland. Für mich zwei sehr gegensätzliche Orte, was der Geschichte auch eine sehr besondere Note verleiht. Doch sind die Gegensätze auch sehr hart, so dass sich in mir nur wenige klare Bilder verfestigten und der Großteil leider schwammig blieb. Das Autorenduo Karen Gillece und Paul Perry alias Karen Perry hat zudem keinen alleinigen Erzähler installiert sondern lässt das Vergangene und das Gegenwärtige aus der Sicht von Katie, Luke und Nick erzählen. Dabei geht es vordergründig sehr lange um die Frage, was 1982 tatsächlich geschehen ist. Natürlich hat man als Leser eine Vermutung. Doch man weiß eben nicht genau, was war. Das wird stückchenweise offen gelegt und auf Seite 245 von 380 beim Namen genannt.
Nicht ganz so lange muss man warten, bis man erfährt, wohin Luke verschwunden ist. Doch das Geheimnis um das Foto bleibt, sodass davon ausgegangen werden muss, dass es einen Mitwisser gibt, der sich noch nicht bekennen möchte. Diesen Teil finde ich leider nicht sehr gelungen ausgearbeitet. Es fehlt ihm eindeutig an wirklichem Thrill. Zudem ist nach der Klärung des Was auch aus dem anderen Erzählstrang die Luft entwichen. Danach fiel es mir schwer, das Buch noch zu beenden. Es werden noch Gehemnisse gelüftet und am Ende wird es auch ein ganzes Rund, aber es war leider langweilig. Achtung Spoiler: Am Ende gibt es einen Twist, doch selbst dieser vermag es nicht zu erstaunen.
Ein sehr ambivalenter Roman, den ich nicht so recht verorten kann, ist er doch im Grunde mehr ein zum Thriller aufgepustetes Drama.
Was wir getan haben | Erschienen am 22. März 2016 bei Fischer Scherz
ISBN 978-3-651-02468-7
384 Seiten | 14,99 Euro
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