Anita Terpstra | Die Braut

Anita Terpstra | Die Braut

„Ich setzte alles aufs Spiel. Mein Leben, meine Freiheit. War ich wirklich bereit, für mein Ziel so weit zu gehen? Dann wurde mir klar, dass der Weg zurück versperrt war. Ich war meinem Herzen schon in dem Moment gefolgt, als ich beschloss, Matt einen Brief zu schreiben.“ (Auszug Seite 102)

Mackenzie Walker heiratet Matt Ayers, der im Gefängnis sitzt, weil er mehrere Frauen entführt, festgehalten und vergewaltigt hat. Beide kennen sich nur von Briefen und kurzen Besuchen im Gefängnis. Das Umfeld von Mackenzie reagiert mit Unverständnis und sie hat es als frischgebackene Ehefrau eines Strafgefangenen nicht gerade leicht. Als es ihr nicht gelingt, die Unschuld von Matt zu beweisen, hilft sie ihm bei der Flucht. Warum nimmt Mackenzie solche Gefahren auf sich und riskiert damit auch ihr eigenes Leben?

Erwartung übertroffen

Die Braut von Anita Terpstra ist der zweite Thriller der niederländischen Autorin, der in Deutschland veröffentlicht wurde. Anders, das erste Buch, habe ich auch gelesen und war begeistert, deshalb habe ich mich auf diesen Roman gefreut. Diese Freude wurde voll erfüllt und sogar noch etwas übertroffen.

Warum heiratet man einen Gefangenen?

Die Frage ist, warum machen Frauen das? Warum heiraten sie verurteilte Straftäter im Gefängnis? Diese Überlegung hat mich die gesamte Zeit durch die Geschichte begleitet und war in erster Linie meine Motivation sie zu lesen. Im Buch gibt es eine wissenschaftliche Erklärung, warum das im echten Leben so ist. Beispielsweise eine schwere Kindheit oder frühere gewalttätige Männer und nun die Gewissheit, dass der Mann im Gefängnis wirklich nichts tun kann, aber das wäre natürlich etwas wenig Stoff für einen Thriller.

Großartige und unerwartet Wendung

Die Handlung wird in Ich-Form aus Sicht von Mackenzie erzählt, ab und zu kommen kurze Kapitel aus Sicht von zwei Opfern dazu, was zusätzlich Spannung erzeugt. Die Kapitel lesen sich sehr flüssig und ich empfand die Geschichte als kurzweilig. Auf den letzten einhundert Seiten wird die Geschichte weiter wie gewohnt interessant geschildert und dann, unerwartet und „aus dem Nichts“, erfolgt die plötzliche Wendung. Großartig! Mir wurde zu dem Zeitpunkt auch kurz etwas heiß und ab da war daran, dass Buch zur Seite zu legen, nicht mehr zu denken.

Sympathien

Die Protagonistin, also die Braut, empfand ich anfangs irgendwie als „asozial“, weil sie in einem heruntergekommenen Haus wohnt, sich mit zwei Jobs über Wasser hält, bei einem auch noch Doppelschichten schiebt, um mehr zu verdienen und ich ihre gesamten Lebensumstände als nicht so optimal empfinde und sie dann auch noch Matt heiratet, denn mit der Hochzeit fängt noch mehr Stress für Mackenzie an. Matt war mir komischerweise gleich sympathischer, weil er wirklich den Anschein macht, unschuldig zu sein und ich deshalb fast Mitleid hatte, dass er ungerechtfertigt im Gefängnis sitzt.

Unblutig bis auf eine Szene

Die Geschichte wird den Umständen entsprechend unblutig beschrieben, es werden eher die Erlebnisse der gefangenen Frauen geschildert. Am Ende gibt es dann eine Szene, in der Folter beschrieben wird und die ich nicht so gut lesen konnte. Im Nachhinein kann ich das Verhalten aber durchaus nachvollziehen.

Fazit: Ich kann diesen Thriller unbedingt empfehlen und freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

Anita Terpstra ist eine niederländische Schriftstellerin, wurde 1975 geboren, studierte Journalismus und Kunstgeschichte und arbeitete danach als freie Journalistin für einige Zeitschriften.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Die Braut | Erschienen am 16. Juli 2018
ISBN 978-3-7341-0576-0
416 Seiten | 9.99 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Weiterlesen: Rezension zu Anita Terpstras Roman Anders bei uns.

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