James Oswald | Der dunkle Ort der Seele

James Oswald | Der dunkle Ort der Seele

Ein unpersönlicher Gebäudekomplex im Norden Edinburghs. Als Detective Inspector Anthony McLean den Tatort betritt, erwartet ihn ein schreckliches Bild: In einem tristen Apartment befindet sich, erhängt an einem Deckenbalken, die Leiche eines jungen Mannes. Da alles auf einen Selbstmord hindeutet, drängt McLeans Vorgesetzter auf eine schnelle Abwicklung des Falls. Zumal McLean längst in die Abteilung für Sittlichkeitsverbrechen strafversetzt wurde. Doch McLean ist misstrauisch – zu Recht. Denn kurz darauf werden zwei weitere Tote gefunden, beide erhängt wie das erste Opfer, und die grauenvolle Todesserie reißt nicht ab …

Inspector Tony McLean hat in seinem dritten Fall Der dunkle Ort der Seele nicht nur die Kriminellen, sondern auch seinen Vorgesetzten und teilweise auch Kollegen zum Feind.

Obwohl ein angeblicher Selbstmord durch Erhängen laut Aussage der Kriminaltechniker und des Pathologen Rätsel aufgibt, besteht sein Vorgesetzter darauf, den Fall als erledigt abzuschließen.
Als kurz danach ein weiterer Selbstmord durch Erhängen gemeldet wird und die Umstände vergleichbar sind, beschließt McLean trotz allem, seine Ermittlung weiterzuführen und die Anweisung seines Vorgesetzten zu ignorieren.

Leider hat er es auch noch mit dem Sittendezernat zu tun, denn dorthin ist er eigentlich versetzt worden und einem Fall von Menschenhandel zugeteilt worden. Es geht dabei um Prostituierte, die an Bord eines Schiffes geschmuggelt werden sollen, sowie einem im einschlägigen Milieu verübten Mord an einem Zuhälter, für den auch eine der von dem Schiff in Sicherheit gebrachten Prostituierten gearbeitet hatte. Bei seinen ersten Ermittlungen hat er allerdings das merkwürdige Gefühl, dass einer der Detectives mehr mit der Sache zu tun hat, als gut für ihn ist.

Somit arbeitet McLean an mehreren Fronten und muss sehen, wie er alles unter einen Hut bringt. Zum Glück findet er für die Fälle der angeblichen Selbstmorde Hilfe bei einigen Kollegen im Morddezernat. Bei deren Nachfragen im Bekanntenkreis der Toten ergibt sich einiges an Übereinstimmungen, alle hatten Kontakt miteinander, teilweise im Rahmen ihres Studiums. Bei einem, der in einer Bar gearbeitet hatte, wird ein Kontakt zu einer Frau, dem Anschein nach eine Professorin, bekannt.

Im privaten Bereich gibt es einerseits eine gute Nachricht: seine Freundin Emma, die längere Zeit im Koma gelegen hat, ist endlich erwacht. Schlimm ist allerdings, dass sie sich an nichts erinnern kann. McLean engagiert eine Pflegerin, die ihm von Emmas behandelnder Ärztin empfohlen wird, eine junge Frau namens Jenny Nairn, die bereits mit Trauma-Patienten gearbeitet hatte. Wie sich allerdings später herausstellt, war diese auch mit einigen der Selbstmörder bekannt. Da Emma sich augenscheinlich eher zurückentwickelt, empfiehlt Jenny, sich an Dr. Austin zu wenden, eine ihr bekannte Psychologin, die mit Hypnose arbeitet. So weit , so gut, allerdings hat McLean, der Emma zu ihren Sitzungen begleitet, das merkwürdige Gefühl, dass er selbst auch auf die Hypnose reagiert.

James Oswalds Thriller wird in den englischen Bestseller-Listen geführt, wahrscheinlich zu Recht. Spannung ist in seinem Plot vorhanden. Allerdings bin ich da anscheinend der falsche Leser-Typ. Oswald hat seinem Thriller auch Fantasy-Themen mitgegeben; das finde ich schade, da es meiner Meinung nach die Story unnötig verkompliziert und sie zu einem Ende bringt, das – auch ohne Fantasy-Anklang – so ähnlich hätte aussehen können.

Noch ein Punkt ist die Schilderung des Umgangs seiner Kollegen mit ihm und umgekehrt: so ein Arbeitsklima kann ich mir überhaupt nicht vorstellen und ich frage mich, was Leser aus diesen Kreisen davon halten. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Story auch ohne diese Schilderungen gut funktionieren würde, sie wäre eventuell etwas kürzer, aber kurz und knapp kann auch gut sein.

Fazit: Wie bereits erwähnt, ist das Buch spannend, auch durch die unterschiedlichen Handlungsstränge – für Leser mit Affinität auch zu Esoterik- / Fantasy-Themen gut geeignet.
Rezension von Monika Röhrig.

 

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Der dunkle Ort der Seele | Erschienen am 17. August 2015 bei Goldmann
ISBN 978-3-44248-282-5
512 Seiten | 9,99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

Anmerkung: Monika liest aktuell den vierten Fall um Inspector Tony McLean, Die Gräber der Vergessenen. Die Rezension erscheint demnächst hier.

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