Kategorie: Andrea Köster

Greer Hendricks & Sarah Pekkanen | The Wife Between Us

Greer Hendricks & Sarah Pekkanen | The Wife Between Us

„Doch Richard hatte noch etwas gesagt, und das erschien ihr jetzt besonders bedeutsam: Sie war nicht die, für die ich sie gehalten hatte.“ (Auszug Seite 114)

Vanessa wurde gerade von ihrem Mann Richard verlassen. Er hat sich in seine jüngere Assistentin verliebt und die beiden wollen heiraten. Vanessa möchte das verhindern, da sie weiß, dass ihre Nachfolgerin in der Ehe unglücklich werden wird. Mit aller Macht versucht Emma die Hochzeit zu verhindern…

Vanessa ist Mitte dreißig und war sieben Jahre mit Richard verheiratet. Richard ist ebenfalls Mitte dreißig und Hedgefondsmanager. Durch seinen Beruf ist er oft verreist. Nach der Hochzeit hat Richard ein großes Haus in einem Vorort gekauft, in dem Vanessa nach und nach vereinsamt ist. Außerdem wollten beide ein Kind bekommen, was trotz medizinischer Behandlung nicht geglückt ist. Dann kam Richards neue Assistentin.

Der erste Eindruck täuscht

Als ich die ersten Seiten von The Wife between us von Greer Hendricks und Sarah Pekkanen gelesen habe, dachte ich, dass es eine psychische und vielleicht etwas ausufernde Geschichte einer verlassenen Frau wird. Der Titel des Buches lässt so etwas ebenfalls vermuten. Wer ist die Frau, die sich zwischen uns gedrängt hat? Die Geschichte ist aber viel tiefgründiger. Es geht im Grunde um drei Frauen, die mit Richard zusammen sind oder waren: Nellie, Emma und Vanessa. Und das eigentliche Geheimnis ist Richard.

Eine Wendung, die verpufft

Teil eins des Romans wird abwechselnd aus Sicht von Nellie und Vanessa erzählt. In Teil zwei „platzt die Bombe“ und ich musste kurz innehalten, um die Geschehnisse zu sortieren und mich zu fragen, was gerade passiert. Leider war hier die angedeutete Wendung im Nachhinein doch nicht so spektakulär, wie ich gedacht und gehofft hatte. Zusammengefasst wird nur das Geheimnis um Nellie gelüftet. Die zweite Hälfte des Buches wird ausschließlich aus Sicht von Vanessa berichtet. Dabei kommt sie mir keineswegs als die „durchgeknallte Ex“ vor, sondern wird mir von Seite zu Seite sympathischer. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und mitfühlen. Hier wird der Leser trotzdem weiterhin in Verwirrung gebracht und ich habe mich immer wieder gefragt, was denn jetzt echt ist und was inszeniert wurde. Das Ende plätschert für mich so dahin, obwohl auch hier nochmals mit Täuschung gearbeitet wurde und weder der Leser noch die Protagonistin sich in allem wirklich sicher sein konnten. Der Epilog weiß dann aber nochmal zu überraschen.

Fazit: Insgesamt liest sich die Geschichte flüssig und mir wurde zu keiner Zeit langweilig, aber ich hatte eine dramatischere Wendung und noch mehr Spannung erwartet.

Greer Hendricks arbeitete über zwei Jahrzehnte als Lektorin und tat dies auch für Sarah Pekkanen. Greer lebt mit ihrem Ehemann und zwei Kindern in Manhattan. Dieses Buch ist ihr erster Roman.
Sarah Pekkanen ist eine internationale Bestsellerautorin und hat bereits sieben Romane veröffentlicht. Als investigative Journalistin und Autorin schrieb sie unter anderem für die Washington Post und USA Today. Sie ist Mutter von drei Söhnen und lebt außerhalb von Washington, D.C.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

The Wife Between Us | Erschienen am 15. Mai 2018 bei Rowohlt
ISBN 978-3-499-29117-3
448 Seiten | 12.99 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Emily Elgar | Schweige nun still

Emily Elgar | Schweige nun still

Sie hält sich mit beiden Händen am Ende meines Betts fest und sagt ein leises Mantra: „Sie wird dafür bezahlen, sie wird dafür bezahlen.“ Mit geschlossenen Augen schüttelt sie den Kopf. „Niemand hat es gesehen, niemand weiß es. Es war nicht seine Schuld.“ (Auszug Seite 396)

