Burkhard Wetekam | …und am Dornbusch fällt ein Schuss

Burkhard Wetekam | …und am Dornbusch fällt ein Schuss

„Sylke fragte sich später, was ihre erste Empfindung gewesen war, als sie diese Worte gehört hatte. Erschrecken? Kaum. Nervosität? Nicht wirklich. Gegen neun hatten die Kollegen über Funk vom Leichenfund auf dem Leuchtturm gehört und das Thema war längst über alle Flure des Polizeireviers in Barth gelaufen.“ (Auszug Seite 5)

Am Leuchtturm Dornbusch auf Hiddensee wird die Leiche des bekannten und umstrittenen Klimaforschers Volker Flosbach gefunden. Flosbach war einigen ein Dorn im Auge, da er behauptete, der Meeresspiegel wird durch den Klimawandel in einigen Jahren so sehr angestiegen sein, dass ganze Ortschaften überspült und vernichtet werden. Für die Ermittlungen zu dem Mord wird eine SOKO gebildet, die Sylke Bartel, Dienststellenleiterin aus Barth, anführt. Außerdem beauftragt die Tochter des Ermordeten den Privatermittler Tom Brauer, sich ebenfalls nach Spuren umzusehen.

Gut, sich ein eigenes Bild zu machen

Bevor ich …und am Dornbusch fällt ein Schuss von Burkhard Wetekam begonnen habe, gab es eine recht kritische Rezension dazu in der lokalen Presse, sodass ich fast mit Befürchtungen die erste Seite aufgeschlagen habe. Im Nachhinein freue ich mich allerdings darüber, dass ich diesem „Verriss“ so gar nicht zustimmen kann und ich den Krimi wirklich gern gelesen habe.

Klassische Kriminalgeschichte

Diese Geschichte ist ein klassischer Kriminalroman, bei dem der Fokus auf der Aufklärung des Mordes liegt. Dabei geht es unblutig zu, das Hauptaugenmerk liegt bei Recherchen, Befragungen und Zusammenhänge erkennen. Die Polizistin Bartel und der Privatermittler Brauer kommen sich dabei gehörig in die Quere, was auch damit zusammenhängt, dass Bartel einen eher schlechten Start auf der Insel hatte und dadurch mit ihren Ergebnissen zurückliegt. Der Spannungsbogen schießt nicht in ungeahnte Höhen, ist aber durchaus vorhanden und ich konnte das Buch flüssig und ohne Längen lesen.

Viel Ostsee und ein paar Klischees

Schauplätze des Romans sind neben der gesamten Insel Hiddensee Stralsund und Zingst auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Die Orte wurden umfangreich und wahrheitsgetreu beschrieben. Bei den Inselbewohnern wurde etwas in die Klischeekiste gegriffen, wie ich finde. Beispielsweise der etwas dümmliche Inselpolizist, der sich lieber um falsch fahrende Radler kümmert, als um den Mordfall oder die zwei Ermittler Bartel und Brauer, von denen einer bei den Bewohnern aneckt und der andere gleich bei der ersten Begegnung eine Runde Bier ausgibt. Das habe ich so oder so ähnlich auch schon in den Krimis von Tim Herden gelesen.

Roter Faden erkennbar

In der oben genannten Kritik wurde angekreidet, dass zu viele Personen beschrieben werden und es keinen roten Faden in der Geschichte gibt. Ich persönlich kam bei allen Handelnden gut mit und jeder hatte seine mehr oder wenige wichtige Rolle. Es war meiner Meinung nach außerdem erkennbar, dass es immer um die Festnahme des Mörders ging. Dass auf über dreihundert Seiten die eine oder andere persönliche Anekdote der Protagonisten fällt oder Bartel seine Freundin mit in die Ermittlungen einspannt, hat mich nicht gestört.

Burkhard Wetekam wurde 1968 am Rande des Ruhrgebietes geboren. Als Journalist hat er unter anderem für den Deutschlandfunk und die Wochenzeitung DIE ZEIT gearbeitet. Seit Jahren reist er regelmäßig an die Ostsee und erkundet die Landschaft zwischen Lübecker Bucht und Rügen. Der Autor lebt mit seiner Familie in Hannover. (Verlagsinfo)

Zur Einstimmung auf Hiddensee und die Geschichte kann ich den Video-Trailer des Autors auf seiner Website empfehlen.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

…und hinterm Dornbusch fällt ein Schuss | Erschienen am 1. Februar 2018 im Hinstorff Verlag
ISBN 978-3-35602-178-3
352 Seiten | 12.99 Euro
Bibliografische Angaben & Buchtrailer

Weiterlesen: Die erwähnten Krimis von Tim Herden wurden ebenfalls bei uns besprochen.

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