Dorothy L. Sayers | Der Tote in der Badewanne

Dorothy L. Sayers | Der Tote in der Badewanne

Eine peinliche Überraschung für den biederen Mr. Tipps: Da liegt doch tatsächlich eines Morgens ein nackter Unbekannter in seiner Badewanne. Und nicht nur das, der Fremde ist auch noch tot. Lord Peter Wimsey interessiert sich natürlich sofort für den skurrilen Fall, zumal fast gleichzeitig ein dem Toten entfernt ähnlich sehender Börsenmakler spurlos verschwunden ist. Fehlt da ein Toter?

Mit Der Tote in der Badewanne, erschienen 1923, startet Dorothy L. Sayers Serie mit dem Hobby-Detektiv Lord Peter Wimsey. Dieser löst seine Fälle mit einer unnachahmlichen Kombinationsgabe und mit Hilfe seines Butlers Bunter, seinem ehemaligen Offiziersburschen, der einen Großteil der Arbeit übernimmt, die heutzutage von der Spurensicherung geleistet wird. Hierfür steht ihm – nach dem Stand der damaligen Technik – ein Equipment zur Verfügung, dass sich mit dem der Polizei durchaus messen kann. Teilweise wird er auch als Undercover-Agent eingesetzt, zum Beispiel wenn ein Dienstmädchen ausgehorcht werden soll.

Die Romane um Lord Peter Wimsey spielen in der Zeit ab 1920 bis Mitte der Dreißiger Jahre und spiegeln die damalige gesellschaftliche Ordnung wieder, allerdings mit einem teilweise bissigen Humor. Hier tut sich speziell die Mutter von Lord Peter hervor, die eher unkonventionell agiert und ihm des Öfteren den Rücken freihält, wenn Angehörige der „höheren Gesellschaft“ sein Hobby kritisieren.

In diesem ersten Roman der Serie ist es auch seine Mutter, die ihn in Position bringt, nachdem sie einen Anruf von der Frau des örtlichen Pfarrers erhalten hat, die wiederum von Mr. Thipps, dem Architekten des Kirchendachs, alarmiert und um Hilfe gebeten wurde. Dieser hat in seiner Badewanne einen Toten gefunden, der lediglich mit einem Kneifer bekleidet war. Sonnenklar, dass Lord Peter sich der Sache annimmt. Nach einer ersten Inaugenscheinnahme der Örtlichkeit und der Leiche ist ihm sofort klar, dass Mr. Thipps, der von der mittlerweile eingetroffenen Polizei in Gestalt von Inspektor Sugg (der von Lord Peter nicht allzu viel hält, aber meistens das Nachsehen hat) verhaftet wird, unmöglich etwas mit dem Toten zu tun haben kann.

Am nächsten Tag erfährt er von Parker, ebenfalls bei der Kriminalpolizei, aber im Gegensatz zu Sugg ein Freund von Lord Peter, dass es einen Vermissten gibt. Es handelt sich um Sir Reuben Levy, einen älteren Bankier, der laut Aussage seines Butlers und der Köchin bei seiner Heimkehr am Abend bemerkt wurde, aber über Nacht verschwunden war. Als Parker sich nach der Vermisstenmeldung die Leiche aus der Badewanne ansieht, ist zwar vom Typus her eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden, es handelt sich jedoch leider um eine völlig fremde Person. Sir Levy bleibt vorerst verschwunden.

Wie Lord Peter nun gemeinsam mit Bunter die von ihm in der Wohnung von Mr. Thipps entdeckten Spuren verfolgt, mit seiner Kombinationsgabe den Vermissten wiederfindet und den Täter überführt, wird von der Autorin mit viel Humor, Einfühlungsvermögen und guter Beobachtungsgabe geschildert. Gleichzeitig erhält der Leser einen kleinen Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse, speziell die der englischen Mittel- bis Oberschicht.

Der Roman ist kein Thriller; spannend ist er trotzdem, da der Leser zwar auf den Täter im Laufe der Story hingewiesen wird, aber eben nicht weiß, wie er überführt werden könnte.

Fazit: Ein Erstlingswerk mit einer sehr speziellen Detektivfigur, macht bereits Appetit auf mehr!

 

Rezension von Monika Röhrig.

 

classic & sone
Platzhalter von Classic & Stone

Der Tote in der Badewanne | Erstveröffentlichung 1923, in Deutschland 1952 unter dem Titel „Ein Toter zuwenig“ im Scherz Verlag
Die gelesene Ausgabe erschien 1997 bei Fischer Scherz
ISBN 978-3-50279-108-9
177 Seiten | nur noch antiquarisch erhältlich
Bibliographische Angaben & Hörprobe des Audiobooks

Diese Rezension erscheint im Rahmen des .17specials Klassiker.

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