Alice ist Stationsschwester auf der Intensivstation des St. Catherine’s Hospital und in ihrer Obhut sind gerade Frank, der nach einem Schlaganfall am Locked-In-Syndrom leidet, und seit kurzem Cassie, die nach einem Unfall mit Fahrerflucht im Koma liegt. Frank bekommt alles mit, was in seiner Umgebung passiert, kann sich aber nicht mitteilen. Und irgendetwas ist mit Cassies Unfall nicht so, wie alle vermuten. Mit aller Macht muss er versuchen, Alice mitzuteilen, was er über Cassie mit angehört hat…

Hätte ich den Klappentext nicht gekannt und einfach begonnen zu lesen, hätte ich mich wahrscheinlich gefragt, worauf diese Geschichte hinaus läuft. Im ersten Drittel werden vor allem die drei Protagonisten ausführlich vorgestellt, was durchaus interessant ist, aber eben für den Leser nicht beschreibt, worum es eigentlich geht.

Schweige nun still von Emily Elgar wird abwechselnd von Alice und Frank im Jetzt geschildert und von Cassie in der Zeit vor ihrem Unfall. Franks Krankengeschichte wird sehr ausführlich beleuchtet, was ich ziemlich informativ finde und auch emotional. Seine Diagnose empfand ich als beängstigend: Man bekommt alles um sich herum bei klarem Verstand mit, jede Berührung und jedes Wort, kann sich aber nicht bewegen oder sprechen. Besonders ergriffen hat mich, wenn Frank Schmerzen oder Beschwerden hatte und nichts dagegen tun konnte, es einfach nur aushalten.

Alice ist mir sehr sympathisch, denn sie identifiziert sich zu einhundert Prozent mit ihrer Arbeit und nimmt sich Zeit für die Patienten. Frank sieht sie als eine Art Therapeut, dem sie alles anvertraut. Seit einigen Jahren ist sie mit David verheiratet und beide versuchen schon lange Eltern zu werden. Bis jetzt erlitt Alice acht Fehlgeburten, was sie verständlicherweise sehr deprimiert. Auch ihre Erfahrungen fand ich sehr bewegend und habe sie gern gelesen.

Dreiviertel des Buches sind meiner Meinung nach eher typisches Drama und kein Psychothriller. Für einen Psychothriller habe ich mehr Spannung und Nervenkitzel erwartet und keine seichte und emotionale Geschichte. Das, was auf dem Buchrücken angekündigt wird, kommt erst ziemlich zum Schluss, aber auch eher seicht. Das Ende kann nicht überraschen, nicht mal mit einem Happy End, oder nur mit einem kleinen. Die Themen dieses Romans sind gut gewählt und keine, die in vielen Büchern behandelt werden, die Umsetzung liegt aber unter meinen Erwartungen.

Nach ihren Studienjahren in Edinburgh verbrachte die in Südengland geborene und aufgewachsene Emily Elgar mehrere Jahre als Reiseschriftstellerin in Südafrika. Später arbeitete sie von New York und Istanbul aus für eine internationale Nichtregierungsorganisation. Inzwischen ist sie in ihre Heimat zurückgekehrt und lebt mit ihrem Mann in der Nähe von London, wo sie für eine Wohltätigkeitsorganisation tätig ist, die sich für Frauen in Not einsetzt. Dieses Buch ist der Debütroman der Autorin.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Schweige nun still | Erschienen am 19. Februar 2018 bei Goldmann
ISBN 978-3-442-48686-1
448 Seiten | 10.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Louise Voss & Mark Edwards | Stalker

Louise Voss & Mark Edwards | Stalker

„Oh Gott, was, wenn es ein und derselbe Mensch ist, der die Karten und die Blumen und die Unterwäsche geschickt hat? Das würde bedeuten, dass er in meinem Haus war. Was soll ich nur tun? Soll ich zur Polizei gehen? Habe ich einen Stalker?“ (Auszug Seite 121)

Siobhan ist Schriftstellerin, die das erste Mal einen kreativen Schreibkurs gibt. Dort lernt sie Alex kennen, der ein Schüler von ihr ist. Alex verliebt sich in Siobhan, seine Gefühle bleiben aber unerwidert, woraufhin er beginnt, sie zu stalken. Als Siobhan das mitbekommt, stellt sie ihn zur Rede und daraufhin wendet sich das Blatt…

Siobhan ist Mitte dreißig, hat sich gerade von ihrem Freund Phil getrennt und wohnt nun allein mit ihrer Katze. Die letzte Veröffentlichung eines Romans ist schon eine Weile her, deshalb versucht sie sich mit dem Schreiben von Artikeln und diesem Kurs über Wasser zu halten. Alex ist Ende zwanzig, arbeitet im Callcenter und wohnt in einer WG. Vom Schreiben träumt er schon länger und will den Kurs als Sprungbrett nutzen. Doch dann tritt Siobhan in sein Leben und Alex ist zunächst wie berauscht von ihr.

