Anja Behn | Kalter Sand
„Lautlos glitt ihr schlaffer Körper aus seinen steifen Armen. Er sackte auf die Knie, spürte die kühle Erde zwischen seinen schwitzenden Fingern. Er hob den Kopf und starrte in die Finsternis, bis das Mondlicht sie erhellte. Ein letztes Mal betrachtete er sie. Die tote Hülle im kalten Sand.“ (Auszug Seite 8)
Richard Gruben wird von seinem alten Studienfreund Philipp Stöbsand nach Gellerhagen an die Ostsee eingeladen, um mit ihm die Eröffnung seiner Fotoausstellung zu feiern. Die Vernissage wird allerdings durch einen Mann gestört, der behauptet, Philipp habe vor 6 Jahren seine damals 15-jährige Tochter Annika umgebracht. Diesen Vorwurf hört Richard zum ersten Mal. Was hat es damit auf sich? Und warum hat Philipp ihm diese Anschuldigungen verschwiegen? Ist da etwas Wahres dran?
Richard Gruben ist Mitte vierzig und Kunsthistoriker für britische Gemälde. Er hat einen zweijährigen Sohn, lebt aber von der Mutter getrennt. Vor kurzem ist er von Münster nach Dortmund gezogen, um näher bei seinem Kind zu sein.
Jedes Buch eine Steigerung
Kalter Sand von Anja Behn ist der dritte Küstenkrimi um Richard Gruben und ich finde, dass die Geschichten um den Protagonisten mit jedem Buch besser werden. Diese Geschichte war für mich sehr spannend und flüssig zu lesen. Es bekommen die meisten handelnden Personen eine Stimme und gerade dadurch werden am Anfang viele Informationen gestreut, die aber zunächst nicht näher erläutert werden und sich erst im Laufe der Geschichte erklären. Außerdem wurde ich beim Lesen zum mitraten animiert und am Ende überrascht. Einziges Manko ist, dass es für mich ein sehr kurzes Lesevergnügen war, da das Buch nur 240 Seiten hat. In eineinhalb Tagen war ich durch.
Der Protagonist Richard Grube
Richard Gruben wird mir von Buch zu Buch sympathischer. Er gewöhnt sich scheinbar an, bei jedem Besuch an der Ostsee eine Frau kennenzulernen und sich in sie zu vergucken. Mit seinem Freund, dem Polizisten Mulsow, überlegt und durchdenkt Richard alles, was er zu dem Fall von damals erfahren hat und scheut sich auch nicht, auf eigene Faust loszuziehen, obwohl er dabei nicht blauäugig oder naiv ist. Mir kommt Richard als ein besonnener, ruhiger und überlegter Mensch vor.
Fiktion und Realität
Auch die Landschaft der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst kommt nicht zu kurz. Der Ort im Buch ist ein fiktiv, wenn man sich aber auskennt, kann man erahnen, wo er sich befindet. Das finde ich beim Lesen immer sehr schön, wenn man anhand der Beschreibungen genau weiß, wo zum Beispiel die Person gerade steht und man vielleicht dort auch selbst schon mal war.
Anja Behn wurde 1972 in Rostock geboren, studierte Bauingenieurwesen und arbeitet in einer Rostocker Baufirma. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Mecklenburg. Neben ihrer Leidenschaft für Küsten-Krimis widmet sie sich unter dem Pseudonym Jule Vesterlund auch dem Schreiben von gefühlvollen Liebesromanen.
Rezension und Foto von Andrea Köster.
Kalter Sand | Erschienen am 15. März 2018 bei Emons
ISBN 978-3-7408-0281-3
240 Seiten | 10.90 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe
Weiterlesen: Andreas Rezensionen zu Anja Behns Küsten-Krimis Stumme Wasser und Küstenbrut.
8. Mai 2018