Kategorie: Monika Röhrig

Cornelia Leymann | Kiel Ahoi!

Cornelia Leymann | Kiel Ahoi!

In Kiel schwimmt eine Leiche im Olympiahafen – und trotzdem kommt beim Lesen dieses Buches, dem vierten „Küstenkrimi“ von Cornelia Leymann, kein Gänsehautgefühl auf, sondern eher ein Schmunzeln auf dem Gesicht des für solche Krimis empfänglichen Lesers auf. Man kann davon ausgehen, dass die Autorin genau das beabsichtigt; wer die vorherigen Bücher kennt, kann schon ahnen, was hier auf ihn zukommt.

Nachdem ihn seine Ehefrau mal wieder aus (hier noch unbegründeter) Eifersucht aus dem Schlafzimmer ausgesperrt hat, verzieht sich Uwe Grossmann, seines Zeichens Mathelehrer, auf sein Boot im Kieler Olympiahafen und tröstet sich mit dem dort reichlich vorhandenen Rumvorrat. Frühmorgens, geweckt durch ein Klopfgeräusch am Schiffsrumpf, entdeckt er im Wasser neben seinem Boot die Leiche einer Frau. Uwe alarmiert die Polizei per Handy. Da dieses dabei ins Wasser fällt, er sich mangels mitgeführter Papiere gegenüber Kommissar Schneider auch nicht ausweisen kann und seine Frau Sonja nicht zu Hause ist und ihn daher nicht identifizieren kann, landet er erst mal im Knast.

Wie sich im Laufe der Ermittlungen herausstellt, war die Tote die Putzfrau der Grossmanns, Frau Heinze. Für Kommissar Schneider dreht sich nun das Karussell der Verdächtigen munter um Uwe, Sonja und Herrn Heinze, der als Masseur in einem Fitnessstudio arbeitet und gerade versucht, sich über „Heimarbeit“ zusätzliche Finanzen zu beschaffen. Der Kommissar ist schwer beschäftigt und Uwe gibt der Eifersucht seiner Frau neue Nahrung, als er sich näher mit seiner Lehrerkollegin (Französisch) Vanessa Koslowski befasst.

Als weitere Figuren in diesem Spiel kommen noch zwei Schüler, Manu und Tommi, hinzu. Erstere war verliebt in Uwe und endet ebenfalls als Wasserleiche. Der Schluss der Handlung ist überraschend und genauso ungewöhnlich wie der ganze Plot.

Die Autorin hat wieder mal eine sprachlich sowohl humorvolle als auch ironisch geschilderte Geschichte entwickelt, fast mehr Komödie als Krimi. Der Schreibstil ist ungewöhnlich, da sie immer wieder die Leser direkt anspricht – gefällt vielleicht nicht jedem, vor allem, wenn man einen der üblichen Krimis erwartet. Ich finde es aber gut, da es mal etwas anderes ist.

Fazit: Alles in allem ist Kiel Ahoi! wieder ein Lesevergnügen der besonderen Art, als Urlaubskrimi bestens geeignet!

Cornelia Leymann, geboren 1951 in Hannover, hat dort erst Pädagogik und Verkehrsingenieurswesen studiert und ist nach einigen Umwegen in Kiel hängen geblieben, wo sie als EDV-Spezi in Kieler Großbetrieben arbeitete. Heute widmet sie sich neben ihrer großen Liebe Bridge nur noch dem Schreiben und Malen.

 

Rezension und Foto von Monika Röhrig.

Kiel Ahoi! | Erschienen 2018 bei Emons Verlag GmbH, Köln
ISBN 978-3-7408-0422-0
208 Seiten | 10.90 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

Auch bei uns: Rezensionen zu den Romanen Moin, Moin und Dumm Tüch von Cornelia Leymann.