Als ich Stalker von Louise Voss & Mark Edwards begonnen habe zu lesen, habe ich mich gefragt, wie man über vierhundert Seiten mit einer Geschichte füllen kann, in der es ums Stalken geht, ohne dass es irgendwann langweilig wird. Ich kann sagen, dass es den Autoren geglückt ist. Das Thema selbst finde ich sehr interessant, weil man ja immer mal wieder hört, dass jemandem nachgestellt wird, aber eben nicht so konkret. Spannend und auch erschreckend fand ich, wie verhältnismäßig leicht man an Informationen anderer Personen kommt, auch wenn in vielen Situationen Zufall dahintersteckt.

Das Buch ist in zwei Teile untergliedert und nach nicht mal der Hälfte des Buches wird Alex schon von Siobhan zur Rede gestellt, das Stalking ist also augenscheinlich vorbei. Und was passiert nun in Teil zwei? Das genaue Gegenteil. Und erst hier wird es so richtig interessant. Die Geschichte wird abwechselnd von Alex und Siobhan in Tagebucheinträgen geschildert. Hierbei ist es meiner Meinung nach besonders unterhaltsam, wie eine Situation von zwei Personen so unterschiedlich wahrgenommen wird. In die beiden Protagonisten kann ich mich gut hineinversetzen. Meine Sympathie wechselte in den beiden Teilen von einem zum anderen.

Insgesamt liest sich dieser Thriller sehr flüssig und ich fand ihn ansprechend, allerdings ist er für mich nicht total dramatisch oder aufregend.

Louise Voss sah Mark Edwards in einer Dokumentation über aufstrebende Autoren, daraufhin kontaktierte sie ihn. Das war der Grundstein ihrer schriftstellerischen Zusammenarbeit. Ihre ersten beiden Thriller „Fieber“ und Stalker wurden sofort Sensationserfolge, zunächst online im Eigenverlag und schließlich auch in den Printausgaben. Louise Voss und Mark Edwards leben mit ihren Familien im Süden von London.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Stalker | Erschienen am 14. August 2017 bei btb
ISBN 978-3-442-74571-5
416 Seiten | 9.99 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Abgehakt | Juni 2018

Abgehakt | Juni 2018

Adrian McKinty | Dirty Cops

Nordirland, 1988. Ein seltsamer Mordfall in Carrickfergus: Ein Mann wird vom einem Armbrustpfeil erschossen aufgefunden. Der Tote war ein Dealer, aber die Mordwaffe ist schon sehr ungewöhnlich. Die Ehefrau des Toten ist keine große Hilfe, war sie doch vermutlich selbst in die Deals ihres Mannes verstrickt. Über Umwege gibt sie Duffy schließlich einen entscheidenden Hinweis, das Kennzeichen eines Autos, das das Paar kurz vor dem Mord verfolgt haben soll. Duffys Vorgesetzten wollen den Fall allerdings zu den Akten legen, zumal eine IRA-nahe Gruppierung sich mehr oder weniger zu der Tat bekannt hat. Doch so leicht lässt sich Duffy nicht von einer Fährte abbringen. Er gräbt weiter und bringt damit noch gefährlichere Gegner als seine Vorgesetzten gegen sich auf.

Es sind immer noch die 80er und immer noch geht es drunter und drüber in Nordirland. Allerdings ist DI Sean Duffy doch etwas solider geworden, immerhin ist er jetzt fest liiert und Papa geworden. Aber er bleibt sich natürlich und zum Glück in vielen Dingen treu, vor allem, dass er trotz gegenteiliger Anordnungen von manchen Dingen nicht fern bleiben kann. Trotzdem wird es diesmal verdammt brenzlig für ihn, denn das Buch beginnt im Prolog damit, dass er von einem IRA-Kommando in den Wald geführt wird, um dort sein eigenes Grab zu schaufeln. Ob und wie er sich da herauswinden kann, werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Jedoch verraten kann ich, dass mir dieser sechste Band der Reihe wieder mal ganz vorzüglich gefallen hat. Ein kniffliger Mordfall, politische/polizeiliche Verstricklungen, der gewohnte lässig-hartgesottene Schreibstil, der böse Humor und die Weiterentwicklung des Sean Duffy zum Familienvater sind die feinen Zutaten für diesen Kriminalroman.

