Jörg Maurer | Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt
Im elften Band der Jennerwein-Reihe geht Autor Jörg Maurer die Sache mal ganz anders an; kein: wer war der Täter? Sondern: wie können wir die Tat verhindern? Der Plot von Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt ist typisch Maurer, mit hohem Spannungsfaktor, aber auch jeder Menge kabarettreifer Szenen ausgestattet.
Jennerwein hat zu Weihnachten sein gesamtes Team – verstärkt durch die im Rollstuhl sitzende, von ihrem anscheinen neuen Freund begleitete Gerichtsmedizinerin Verena Vitzthum sowie Polizeioberrat Dr. Rosenberger, der auch noch einen Überraschungsgast ankündigt – in seine Berghütte eingeladen. Die Gäste treffen nach und nach ein, teilweise mit Autos (wobei Nicole Schwattke ihren Jeep fast zum Absturz bringt), andere per Pedes auf unterschiedlichen Routen. Jennerweins Kollege Stengele kann es sogar nicht lassen, aus Sicherheitsgründen klettertechnisch die steile Felswand hinter der Hütte abzuchecken. Allerdings sind auch noch weitere Gestalten auf der verschneiten Strecke unterwegs: u.a. eine dunkle, leicht mitgenommene Gestalt mit Fernglas und Waffe, mehrere Snowboarder (die uns Lesern die Kunst des Snowboardens näher bringen und zum Ende hin durchaus eine bedeutsame Rolle spielen) und eine Informantin, die aufgeflogen und daher äußerst misstrauisch ist. Außerdem spielt eine Drohne, die Spurensicherer Becker in der Nähe von Jennerweins Haus gefunden und zu der Hütte mitgebracht hat, eine wichtige Rolle, ebenso wie die Familie Grasegger (diesmal zwar eine untergeordnete, trotzdem bedeutsame).
In der Hütte steigt mittlerweile die Stimmung, insbesondere, seit Jennerwein seine (in der Handlung immer wieder eingestreuten) Storys aus seiner Schulzeit zum Besten gibt, in denen in einer Adventszeit täglich u.a. Stinkbomben zum Einsatz kamen und in denen bereits der detektivische Spürsinn des noch jungen Jennerwein erkennbar ist. Doch plötzlich empfängt Jennerwein von einem seiner Gäste eindeutige Signale und auf einmal geht es um Leben und Tod, wobei Sprengstoff eine Rolle spielt. Jennerwein versucht verzweifelt, sein gesamtes Team unbemerkt vom Täter zu informieren; die Spannung steigt! Hilft dem Team seine jahrelange Erfahrung, um aus der Sache unbeschadet herauszukommen?
Jörg Maurer hat es auch diesmal auf seine unnachahmliche Art wieder geschafft, sowohl Spannung als auch Humor in seinem Plot zu verarbeiten. Seiner Phantasie hat er dabei augenzwinkernd den Lauf gelassen. Besonders gut zu erkennen in den Storys aus Jennerweins Schulzeit (ein Schelm, der Böses dabei denkt) und bei der Erwähnung der intergalaktischen Schmetterlinge, die 40.000 Jahre später auf einer sehr veränderten Erde die mittlerweile versteinerte Drohne (s.o.) in einer Felsspalte entdecken und daraus auf die Art der heutigen Weltbevölkerung schließen.
Alles in allem wieder ein spannendes Lesevergnügen, geeignet für alle, die in Kriminalromanen nicht nur Realität und tödlichen Ernst bevorzugen. Maurers Romane sind für mich immer wieder ein absolutes Muss. Hoffentlich geht es noch lange so weiter. Hierzu noch ein Hinweis: auch die Danksagung hat es „in sich“.
Jörg Maurer, geboren 1953 in Garmisch-Partenkirchen, studierte Germanistik, Anglistik und Theaterwissenschaften. Nach seiner Arbeit als Gymnasiallehrer für Deutsch und Dozent für Theatergeschichte an der Uni München kamen später eigene Produktionen an Kleintheatern sowie Radio- und Fernsehbeiträge hinzu, in zahlreichen Tourneen entwickelte er sein kultursatirisches Musikkabarett. Ab 2002 schrieb er Kurzgeschichten und Krimis, für die er bereits zahlreiche Preise erhielt, ab 2009 kamen dann die Kriminalromane um Hubertus Jennerwein und sein Team zum Zuge, für die er 2013 den Radio-Bremen-Krimipreis erhielt.
Rezension und Foto von Monika Röhrig.
Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt | Erschienen am 24. Oktober 2018 im S. Fischer Verlag
ISBN 978-3-651-02573-8430
430 Seiten | 16.99 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe
Auch bei uns: Rezensionen zu fünf vorherigen Jörg-Maurer Alpenkrimis.