Karin Kehrer | Todesklang und Chorgesang

Karin Kehrer | Todesklang und Chorgesang

Die pensionierte Lehrerin Bee Merryweather lebt in dem beschaulichen South Pendrick in Cornwall, ihr Lieblingshobby ist das Singen im örtlichen Kirchenchor. In ihrem ersten Fall findet sie eines morgens den nicht sehr beliebten Chorleiter Peter Bartholomew tot in seinem Haus. Dann erfährt sie, dass er vergiftet wurde und kann es anschließend nicht lassen – wie einst Miss Marple – selbst Ermittlungen anzustellen. Das ist nicht ganz einfach, da anscheinend so ziemlich jedes Chormitglied und dazu einige Dorfbewohner einen Grund hatten, Peter ans Leben zu wollen. Zugute kommt ihr, dass sie sich mit dem Dorfpolizisten David gut versteht, auch dem Arzt des Dorfes, Dr. Strong, ist sie sehr sympathisch; beide helfen ihr auf unterschiedliche Weise, wenn auch teilweise unfreiwillig. Bis zur endgültigen Auflösung, die doch ziemlich überraschend daherkommt, erlebt Bee Einiges und lernt einige Geheimnisse der Dorfbewohner kennen; dabei gerät sie selbst allerdings auch in Gefahr.

Die Personen der Handlung sind sehr lebendig dargestellt. Allerdings macht es das dem Leser auch ziemlich schwer, selbst auf den Täter zu kommen. Zu viele der Dorfbewohner haben anscheinend ein Motiv und ausgerechnet der Pfarrer hat sich als Hobby einen Garten mit Giftpflanzen angelegt. Leider wurde ausgerechnet mit dem Extrakt aus einer dieser Pflanzen der Tod von Peter herbeigeführt.

Insgesamt gesehen hat die Autorin einen sehr stimmigen Plot aufgebaut und mit ihrem ansprechenden Schreibstil eine Dorfatmosphäre geschaffen, die einem das Gefühl gibt, selbst mittendrin zu sein. Man ist fast geneigt, seinen nächsten Urlaub in South Pendrick zu planen, um Bee kennen zu lernen und mit ihr eine Tasse Tee zu trinken. Vorerst darf man jedoch gespannt sein, wie es mit Bee – und Dr. Strong (!) – weitergeht.

Alles in allem für Liebhaber von Cosy-Crime-Romanen sehr zu empfehlen, tolle Kulisse und eine liebenswerte (wenn auch manchmal leicht unbeholfene) Hauptperson.

Karin Kehrer wurde 1965 im Mühlviertel in Oberösterreich geboren, wo sie auch heute lebt und arbeitet. Sie schreibt vorwiegend Romane in den Genres Krimi, Fantasy und Thriller und lässt sich von Reisen auf die britischen Inseln inspirieren. Zu ihren Hobbys zählt auch das Singen, das spiegelt sich auch in ihrem ersten Roman um Bee Merryweather wieder.

 

Rezension und Foto von Monika Röhrig.

Todesklang und Chorgesang | Erschienen am 30. November 2018 bei Ullstein
ISBN 978-3-95819-230-0
251 Seiten | 12.- Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

Jörg Maurer | Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt

Jörg Maurer | Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt

Im elften Band der Jennerwein-Reihe geht Autor Jörg Maurer die Sache mal ganz anders an; kein: wer war der Täter? Sondern: wie können wir die Tat verhindern? Der Plot von Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt ist typisch Maurer, mit hohem Spannungsfaktor, aber auch jeder Menge kabarettreifer Szenen ausgestattet.

Jennerwein hat zu Weihnachten sein gesamtes Team – verstärkt durch die im Rollstuhl sitzende, von ihrem anscheinen neuen Freund begleitete Gerichtsmedizinerin Verena Vitzthum sowie Polizeioberrat Dr. Rosenberger, der auch noch einen Überraschungsgast ankündigt – in seine Berghütte eingeladen. Die Gäste treffen nach und nach ein, teilweise mit Autos (wobei Nicole Schwattke ihren Jeep fast zum Absturz bringt), andere per Pedes auf unterschiedlichen Routen. Jennerweins Kollege Stengele kann es sogar nicht lassen, aus Sicherheitsgründen klettertechnisch die steile Felswand hinter der Hütte abzuchecken. Allerdings sind auch noch weitere Gestalten auf der verschneiten Strecke unterwegs: u.a. eine dunkle, leicht mitgenommene Gestalt mit Fernglas und Waffe, mehrere Snowboarder (die uns Lesern die Kunst des Snowboardens näher bringen und zum Ende hin durchaus eine bedeutsame Rolle spielen) und eine Informantin, die aufgeflogen und daher äußerst misstrauisch ist. Außerdem spielt eine Drohne, die Spurensicherer Becker in der Nähe von Jennerweins Haus gefunden und zu der Hütte mitgebracht hat, eine wichtige Rolle, ebenso wie die Familie Grasegger (diesmal zwar eine untergeordnete, trotzdem bedeutsame).

