Robert Masello | Eisiges Grab

Robert Masello | Eisiges Grab

Eine karge Insel vor der Küste Alaskas. Ein schrecklicher Virus. Und ein tödlicher Fluch, der im ewigen Eis lauert.

Epidemiologe Frank Slater erhält einen ungewöhnlichen Auftrag: Auf einer kleinen Insel vor der Westküste Alaskas schmilzt das Eis. Aber mit dem Eis tauen auch die sterblichen Überreste der russischen Gemeinde auf, die 1918 der Spanischen Grippe zum Opfer fiel. Frank soll auf schnellstem Weg herausfinden, ob Gefahr besteht, dass der Virus in den im Eis konservierten Leichen überlebt hat. Doch Frank und sein Team sind nicht allein auf der Insel. Grabräuber haben es auf die Schätze in den letzten Ruhestätten der Toten abgesehen. Und dann lauert da noch etwas ganz anderes im ewigen Eis von St. Peter’s Island. Etwas, das für sie alle tödliche Folgen haben könnte …

Der weltweit anerkannte und geschätzte Epidemiologe Dr. Frank Slater befindet sich auf einem Auslandseinsatz in einem Kriegsgebiet auf arabischem Wüstenboden, als er eine folgenschwere Entscheidung trifft: Entgegen der militärischen Order lässt er ein in Lebensgefahr schwebendes kleines Mädchen mit einem Militärhelikopter ausfliegen, um ihr Leben zu retten. In dem kurz darauf stattfindenden Prozess, wo er sich vor einem Militärgericht aufgrund der Befehlsmissachtung verantworten muss, verliert er seinen militärischen Status, nicht jedoch seine Reputation.

Der nächste Auftrag wartet bereits auf ihn, wie er kurz darauf erfahren soll. Schnell vermutet er, dass er einzig diesem Spezialeinsatz sein mildes Urteil zu verdanken hat. Dr. Slater wird beauftragt, ein Team für einen Einsatz auf einer arktischen Insel zusammenzustellen und auf den bevorstehenden Einsatz vorzubereiten.

In einem zweiten Erzählstrang treffen wir auf die Bewohner des alaskanischen Dorfes Port Orlov, die zuweilen etwas eigenartig anmuten, denn in diesem Dorf haben die Menschen andere Kämpfe zu bestreiten. Die Witterung hat kein Erbarmen mit ihnen und Jobs sind rar, traditionell leben die Menschen vom Fischfang; so auch Harley und einst sein nun gehbehinderter Bruder Charlie.

Während eines Schiffsunglücks konnte sich Harley an einen antiken Sargdeckel geklammert auf St. Peter’s Island retten. Sich und ein sehr wertvolles Silberkreuz mit Smaragden, welches er kurz vor Schiffsuntergang dem Toten entreißen konnte, welcher samt Sarg aus den eisigen Fluten im Netz landete. Harley gilt als einziger Überlebender der Katastrophe, bei der mehrere Seeleute verschollen, vermutlich gestorben, sind. Doch sein Ruhm in dem kleinen Nest Port Orlov ebbt so rasch ab, wie er aufkam, so dass er ein offenes Ohr für die Pläne seines Bruders hat, der vermutet, dass dort, wo das Silberkreuz herkam, noch mehr wertvoller Schmuck sein muss. Und er hat auch eine Ahnung, dass es sich bei dem Herkunftsort um den alten Friedhof der in den 1910-er Jahren gegründeten russischen Gemeinde auf St. Peter’s Island handeln muss. Harley, knapp den Eisfluten und den wilden Wölfen auf der Insel entkommen, ist zunächst nicht sehr begeistert, dorthin zurückzukehren, um aus dem Permafrostboden Leichen auszugraben. Doch seine Habgier siegt, so dass er sich gemeinsam mit zwei unzuverlässigen Taugenichtsen auf die Reise zurück zur Insel macht.

Es sind also sowohl die Möchtegerngrabräuber als auch Frank Slater und sein Spezialteam auf dem Weg zur Insel, die es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hat. Denn ein schlimmer Verdacht machte den Einsatz des Epidemiologen nötig: Es wird vermutet, dass die Spanische Grippe – wie auch immer – diese Insel zu Beginn des 20. Jahrhunderts erreichte und man nun fürchten muss, dass mit weiteren Leichen möglicherweise überlebte Erreger der ausgerotteten Seuche für eine erneute Epidemie sorgen könnten.

Mit all dem ist noch nicht zu viel verraten, denn Robert Masello erzählt eine zutiefst komplexe Geschichte, die das Schicksal mehrerer Familien mit einbezieht. Allen voran die Zarenfamilie Romanow und der Heilsbringer der Zarengattin, der Mönch Rasputin. Für mich war dieser Twist rückwärts in der Geschichte sehr willkommen, denn ich bin sehr interessiert an der Zeit und auch an der Geschichte der Zarenfamilie. Da machte es auch nicht viel aus, dass Robert Masello sich die Freiheit nahm, diese Geschichte in der Geschichte etwas umzuschreiben.

In insgesamt drei Erzählsträngen, die hervorragend zusammengeführt werden, erzählt Robert Masello eine unglaublich spannende Geschichte, die dem Genre Thriller gerecht wird und das Etikett des Mystery-Thrillers nicht all zu viel Rechnung trägt, was ich sehr gut finde. Es bleibt überwiegend realistisch und nachvollziehbar.

Die Landschaftsschilderungen rundeten für mich den Gesamteindruck während des Lesens ab. Ich war als Leser wie eine Randfigur mittendrin und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Einzig der Umstand, dass ich es bei sommerlich heißen Temperaturen gelesen habe, wobei der Großteil der Handlung in Sibirien und der Arktis spielt, machte es mir zuweilen etwas schwer, was mit einem Augenzwinkern versehen werden kann.

Robert Masello führt den Leser in seinem aktuellen Thriller »Eisiges Grab« souverän auf hochspannenden Fährten in eine Hölle aus Eis und Schnee. Allen Geschichtsinteressierten Lesern kann ich »Eisiges Grab« wärmstens empfehlen. Robert Masello ist ein Autor, den ich mir merken werde und von dem es bereits einige Romane gibt – wie schön!

 

Eisiges GrabEisiges Grab | Erschienen am 24. Juli 2014 bei Fischer
608 Seiten | 9,99 Euro
Leseprobe

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