Für alle Fans dieser Reihe gibt es auch weiterhin gute Nachrichten: Die Verträge für die Bände 7-9 sind bereits unter Dach und Fach.

 

Dirty Cops | Erschienen am 25.September 2017 im Suhrkamp Verlag
ISBN 978-3-518-46642-5
392 Seiten | 14,95 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe
Genre: Krimi
Wertung: 4.5 von 5.0

 

Philip Kerr | Die Hand Gottes

Play-Offs zur Champions League: London City muss bei den heißblütigen Griechen von Olympiakos Piräus antreten. Londons Offensivmann Bekim Develi schießt die Gäste aus England schnell in Führung – und bricht kurz darauf auf dem Spielfeld zusammen und stirbt. London ist geschockt, das Spiel endet 4:1 für Olympiakos. Am nächsten Morgen kommt die Polizei ins Mannschaftshotel. Am Abend vor dem Spiel war eine Frau bei Develi im Zimmer und diese ist nun tot im Hafenbecken gefunden worden. Die Polizei stellt die Mannschaft unter Verdacht und lässt sie nicht ausreisen. Trainer Scott Manson ist gefordert: Zum einen will er herausfinden, wie sein Spieler und diese Frau gestorben sind, zum anderen muss er sein Team unter diesen widrigen Bedingungen aufs Rückspiel vorbereiten.

Die Hand Gottes ist der zweite Band der dreiteiligen Reihe um Scott Manson, Cheftrainer und Gelegenheitsermittler. Auch in diesem Roman nimmt sich Philip Kerr, der leider im März mit 62 Jahren verstarb, das Fußball-Business zur Brust. Windige Investoren, Spielmanipulation, Korruption, Homophobie und Rassismus: Kerr spart kein heißes Thema aus und hat sichtlich Spaß dabei. Griechenland in der Eurokrise als Schauplatz hat einiges an Reiz, auch die Rivalität zwischen Olympiakos und Panathinaikos wird groß thematisiert. Obwohl Kerr es nicht ganz lassen kann, zu viel erklären zu wollen, anstatt auf das Fußball-Wissen des Lesers zu vertrauen, hat mir dieser Thriller insgesamt besser gefallen als Band 1, Der Winter-Transfer. Um in der Fußballsprache zu bleiben: Die Geschichte hat einfach mehr Zug zum Tor als der Vorgänger, der am Ende etwas cosy wurde. Und damit ist das Buch vielleicht die passende Lektüre zur laufenden Fußball-WM.

 

Die Hand Gottes | Erschienen am 19. März 2016 im Tropen Verlag
ISBN 978-3-608-50139-1
als Taschenbuchausgabe: 397 Seiten | 9,95 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe
Genre: Thriller
Wertung: 3.5 von 5.0

Wallace Stroby | Fast ein guter Plan

Gerade erst hat Crissa Stone einen Teil der Beute vom legendären Lufthansa-Raub eingesackt, da bietet sich ihr ein neuer Job. Zu viert rauben sie mehr als 300.000 Dollar aus einem Drogendeal. Doch beim Aufteilen der Beute hat einer einen Hinterhalt geplant. Zwei Komplizen werden erschossen, Crissa entkommt nur knapp mit der Hälfte des Geldes. Doch die Probleme fangen erst an, denn der Drogenboss engagiert einen skrupellosen Ex-Cop, um ihm die Kohle wiederzubringen.

Nachdem der zweite Band, Geld ist nicht genug, sowas wie der Durchbruch von Wallace Strobys Heldin Crissa Stone in Deutschland war, hat der Pendragon Verlag relativ schnell den nächsten Band der Reihe nachgelegt. Crissa Stone ist aber auch ein seltener Glücksgriff als Protagonistin: Eine taffe Gangsterin, intelligent, hart, abgebrüht wenn’s um den Job geht. Aber gleichzeitig auch eine empathische, loyale Person mit Verantwortungsbewusstsein. Das könnte ihr in diesem Falle zum Verhängnis werden. Fast ein guter Plan setzt die gute Reihe nahtlos fort. Schnörkellos und rasant geschrieben und mit einer harten, aber herzlichen, verdammt coolen Heldin.