In der Hütte steigt mittlerweile die Stimmung, insbesondere, seit Jennerwein seine (in der Handlung immer wieder eingestreuten) Storys aus seiner Schulzeit zum Besten gibt, in denen in einer Adventszeit täglich u.a. Stinkbomben zum Einsatz kamen und in denen bereits der detektivische Spürsinn des noch jungen Jennerwein erkennbar ist. Doch plötzlich empfängt Jennerwein von einem seiner Gäste eindeutige Signale und auf einmal geht es um Leben und Tod, wobei Sprengstoff eine Rolle spielt. Jennerwein versucht verzweifelt, sein gesamtes Team unbemerkt vom Täter zu informieren; die Spannung steigt! Hilft dem Team seine jahrelange Erfahrung, um aus der Sache unbeschadet herauszukommen?

Jörg Maurer hat es auch diesmal auf seine unnachahmliche Art wieder geschafft, sowohl Spannung als auch Humor in seinem Plot zu verarbeiten. Seiner Phantasie hat er dabei augenzwinkernd den Lauf gelassen. Besonders gut zu erkennen in den Storys aus Jennerweins Schulzeit (ein Schelm, der Böses dabei denkt) und bei der Erwähnung der intergalaktischen Schmetterlinge, die 40.000 Jahre später auf einer sehr veränderten Erde die mittlerweile versteinerte Drohne (s.o.) in einer Felsspalte entdecken und daraus auf die Art der heutigen Weltbevölkerung schließen.

Alles in allem wieder ein spannendes Lesevergnügen, geeignet für alle, die in Kriminalromanen nicht nur Realität und tödlichen Ernst bevorzugen. Maurers Romane sind für mich immer wieder ein absolutes Muss. Hoffentlich geht es noch lange so weiter. Hierzu noch ein Hinweis: auch die Danksagung hat es „in sich“.

Jörg Maurer, geboren 1953 in Garmisch-Partenkirchen, studierte Germanistik, Anglistik und Theaterwissenschaften. Nach seiner Arbeit als Gymnasiallehrer für Deutsch und Dozent für Theatergeschichte an der Uni München kamen später eigene Produktionen an Kleintheatern sowie Radio- und Fernsehbeiträge hinzu, in zahlreichen Tourneen entwickelte er sein kultursatirisches Musikkabarett. Ab 2002 schrieb er Kurzgeschichten und Krimis, für die er bereits zahlreiche Preise erhielt, ab 2009 kamen dann die Kriminalromane um Hubertus Jennerwein und sein Team zum Zuge, für die er 2013 den Radio-Bremen-Krimipreis erhielt.

 

Rezension und Foto von Monika Röhrig.

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt | Erschienen am 24. Oktober 2018 im S. Fischer Verlag
ISBN 978-3-651-02573-8430
430 Seiten | 16.99 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Auch bei uns: Rezensionen zu fünf vorherigen Jörg-Maurer Alpenkrimis.

JP Delaney | Believe Me

JP Delaney | Believe Me

Believe Me ist der Nachfolgeroman des erfolgreichen Titels „The Girl Before“ des Autors JP Delaney und spielt in New York. Und gleich vorab ein Hinweis, entnommen aus der Danksagung: dieses Buch ist eine Neufassung eines vor 17 Jahren bereits erschienen Romans, gleiche Grundidee, aber neue Personen, Handlung etc. Ich kann nur sagen: sehr gute Idee des Autors, es ist ein für mich außergewöhnlicher Psychothriller dabei herausgekommen. Der Aufbau ist passend zu der Hauptperson Claire Wright, einer Schauspielerin, in einigen Kapiteln wie ein Drehbuch aufgebaut, mal etwas ganz anderes.

