Georges Simenon | Maigret – Die spannendsten Fälle ♬
Georges Simenon hat mit Kommissar Maigret eine der größten Ermittlerfiguren der Kriminalliteratur geschaffen. Der Pariser Kommissar ist zwar kein so scharfer Beobachter wie Sherlock Holmes und kein so cleverer Kombinierer wie Miss Marple, doch mit psychologischem Geschick löst er jeden seiner Fälle bravourös. Ob es sich um eine tote Frau im Park oder einen Mord während eines Gottesdienstes handelt, Maigret schaut hinter die Masken der Menschen und entlockt ihnen ihre Geheimnisse.
Es ist kein Geheimnis, dass ich den Romanen des belgischen Autors Georges Simenon verfallen bin. Umso mehr freut es mich, wenn gut vertonte Hörspiele seiner Kriminalgeschichten verlegt werden. So zu Jahresbeginn durch Der Audio Verlag geschehen, der mit Maigret: Die spannendsten Fälle die zweite Maigret-Box mit vier Hörspielen auf fünf Audio CDs zu Georges Simenons Kriminalromanen herausbrachte.
Anmerkung: Diese Hörspiele gab es schon zusammen mit fünf Non-Maigret-Hörspielen in der Hörspiel-Box Best of Maigret & Co., welche 2003 vom DAV verlegt wurde und schnell vergriffen war.
Bereits die erste Hörspiel-Box Maigret – Die besten Fälle habe ich rauf und runter gehört. Auch hierbei handelte es sich um Produktionen von öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten (BR und Deutschland-Radio) mit Paul Dahlke und Wilhelm Borchert als Maigret-Sprecher. Sowie den Sprecher-Größen Horst Frank, Hans Clarin, Klausjürgen Wussow und anderen. Die nun vorliegende Box Maigret – Die spannendsten Fälle enthält Hörspiele, welche alle vom SWR Südwest-Rundfunk vertont und von Gert Westphal bearbeitet wurden. Die beiden letzten 1959, die ersteren in den 1990er-Jahren.
Die vier Fälle:
Maigret vor dem Schwurgericht
Ein anonymer Hinweis, Blutspuren auf einem Jackenärmel, eine überfällige Rechnung, drei Indizien, die den Rahmenmacher Gaston Meurant als mutmaßlichen Mörder seiner Tante und der kleinen Cécile vors Schwurgericht gebracht haben. Mangels stichhaltiger Beweise wird Gaston freigelassen. Und der weiß, wer ihn am liebsten im Gefängnis sehen würde.
Maigret und die Affäre Saint-Fiacre
‚Er ist ein Polizeibeamter aus Paris. Er kommt wegen einer Kuh, die letzte Woche bei Mathieu krepiert ist, heißt es im Ort.‘ Keine Angst, Kommissar Maigret von der Pariser Kriminalpolizei ist nicht strafversetzt worden und muss sich jetzt auch nicht mit Kühen und Schafen herumschlagen. Vielmehr untersucht er eine rätselhafte Todesdrohung und dann einen Mord in einem Schloss an der Loire, wo sein Vater früher Gutsverwalter war – und ihn dessen Herrin einst aus der Ferne verehrte. Maigrets Jugenderinnerungen führen ihn schließlich zum Mörder.
Ich möchte fast sagen, der Klassiker unter den wirklich vielen Fällen ist Maigret und die Affäre Saint-Fiacre, welcher 1959 auch brillant mit Jean Gabin verfilmt wurde (Deutscher Filmtitel: Maigret kennt kein Erbarmen).
Maigret und sein Revolver
Die Aussicht auf ein provenzalisches Essen mit Trüffeln verleitet Maigret zu einem Treffen mit einem alten ›Kunden‹. Und dessen zorniger Sohn verleitet den kinderlosen Kommissar zu so väterlichen Gefühlen, dass er ihn retten will – vor dem leiblichen Vater und vor einer Dame, die in Liebes- und anderen Dingen kein Pardon kennt. Ein Roman über Macht und Hörigkeit.
Maigret und die Unbekannte
(Nach der Neuübersetzung lautet der deutsche Buchtitel »Maigret und die junge Tote«)
In einer Regennacht findet man sie tot auf einem kleinen Platz in Paris – jung, geschminkt, in einem schäbigen Abendkleid. Wieder ein Prostituiertenmord, denkt Kommissar Maigret. Aber Louise Laboine war kein leichtes Mädchen, sondern eine verfolgte Unschuld aus dem Süden, mittellos und auf beharrlicher Suche nach dem Glück. Und in all ihrer bitteren Armut besaß sie etwas so Wertvolles, dass sie deshalb sterben musste. Eine kleine, traurige Fabel von den Gefahren der Großstadt, denen die jungen, allzu stolzen und viel zu arglosen Kinder der Provinz so leicht zum Opfer fallen.
Der Ermittler, Jules Maigret:
Maigret ist für mich der Ermittler Frankreichs (Paris und Umland) der ersten Jahrhunderthälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Georges Simenon schrieb seiner berühmtesten Figur, die er 1930 erschuf, unglaubliche 75 Fälle (75 Romane und 28 Erzählungen) auf den Leib. Unter diesen eine Reihenfolge des Beliebens zu erstellen, wäre für mich eine schier unmögliche Aufgabe! Simenons Romane sind Klassiker der Weltliteratur und trotz der heutigen technisierten Ermittlungsmethoden absolut zeitlos, weil der Maigret mit psychologischem Verstand und viel Menschenkenntnis ermittelt.
Gerade auch die in den 1950er-Jahren vertonten Hörspiele sind echte Perlen für Liebhaber! Die Inszenierungen von Gert Westphal sind sehr harmonisch, was ich unbedingt zu schätzen weiß. Die Sprecher in diesen Hörspielen sind unter anderem: Leonard Steckel, Joachim Nottke und Matthias Ponnier.
Eine volle Empfehlung für alle Fans von klassischen Radiohörspielen, für alle Maigret-Fans ein Muss.
Maigret – Die spannendsten Fälle | Erschienen am 1. Februar 2015 bei Der Audio Verlag
Laufzeit 4 Stunden, 25 Minuten
5 Audio-CDs | 19,99 Euro
Hörprobe
2 Replies to “Georges Simenon | Maigret – Die spannendsten Fälle ♬”
„Maigret und die junge Tote“ habe ich auch noch ungelesen im Regal. Dazu könnte ich ja irgendwann mal eine Klassiker-Rezension machen…;)
Sehr gerne. Ich sammel die Romane, traue mir aber keine Rezension zu.