Fast ein guter Plan | Erschienen am 29. Januar 2018 im Pendragon Verlag
ISBN 978-3-86532-607-2
320 Seiten | 17.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe
Genre: Thriller
Wertung: 4.0 von 5.0

Donato Carrisi | Der Nebelmann

Avechot, ein kleiner Ort in einem Nebental der italienischen Alpen. Ein Mädchen aus einer tiefreligiösen Familie verschwindet am Tag vor Weihnachten. Die Polizei schickt Sonderermittler Vogel, einen eitlen, exzentrischen Mann, der sich vor allem auf eines versteht: Manipulation. Geschickt versteht er es, die Presse und Öffentlichkeit für seine Zwecke zu nutzen, um das Interesse am Fall hoch zu halten. Denn auch nach Neujahr gibt es keine Spur der Vermissten. Doch für Vogel kristallisiert sich ein Verdächtiger heraus.

Dieser Thriller kommt höchst ungewöhnlich daher, denn so eine Figur wie diesen Vogel sieht man nicht allzu häufig in einem Thriller. Vogel paktiert mit der Presse, nutzt die Gerüchteküche des Dorfes, setzt den Verdächtigen unter Druck und schreckt nicht davor zurück, Beweise zu manipulieren. Das ist über weite Strecken ordentlich gemacht. Auch der Aufbau des Buches mit zahlreichen Brüchen in der Chronologie trägt zur Manipulation des Lesers bei. Allerdings will es Carrisi für meinen Geschmack zum Ende hin zu pfiffig machen. Nachdem er sich für den Verlauf der Geschichte zunächst viel Zeit nimmt, kommen die Wendungen am Schluss einfach zu plötzlich und etwas übertrieben daher. Das mag manchen Thrillerfan trotzdem begeistern, für mich gab es hierfür Abzüge.

Der Nebelmann | Erschienen am 4. August 2017 im Atrium Verlag
ISBN 978-3-85535-016-2
336 Seiten | 20.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe
Genre: Thriller
Wertung: 3.0 von 5.0

Rezension 1 bis 4 sowie die dazugehörigen Fotos von Gunnar Wolters.

 

Charlotte Link | Das Echo der Schuld

 

Das Boot der Deutschen Nathan und Livia sinkt vor der Küste Schottlands und beide stehen plötzlich mit völlig leeren Händen da. Livia hat vorher kurzzeitig im Ferienhaus von Virginia Quentin und ihrem Mann gejobbt und sie und Nathan finden dort nun Hilfe und Unterstützung. Als Virginia in ihr Zuhause nach Norfolk zurückkehrt, erfährt sie, dass in der Gegend gerade einige Kinder vermisst werden. Nathan spürt Virginia in Norfolk auf und plötzlich verschwindet auch Virginias Tochter Kim.

Dieser Spannungsroman liest sich sehr flüssig, ohne wahnsinnig nervenaufreibend zu sein. Ich empfand ihn als gute Unterhaltung für zwischendurch. Die Geschichte ließ mich als Leser immer wieder an Personen und eventuell Verdächtigen zweifeln, außerdem konnte mich das Ende überraschen. Interessant sind auch die eingestreuten Erinnerungen an Virginias Vergangenheit, die dem Leser nicht sofort, sondern nach und nach präsentiert werden.

 

Das Echo der Schuld | Erschienen am 17. März 2014 bei Blanvalet
ISBN 978-344-238354-2
542 Seiten | 9.99 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe
Genre: Spannungsroman
Wertung: 3.5 von 5.0

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Eric Berg | So bitter die Rache

Eric Berg | So bitter die Rache

„Immerhin hat das Verbrechen in meinem Haus stattgefunden. Ich gebe allerdings zu, dass es mir lieber wäre, ich hätte nie davon erfahren. Eines der Opfer soll mit einem Schürhaken erschlagen worden sein, und jetzt fehlt unser Schürhaken. Mir ist natürlich klar, dass die Tatwaffe, sofern sie gefunden wurde, in der Asservatenkammer der Polizei liegt. Aber komisch ist es schon.“ (Auszug Seite 123)

