Paul Walz | Lichthaus kaltgestellt

Paul Walz | Lichthaus kaltgestellt

Die Studentin Eva Schneider verschwindet im nächtlichen Trier. Kommissar Lichthaus, gerade zurück aus dem Vaterschaftsurlaub, nimmt die Suche nach der Vermissten auf. Schon bald wird ihre grausam zugerichtete Leiche entdeckt. 

In den heißen Augusttagen verdichten sich die Hinweise auf einen hochgradig psychopathischen Täter. Ein handgemachter Knopf führt die SoKo in die Mittelalterszene. Der Einsatz auf dem historischen Burgenfest in Manderscheid nimmt einen dramatischen Verlauf, und Lichthaus wird von seinem Chef kaltgestellt. Doch er gibt die Jagd nicht auf und macht sich damit selbst zur Zielscheibe des Mörders.

Paul Walz (Pseudonym) – veröffentlicht mit „Lichthaus kaltgestellt“ seinen ersten Roman. Dieser spielt in Trier und der ländlichen Umgebung. Wie der Titel schon anklingen lässt, geht es zu einem nicht unerheblichen Teil auch um den Protagonisten in Gestalt des Kriminalhauptkommissars Johannes Lichthaus.

Der Titel legt die Vermutung nahe, dass es sich eventuell um den ersten Teil einer Krimireihe handelt könnte. Man darf in dieser Hinsicht also gespannt sein.

Lichthaus selbst wird als Sympath mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn aufgebaut. Er zeigt menschliche Schwächen und weiß sich – nachdem er Grenzen überschritten hat – entsprechend entschuldigend wieder in ein besseres Licht zu rücken.

Im Verlauf der Geschichte kommt es – wie schon im Klappentext angedeutet – zur Suspendierung von Lichthaus, was allerdings nicht erheblich auffällt, da er sich nach wie vor an Tatorten aufhält, recherchiert, Team- und Einsatzbesprechungen abhält.

Insofern fand ich den Untertitel „kaltgestellt“ zuerst nicht sehr prägnant. Im letzten Viertel des Romans entfaltet dieser jedoch seine Zweideutigkeit, als Lichthaus – suspendiert – tatsächlich „kaltgestellt“ wird, diesmal vom Täter.

Über den Täter erfahren wir nicht sehr viel, das meiste aus den Ermittlungen des Teams. Er ist eine Überraschung und ein Phantom zugleich. Die Erklärungen zu seinen Motiven muten an wie aus einem psychopathologischen Lehrbuch abgeschrieben und werden wenig deutlich.

Am Ende der Geschichte erklärt er sich selbst, hastig, unkontrolliert, wenn auch vorbereitet. Hier wird abermals klar, dass es zwar um diesen einen Fall um den einen Täter geht – den roten Ritter aus der Mittelalterszene, der sich an der Sage des Ritter Parzivals orientiert, ja, diese Sage zu leben scheint-  aber die Beschreibungen der häuslichen Vorkommnisse bei Lichthaus dem Autor doch mehr am Herzen lagen.

Vielleicht ist auch dies ein Indiz für eine Fortsetzungsreihe. Richtiges Tempo kommt leider erst im letzten Viertel auf, als Lichthaus, von seinem Vorgesetzten entmachtet, auf eigene Faust – aber mit Unterstützung seines kompletten Teams – weiter ermittelt und sich konkrete Spuren nach dem Verdächtigen verfolgen lassen.

Sprachlich gefällt mir der Roman sehr gut. Lediglich einige adverbiale Wiederholungen, die ich schlicht unnötig finde, und auch die klassische Zeugnissprache bei der Beschreibung der Qualitäten eines Teamkollegen (Seite 188) passen nicht gut ins Sprachbild.

Weniger verzeihlich finde ich Namensverwechslungen und verschiedene Schreibweisen von Namen, wie z.B. „Stephanie“ im Wechsel mit „Stefanie“. (Seite 121 und 122).

Die Geschichte lässt sich zügig und flüssig lesen. Meiner Meinung nach hätte Paul Walz mit seiner Wortbegabung noch mehr aus seinem Erstling herausholen können.

Insgesamt hinterlässt der Roman gemischte Gefühle bei mir und bekommt daher auch nur 3,5 Sterne.

Ein paar abschließende Worte zur Ausstattung des Buches: Die Bindung ist – da viel zu stramm – eine Zumutung. Man muss dieses Buch mit roher Gewalt zu einem Knick im Buchrücken zwingen um es einigermaßen unangestrengt offen halten zu können.

 

53271-lichthausLichthaus kaltgestellt | Erschienen am 16. Mai 2012 im Prolibris Verlag
309 Seiten | 12,95 Euro
Leseprobe

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