Ricarda Huch | Der Fall Deruga

Ricarda Huch | Der Fall Deruga

Eine exhumierte Leiche, ein Giftmord und ein Arzt mit zweifelhaftem Ruf bilden das Szenario für Ricarda Huchs 1917 erschienenen Kriminalroman.

Mingo Swieter wird tot aufgefunden: Sie wurde mit Curare vergiftet. Der Verdacht fällt rasch auf Dr. Deruga, den geschiedenen Mann des Opfers, der einen verschwenderischen Lebensstil pflegt. Als Alleinerbe fällt ihm das Vermögen seiner Exfrau zu – hat er sie deswegen getötet?

Nach und nach entfaltet sich das ganze Drama des Falles Deruga und bringt eine überraschende Wahrheit ans Licht…

Wenn man lange genug in einer Truhe kramt, findet man bekanntlich den ein – oder anderen Schatz. So ergeht es wohl auch manchem Verlag, wenn er ein Buch nach vielen Jahren wieder auflegt, um es aus dem Sumpf der Vergessenheit zu befreien. In diesem Fall handelt es sich um den Berliner Insel Verlag, der den – 1917 von der deutschen Schriftstellerin Ricarda Huch  (1864 – 1947) verfassten – Kriminalroman mit dem Titel »Der Fall Deruga« wieder neu zum Leben erweckt hat.

Ricarda Huch hat ihr Werk zeitlebens als „Schund“ bezeichnet und laut eigener Aussage ausschließlich aus materiellen Gründen verfasst, was man dem Roman glücklicherweise zu keiner Zeit angemerkt hat. Sogar der berühmt berüchtigte Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki zollte der Autorin Respekt und bezeichnet das Buch als „literarisch beachtlich und eindrucksvoll“. 1938 wurde dem Roman unter der Regie von Fritz Peter Buch. dann auch noch ein filmisches Denkmal gesetzt, was ihm eine große Bekanntheit verschafft hat. Letztendlich geriet »Der Fall Deruga« im Nachkriegsdeutschland dennoch in Vergessenheit und bekommt erst jetzt durch die Neuauflage wieder etwas mehr Aufmerksamkeit.

Der Roman besticht durch die klassischen Attribute eines altmodischen Krimis sowie insbesondere seiner eleganten Sprache, die dem Werk heutzutage eine ganz besondere Note verleiht. Grundsätzlich handelt es hier sich um einen Gesellschaftsroman, der dem modernen Leser ein Bild der damaligen Lebensumstände und vor allem (einem Kriminalroman angemessen) einen Einblick in das Rechtsgeschehen des frühen 20. Jahrhunderts gibt. Autorin Ricarda Huch bedient sich dabei den typisches Klischees (Vorurteile, überspitzte gesellschaftliche Werte und teils affektierte Verhaltensweisen) ihrer Zeit, welche insbesondere bei den Gerichtsszenen enorm zur Geltung kommen. Man könnte manchmal fast meinen, sie hätte sich mit Agatha Christie abgesprochen, welche allerdings ihren ersten Roman drei Jahre später veröffentlichte.

Fazit: Eine Zeitreise ins frühe 20. Jahrhundert: Etwas angestaubt, niveauvoll und spannend. Sicherlich nicht für jeden geeignet, aber dennoch empfehlenswert.

 

Rezension von Stefanie D. Sterl.

 

Der Fall DerugaDer Fall Deruga | Erschienen am 16. Juni 2014 als Neuausgabe zum 150. Geburtstag von Ricarda Huch am 18. Juli 2014 im Insel Verlag
211 Seiten | 7,99 Euro
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