Ellen Holst hat sich von ihrem Ehemann getrennt und zieht mit Sohn Tristan aus dem Ausland in die Wohnsiedlung an der Ostsee in Heiligendamm. Kurz danach erfährt sie, dass vor sechs Jahren in ihrem Haus ein Dreifach-Mord verübt wurde. Erst will Ellen nichts Genaueres darüber wissen, dann siegt die Neugier aber doch. Was genau ist damals vorgefallen? Dann kommt es auch noch zu merkwürdigen Geschehnissen und Parallelen zum damaligen Verbrechen …

Ein Neuanfang

Ellen Holst ist vierzig Jahre alt und war 15 Jahre mit einem Diplomaten verheiratet, der mit ihr und dem gemeinsamen Sohn Tristan quer durch Afrika und Asien gezogen ist. Ellen hat sich in der Rolle der Diplomaten-Gattin schon immer unwohl gefühlt, jetzt endlich zieht sie den Schlussstrich und kauft ein Haus an der Ostsee für sich und Tristan, um ein neues Leben zu beginnen.

Zwei Zeitebenen mit zwei Handlungssträngen

So bitter die Rache ist das dritte Buch, das ich von Eric Berg gelesen habe und das zweite, das ich rezensiere. Im Übrigen haben wir alle Kriminalromane von Eric Berg auf dem Blog besprochen (.siehe unten) Mir hat der Roman sehr gut gefallen, da er sehr spannend gestaltet ist und sich flüssig liest. Die Geschichte ist in zwei Zeitebenen aufgebaut, nämlich Sommer 2010 und Sommer 2016, und außerdem in jeweils zwei Handlungsstränge unterteilt. Es geht einmal um die Wohnsiedlung und im anderen Strang um eine albanische Familie.

Schwieriges Differenzieren

Ab und zu fand ich es schwierig, die Familien und Ereignisse von vor sechs Jahren und die von heute auseinander zu halten, obwohl die Kapitel jeweils gut gekennzeichnet sind. Beim Lesen hatte ich oft das Bedürfnis, alle Geschehnisse und Zeiten und Personen ordnen zu müssen, sonst wäre ich durcheinander gekommen. Ab der Mitte des Buches hatte ich dann aber einen Überblick. Vielleicht macht es gerade das so spannend, weil ich als Leser zweierlei Informationen bekomme, aber beide noch nicht zusammen passen. Man macht sich dann ja so seine Gedanken und stellt Vermutungen an und meine wurden am Ende wunderbar entkräftet, so dass ich überrascht wurde.

Autorenlesung zum Buch

Bevor ich das Buch gelesen habe, war ich bei einer Lesung von Eric Berg zu diesem Kriminalroman. Den Autor finde ich sehr sympathisch und witzig und dem Vorgelesenen habe ich gern zugehört. Als ich im Buch dann die Stellen wiedergefunden habe, die Eric Berg vorgelesen hat, hatte ich seine Stimme und die Betonung wieder im Ohr. Außerdem hat der Schriftsteller erzählt, dass er den Schauplatz seines ersten Krimis – Das Nebelhaus – eher zufällig bei einem Urlaub mit Freunden entdeckt hat und erst Jahre später hat er sich daran erinnert und ihn in einem Buch verarbeitet. Da die Ostsee als Handlungsort mit dem ersten Roman feststand, wurden auch alle anderen dort angesiedelt. Ich kann also noch auf weitere Küstenkrimis hoffen! Die Geschichten sind allerdings bewusst nicht als Regionalkrimi deklariert, denn es geht dem Autor nicht um die genaue und detailgetreue Beschreibung der Ortschaft, sondern lediglich um die Atmosphäre. Interessant fand ich auch, dass Eric Berg erzählt hat, wie schwierig es ist, den Titel für ein Buch zu finden, weil es scheinbar bereits alle schon einmal gab.

Eric Berg ist das Pseudonym des Autors Eric Walz, der mit historischen Romanen bekannt wurde. Er wurde 1966 in Königstein im Taunus geboren und kam erst im Alter von 35 Jahren zum Schreiben. Unter dem Namen Eric Berg wurden bisher vier Ostsee-Kriminalromane und zwei Jugendbücher veröffentlicht.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

So bitter die Rache | Erschienen am 19. März 2018 bei Limes
ISBN: 978-3-8090-2660-0
416 Seiten | 15.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Weiterlesen: Rezensionen zu Eric Bergs Romanen Das Küstengrab (Dani), Das Nebelhaus (Monika) sowie Die Schattenbucht (Andrea)