Camilla Läckberg | Die Eishexe
„Schließlich hatte niemand mehr eine Frage an Märta, und Britta kam mit ihrem eiskalten Lächeln nach vorn, um sie abzuholen. Hexe, dachte Elin. Wenn jemand eine Hexe ist, dann sie. Als Britta mit Märta zum Ausgang gehen wollte, drehte sich das Kind noch einmal um und winkte Elin strahlend zu. Dann verschwand ihre Tochter in der Hand der Eishexe.“ (Auszug Seite 643)
Vor dreißig Jahren ist die vierjährige Stella vom elterlichen Hof verschwunden und wurde kurze Zeit später tot aufgefunden. Damals wurden zwei dreizehnjährige Mädchen für die Tat verantwortlich gemacht. Jetzt ist das gleiche nochmal passiert. Vom selben Hof einer anderen Familie. Kurz nachdem eins der für schuldig erklärten Mädchen von damals wieder an ihren Heimatort zurückgehkehrt ist. Ist das nicht etwas viel Zufall?
Erica & Patrik
Protagonisten sind der Polizist Patrik und seine Frau Erica. Beide sind verheiratet und haben drei Kinder. Erica ist Schriftstellerin und hat gerade damit begonnen, ein Buch über Stella zu schreiben, als das zweite Mädchen vermisst wird. Es ist für das Ehepaar nicht einfach, beide zeitaufwändigen Jobs und das Familienleben unter einen Hut zu bekommen. Sie meistern es aufgrund von viel Unterstützung aus der Familie aber sehr gut, wie ich finde.
Viele Seiten und viele Personen
Die Eishexe von Camilla Läckberg ist ein ziemlicher „Schinken“ mit 752 Seiten. Die Handlung ist sehr komplex und es tauchen viele Namen auf, aber zu keiner Zeit habe ich den Überblick verloren (auf der deutschen Homepage der Autorin kann man sich ansonsten ein Figurenposter herunterladen). Die Geschichte bezieht sich nicht nur pur auf die Ermittlungen, sondern es wird auch viel vom Privatleben der Kommissare erzählt. Diese Teile hätte man bestimmt weglassen können, für die Stimmung der Geschichte sind sie aber unverzichtbar. Mir war es auch gar nicht zu viel, ich hatte zu keinen Zeitpunkt das Gefühl, dass es langatmig ist.
Eine Geschichte in der Geschichte
Im Roman bekommt so gut wie jede handelnde Person eine Stimme und nach und nach erschließt sich dem Leser, worum es hier geht und dass es viele Geheimnisse in dem kleinen schwedischen Ort Fjällbacka gibt. Die Ermittlungen starten schwerfällig, da es kaum Spuren oder Anhaltspunkte gibt. Am Ende der Kapitel gibt es noch einen Rückblick auf den ersten Vermisstenfall oder es wird von Elin Jonsdotter aus dem Jahre 1617 erzählt. Ich war sehr gespannt, wie sich diese zweite Geschichte im Buch mit den Ermittlungen verbindet und wurde zufriedengestellt.
Ein hochdramatisches Ende
Das Ende des Romans läuft dann etwas aus dem Ruder und ist wirklich hochdramatisch. Mir persönlich war das etwas zu viel. Außerdem wird hier auch das Thema Flüchtlinge aufgegriffen, was für mich aber interessant war, obwohl ich über das Thema sonst nicht so gerne lese. Jugendliche im heutigen Leben, Gruppendynamik und Mobbingopfer spielen ebenfalls eine Rolle. Zusammengefasst gibt es also viel Inhalt auf vielen Seiten, aber dadurch auch ein spannendes und langes Lesevergnügen.
Camilla Läckberg, Jahrgang 1974, stammt aus Fjällbacka – der kleine Ort und seine Umgebung sind Schauplatz ihrer Kriminalromane. Heute lebt sie in einer großen Patchworkfamilie in Stockholm. Dieses Buch ist der zehnte Krimi um Patrik und Erica.
Bei meiner Recherche zu der Autorin bin ich über die DVD-Box Mord in Fjällbacka gestoßen und habe sie bestellt. Seitdem bin ich ein großer Fan der Protagonisten und werde mir wohl auch die vorherigen Romane organisieren.
Rezension und Foto von Andrea Köster.
Die Eishexe | Erschienen am 2. Januar 2018 bei List
ISBN 978-3-471-35107-8
752 Seiten | 22.- Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe
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25. April 2018