Claire Wright, eine englische Schauspielerin, ist nach New York gekommen, um dort eine Schauspielschule zu besuchen und ihr Können zu vervollkommnen. Sie will lernen, eine Figur nicht nur zu spielen, sondern „zu sein“. Um sich ihren Lebensunterhalt zu sichern (und in Ermangelung einer Green Card, die ihr eine offizielle Arbeit ermöglichen würde) flirtet sie im Auftrag einer Agentur mit verheirateten Männern, deren Frauen wissen wollen, ob sie treu sind.

Eines Tages will die beauftragende Ehefrau Stella Fogler sie vorab kennenlernen. Das ist an sich schon ungewöhnlich, erklärt aber noch nicht die Nervosität der Kundin und deren mehrfache Bitte an Claire, besonders vorsichtig zu sein. Claires Job endet diesmal jedoch anders als sonst üblich: Patrick Fogler geht nicht auf ihren Flirt ein. Nach einem Gespräch, bei dem es um das von Fogler mitgeführte Buch Die Blumen des Bösen von Charles Baudelaire geht, verlässt Fogler die Bar, in der Claire den Flirtversuch gestartet hatte. Stella Fogler ist jedoch weit davon entfernt, sich über das Ergebnis zu freuen, sie ist eher entsetzt! Für Claire ist das nicht nachvollziehbar, es sei denn, es sollte eine Erpressung stattfinden. Claire verlässt daraufhin ziemlich sauer die Hotelsuite, in der sie sich mit Stella getroffen hatte. Drei Tage später wird sie allerdings aufs Polizeipräsidium gebracht. Wie sie im Laufe einer Befragung erfährt, ist Stella Fogler in ihrer Suite ermordet worden. Monate später wird Claire von der Polizei, die in Patrick Fogler den Mörder vermutet, eine Mitarbeit angeboten: sie soll den Lockvogel spielen und dabei helfen, Fogler zu überführen.

Was sich weiter abspielt, ist ein einziges Verwirrspiel. Der Autor hat es geschafft, den Spannungsbogen der Handlung immer höher zu schrauben. Immer, wenn der Leser denkt, er ist auf dem richtigen Weg zur Lösung, kommt die nächste Abzweigung und das Ratespiel fängt von vorne an.

Die Person Claire als Schauspielerin ist gekonnt skizziert, ihre Vergangenheit als Waise und ihr Aufwachsen in Pflegefamilien, ihr schauspielerisches Talent, mit dem sie die ihr aufgetragene Figur „lebt“ statt nur darzustellen, lassen den Leser bis zum Schluss im Ungewissen: Engel oder Teufel (oder irgendwas dazwischen)? Patrick Foglers Figur ist ambivalent aufgebaut, vom verfolgten Täter wird er im Laufe der Handlung zum Helfer der Polizei, die Rollen drehen sich komplett. Aber stimmt die Realität mit dem Augenscheinlichen überein?

Einen roten Faden stellt das bereits erwähnte Buch von Baudelaire dar, ein Gedichtezyklus, der bei seinem Erscheinen aufgrund seiner bizarren und morbiden Texte und gewagter Erotik einen Skandal auslöste. Diese immer wieder zitierten Texte bestimmen auch einen großen Teil der Atmosphäre zwischen Claire und Patrick, lassen aber immer noch zweifeln, welche Bewandtnis sie für die Auflösung darstellen. Bis letztendlich Klarheit geschaffen wird, geht der Leser durch ein Wechselbad der Vermutungen, was Spannung bis zum Schluss garantiert!

Wer gerne Thriller bzw. Psychothriller liest, ist mit diesem Buch gut bedient. Man möchte nicht mehr aufhören zu lesen, bis man die Lösung endlich kennt.

JP Delaney ist einer der Namen, unter dem Anthony Capella, geboren 1962 in Uganda, ein englischer Krimi- und Drehbuchautor, seine Romane schreibt. Er studierte englische Literatur in Oxford und arbeitete auch als Werbetexter. Unter dem Namen Tony Strong veröffentlichte er von 1997 bis 2003 Kriminalromane im Zweijahres-Rhythmus.

 

Rezension und Foto von Monika Röhrig.

Believe me | Erschienen am 10. September 2018 im Penguin Verlag
ISBN 978-3-328-10326-4
416 Seiten | 15.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Sam Carrington | Saving Sophie

Sam Carrington | Saving Sophie

Saving Sophie ist der Debütroman der Autorin Sam Carrington und spielt in Ambrook in der Grafschaft Devon im Südwesten Englands.

