Ulrich Wickert | Das marokkanische Mädchen

Ulrich Wickert | Das marokkanische Mädchen

Ein malerischer Waldweg unweit von Paris: Hier wird eine marokkanische Familie erschossen in ihrem Auto aufgefunden. Rechter Terror? Fanatische Islamisten? Drogenhandel? Erst sechs Stunden nach der Tat entdeckt die Polizei Kalila, die sechsjährige Tochter, die das Massaker in einem Versteck überlebt hat. – Ein Fall für Jacques Ricou.

Durch Ulrich Wickerts fünften Fall seines Protagonisten, dem Untersuchungsrichter Jacques Ricou, ist mir folgendes bewusst geworden: 1. Ulrich Wickert ist ein toller Erzähler und 2. weiß ich gar nichts über die politischen Verbindungen von Frankreich und Marokko.  Doch trotz dieser Wissenslücke habe ich mich ausgezeichnet unterhalten gefühlt.

»Das marokkanische Mädchen« beginnt mit einem Attentat im Wald von Ville-d`Avray. Vier Menschen werden hinterrücks erschossen. Durch Glück überlebt die sechsjährige Kalila diesen Anschlag, bei dem sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter sterben.

Der Untersuchungsrichter Jacques Ricou und seine engen Vertrauten, der Kommissar Jean Mahon sowie der Arzt Jérôme, wissen, dass auch Kalila in Lebensgefahr schwebt, da sie als einzige Überlebende eine wertvolle Zeugin ist. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen planen sie den Schutz des Mädchens, bevor sich Jacques Ricou auf die Täter- und Motivsuche begibt, die ihn bis nach Marrakesch führt. Dort wird ihm schnell klar, dass er zwar in Frankreich eine hochgestellte und wichtige Persönlichkeit ist, dies aber nicht in Marokko gilt.

Die Verwicklungen in diesem Fall führen Ricou und Kommissar Mahon in die höchsten Kreise der französischen Regierung. Parallel dazu weiß der Leser von Beginn an um den chinesischen Attentäter, nicht jedoch, wer dessen Hintermänner sind.

Ulrich Wickert vermag es außerordentlich gut, die Charaktere lebensnah und greifbar zu schildern. Er schreibt in einem angenehm guten Stil und schafft es zudem, die Spannung zu halten, bis es auf die letzten Seiten zugeht. Ein rundum gelungener Kriminalroman, den ich jedem empfehlen möchte, der gern politisch gefärbte Geschichten liest. In Ulrich Wickerts Fall bedeutet dies nämlich keineswegs, dass es sich um trockene oder schwere Krimikost handelt.

 

Das marokkanische MädchenDas marokkanische Mädchen | Erschienen am 11. März 2014 bei Hoffmann und Campe
320 Seiten | 19,99 Euro
Leseprobe

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