Louise Welsh | Das Alphabet der Knochen

Louise Welsh | Das Alphabet der Knochen

Meine Kerze brennt an beiden Enden;
Sie dauert nicht die ganze Nacht;
Doch sei’s gesagt all meinen Feinden, all meinen Freunden,
Ein schönes Licht sie macht!
„Archie verabscheute gereimte Gedichte, aber das hier beschreibt ihn perfekt: Ein zartes Licht, das zwar hell brennt, aber viel zu kurz.“ (Auszug Seite 99)

Murray Watson ist Professor für englische Literatur an der Universität in Glasgow und arbeitet gerade an einer Biografie des Dichters Archie Lunan. Bei seinen ersten Nachforschungen bekommt er nicht gerade viele Informationen zusammen. Durch einige Kontakte gelangt er an die Namen von drei Personen, die mit Lunan zu tun hatten oder ihn kannten. Aber auch das ist kein Glückstreffer, denn zwei sind tot und die letzte noch lebende Person, Christie, will nicht mit ihm reden. Christie und Archie waren ein Paar, bis er sich mit einem kleinen Boot auf hoher See das Leben genommen hat. Obwohl Christie nicht mit Murray reden möchte, reist er auf die Insel Lismore, der letzte Ort, an dem Lunan gelebt hat und wo Christie immer noch wohnt. Und kurz vor dem Aufgeben offenbart sich Murray dann doch noch, was an dem Abend vor Lunans Tod wirklich passiert ist…

Murray lebt allein. Seine Affäre Rachel hat ihn kürzlich verlassen, die Frau seines Chefs. Und mit seinem Bruder Jack ist er zerstritten. Den einzigen Gedichtband von Archie Lunan hat Murray schon in Kindertagen entdeckt und sie haben ihn bis jetzt nicht losgelassen.

Das Alphabet der Knochen von Louise Welsh hat mir nicht sehr gefallen. Die ersten zwei Drittel der Geschichte lesen sich zwar flüssig, aber nicht besonders spannend. Es geht um die Recherchen und um Befragungen von Leuten, die etwas zu dem Dichter sagen könnten, die Schilderungen waren mir aber nicht packend genug. Auch auf der Insel bekommt die Geschichte zuerst nicht mehr Fahrt, erst im letzten Teil, als Murray mit Christie in Kontakt kommt, wird es interessant.

Die Landschaft und sehr verregneten Wetterbedingungen werden detailliert geschildert, dadurch erzielt die Autorin eine düstere Atmosphäre. Als ich das Buch gelesen habe, hat es auch oft geregnet, fand ich also sehr passend. Außerdem fand ich die wenigen Schilderungen des Insellebens schön. Die Umschlaggestaltung finde ich gelungen, genau so stelle ich mir auch die Insel vor. Den Prozess des Schreibens einer Biografie mit einem Thriller zu verbinden, ist meiner Meinung nach eine tolle Idee. Aus diesem Grund habe ich das Buch gekauft. Der Protagonist war mir insgesamt nicht sehr sympathisch, ich konnte mich eher nicht in ihn hineinversetzen oder mit ihm mitfühlen.

Louise Welsh wurde 1965 in London geboren, studierte Geschichte, arbeitete anschließend acht Jahre in einem Antiquariat und absolvierte dann ein Creative-Writing-Studium. Heute lebt die Autorin in Glasgow. Bis jetzt hat Louise Welsh sechs Thriller veröffentlicht, davon wurden fünf ins Deutsche übersetzt und einer soll verfilmt werden.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

 

Das Alphabet der Knochen | Erschienen am 28. Juni 2010 im Verlag Antje Kunstmann
Die gelesene Taschenbuchausgabe erschien am 15. Mai 2012 bei Goldmann
ISBN 978-3-442-47633-6
432 Seiten | ./.
Das Taschenbuch ist derzeit nur noch antiquarisch erhältlich.
Bibliographische Angaben & Leseprobe

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