Karen Finchs Tochter Sophie wird spätabends von der Polizei zu Hause abgeliefert. Die Beamten hatten sie aufgegriffen, weil sie, augenscheinlich stark angetrunken, alleine die Hauptstraße entlang lief. Karen und ihr Mann Mike sind total entsetzt, sie haben ihre Tochter noch nie so erlebt. Merkwürdig auch, dass sie alleine unterwegs war: wo waren denn die Freunde abgeblieben, mit denen sie losgezogen war? Karen fällt auf, dass Sophie immer wieder den Namen ihrer Freundin Amy vor sich hin brabbelt, sie hat langsam Zweifel, dass Sophies Zustand nur vom Alkohol ausgelöst wurde.

Auch am nächsten Tag ist Sophie noch nicht in der Lage, sich an die Ereignisse des Vorabends zu erinnern. Aber es kommt noch schlimmer: ihre Freundin Amy ist nicht zu ihrer Mutter zurückgekommen und es wird eine Leiche gefunden, deren Beschreibung auf Amy passt. Als sich aber dann herausstellt, dass es sich nicht um Amy handelt, sondern um Erin, die Tochter der besten Freundin von Karen, ist die Verwirrung komplett.

Soweit zum Ausgangspunkt der Story. Die Ermittlungen gestalten sich ziemlich schwierig, da auch die anderen Freunde von Sophie nicht in der Lage (oder bereit?) sind, etwas zur Aufklärung beizutragen. Amy taucht zwischenzeitlich wieder auf, sie war – ohne ihre Mutter, bei der sie lebt, zu informieren – zu ihrem Vater gezogen, sie weiß allerdings auch nur, dass Sophie sich an dem besagten Abend von ihren Freunden verabschiedet hatte und alleine in ein Taxi gestiegen war.

Der Prolog hat es noch in sich, man ist gespannt. Aber dann geht es schon los: leider sind für mich die Handlungen der Hauptpersonen (Sophie und Karen) nicht so ganz logisch nachvollziehbar. Obwohl Sophies Zustand Karen merkwürdig vorkommt, wird kein Arzt hinzugezogen (Nachweis KO-Tropfen?), Karen hingegen, die wegen einer Agoraphobie (Angst vor weiten Flächen verbunden mit Panikattacken) seit längerer Zeit in Therapie und ans Haus gefesselt ist, werden von Mann und Tochter Vorwürfe gemacht, unter anderem, weil sie nicht in der Lage ist, ihre Freundin nach dem Tod deren Tochter Erin zu besuchen, um Trost zu spenden.

Für einen „Thriller“ plätschert die Handlung zu zäh und spannungsarm dahin, immer wieder zwischen den psychischen Befindlichkeiten von Mutter und Tochter (und Ehemann, der sich auch nicht immer angemessen verhält) hin und her pendelnd. Zudem trägt Karen ein Geheimnis mit sich herum, das sie nicht preisgeben will.
Die Aufklärungsarbeit, behindert durch die größtenteils unnötige bzw. für mich nicht nachvollziehbare Geheimniskrämerei mehrerer beteiligter Personen, zieht sich ohne wirklichen Spannungsbogen dahin, obwohl auch Sophie anscheinend noch ins Visier des Mörders gerät. Zumindest dessen Person bietet noch einen Überraschungseffekt. Die Handlung insgesamt wirkt als zu stark auf das Krankheitsbild von Karen hin konstruiert, deren Handlungen und Denkweisen meines Erachtens nicht stimmig sind.

Ich hatte mir aufgrund der Kurzbeschreibung und Einleitung etwas anderes von dem Buch versprochen, schade um die im Prolog erkennbare eigentlich gute Ausgangsidee.

Sam Carrington arbeitet zunächst als Krankenschwester, bevor sie noch ein Psychologiestudium aufnahm. Sie war lange Zeit im Strafvollzug tätig, bevor sie sich der Schriftstellerei zuwandte. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Devon.

 

Rezension und Foto von Monika Röhrig.

Saving Sophie | Erschienen am 10. September 2018 im Penguin Verlag
ISBN 978-3-328-10252-6
430 Seiten | 10.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe