Elisabeth Florin | Commissario Pavarotti küsst im Schlaf
Ein drückend heißer Sommer in Meran. Der Chefingenieur eines italienischen Kreuzfahrtschiffs wird in einer psychiatrischen Klinik ermordet. Bevor Commissario Pavarotti und die Deutsche Lissie den Täter jagen können, müssen sie dem Opfer auf die Spur kommen, denn der Mann lebte unter falschem Namen. Ein Verwirrspiel um Identitäten beginnt – bis sie schließlich den Keim des Bösen in der gemeinsamen Vergangenheit Italiens und Deutschlands entdecken . . .
»Commissario Pavarotti küsst im Schlaf« ist Elisabeth Florins zweiter Meran-Krimi, den sie dem strafversetzten korpulenten Italiener Luciano Pavarotti und der zierlichen Lissie von Spiegel, Kommunikationsprofi aus Frankfurt, auf die Leiber geschrieben hat. Denn so kontrastierend dieses Nicht-Pärchen optisch ist, so agiert es auch während der Ermittlungsarbeit in diesem durchaus komplexeren zweiten Fall.
Commissario Pavarotti wird zu einem Leichenfund in die psychiatrische Privatklinik von Dr. Matern gerufen. Im Garten der exklusiven Anlage wurde ein toter Patient in einem Rollstuhl sitzend aufgefunden. Und dieser Mann birgt mehr Geheimnisse, als Commissario Pavarotti zu Beginn seiner Ermittlungen ahnen kann, was ebenso für die meisten weiteren Beteiligten und das Haus selbst gilt.
Zur Recherche von Hintergrundinformationen bindet er alsbald die quirlige Lissie von Spiegel ein, die sich kurz darauf in einer engen schmucklosen Innenkabine auf einem Kreuzfahrtschiff wiederfindet, wohin erste Verdachtsmomente sie führten, denn der Tote war unter falschem Namen als Chefingenieur auf diesem italienischen Ozeankreuzer beschäftigt. Im Zuge weiterführender Ermittlungen lässt sich Lissie danach auf einen neuen, riskanten Plan ein. Sozusagen undercover lässt sie sich selbst in der „Villa Speranza“ von Dr. Matern behandeln, um tiefergehend im letzten Lebensumfeld des Toten zu recherchieren.
Im Laufe des Geschehens stößt das ungleiche Ermittlerduo auf dreißig Jahre zurückliegende terroristische Ereignisse. 1985 wurden vor der Küste Amalfis Touristen von palästinensischen Terroristen in Geiselhaft genommen, zwei Menschen starben. Was hat das mit dem noch immer „namenlosen“ Toten im Garten der psychiatrischen Klinik zu tun, warum war er tatsächlich Patient der „Villa Speranza“ und was verbindet ihn mit den Personen aus den regelmäßig eingestreuten ausführlichen Gesprächsprotokolle aus der Einzelgesprächstherapie eines uns unbekannten Patienten?
Elisabeth Florin lässt Luciano und Lissie nicht nur zeitlich sondern auch örtlich vielfältig ermitteln. Dabei spinnt sie den roten Faden der Beziehung zwischen den beiden weiter, welche schlussendlich in einem katastrophalen Cliffhänger endet, welcher klar zeigt: Band drei kommt!
Das Verhältnis zwischen dem Commissario und Lissie ist das verbindende Glied zwischen dem ersten Roman »Commissario Pavarotti trifft keinen Ton« und dem aktuellen Roman. Ergänzt wird es durch den noch immer bei Luciano Pavarotti lebenden Teenager Justus, der nach dem Tod seiner ihn erziehenden Großmutter (siehe »Commissario Pavarotti trifft keinen Ton«) scheinbar sehr ungern bei Pavarotti lebt. Im Nachhinein wurde mir bewusst, dass Elisabeth Florin wenig auf die Hintergründe eingeht, wie sie es noch in ihrem Debüt tat, was noch mal deutlich dafür spricht, dass die Romane als Reihe gedacht sind. Daher würde ich interessierten Lesern empfehlen, sie chronologisch zu lesen.
»Commissario Pavarotti küsst im Schlaf« ist weniger auf Komik ausgelegt, was dem Roman gut tut, auch wenn ich es an der ein oder anderen Stelle ein kleines Bisschen vermisst habe. Wie man’s macht …. Thematisch war es mir etwas zu viel. Die Verstrickungen der Vergangenheit erschienen mir oft fahrig (bezogen auf die drei Freunde). Die sogenannten Gesprächsprotokolle wirkten auf mich zu wirr und unklar, was sicherlich zum Teil auch so beabsichtigt ist, denn es ist in diesem Fall Elisabeth Florins Mittel, den Täter schon früh anonymisiert in den Roman einzubinden. So fehlte mir leider zum Schluss der Aha-Moment; der, wo alle Puzzleteile an ihren Platz plumpsen. Zum Ende nahm die Handlung deutlich Tempo auf; das hätte ich mir früher gewünscht.
Zum Schluss: Sehr informativ fand ich das der Geschichte folgende „Nachwort zum zeitlichen Hintergrund des Buches“ (Seite 392 bis 396). Auch gefiel mir wiederum der gute und ausgefeilte Sprachstil von Elisabeth Florin, den sie bereits in ihrem ersten Roman bewies.
Commissario Pavarotti küsst im Schlaf | Erschienen am 7. Oktober 2014 bei Emons
400 Seiten | 11,90 Euro
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