Christa Bernuth | Die Nacht in dir
Die dunkle Vergangenheit hat Lukas Salfeld wieder eingeholt. Der verurteilte frühere Mörder hat Familie und Job verloren und führt ein einsames und minutiös überwachtes Leben. Regelmäßig muss er sich bei der Polizei und seinem Therapeuten melden. Nur Kommissarin Sina Rastegar glaubt an ihn und vor allem an seine besondere Gabe, sich in die Seele eines Triebtäters hineinversetzen zu können. Über Lukas hofft sie nicht nur dessen Sohn Leander, einen international gesuchten Serienmörder, zu finden, sondern sie bittet ihn auch um Hilfe bei der Aufklärung eines mysteriösen Todesfalls in einem Nobelinternat. Eine verhängnisvolle und höchst gefährliche Entscheidung. (Verlagsinfo)
Die Nacht in dir ist die Fortsetzung des ersten Teils der Thrillerserie(Das Falsche in mir) von um das ungewöhnliche Ermittlerteam Lukas Salfeld und Sina Rastegar, Triebtäter und Poliszistin. In Das Falsche in mir bittet Sina Rastegar, Kommissarin in Leyden, den Mann um Hilfe, der eigentlich nur unerkannt von der Allgemeinheit, wenn auch überwacht aufgrund seiner Vergangenheit, leben will. Ausgerechnet der in seiner Jugend als Mörder inhaftierte Lukas Larache, ehemals Salfeld, im vorherigen Fall als Triebtäter verdächtigt wegen Mordes an drei jungen Mädchen, soll sie bei einer Überwachung des Internats Thalgau unterstützen.
In Gang gesetzt wird das Ganze von Frank Leyerseder, der seit einem Jahr als Hausmeister in dem Internat arbeitet. Dort haben sich in dieser Zeit bereits drei Jungen von einem Glockenturm in die Tiefe gestürzt; ein Junge hat überlebt, die beiden anderen sind tot. Der letzte ist Frank Leyerseder vor die Füße gefallen, was diesem nun keine Ruhe mehr lässt. Merkwürdig ist, dass keiner dieser Selbstmorde der Polizei bekannt gemacht wurde. Daher wendet sich Frank, der seinen Hinweis allerdings nur anonym machen will, an Sina Rastegar.
Da sie bei einem ersten, als Touristin getarnten Besuch des Internats nichts Auffälliges feststellen kann, versucht sie, bei dem Polizeipräsidenten die Genehmigung zu einer offiziellen Ermittlung einzuholen. Allerdings gewährt ihr dieser nur zwei Tage, um mehr oder weniger inoffiziell Vernehmungen durchzuführen, da er die Vorgänge mit Rücksicht auf den Ruf des Internats, in dem auch seine Tochter untergebracht ist, nicht öffentlich machen möchte. Aber auch an diesen zwei Tagen kann Sina nichts Außergewöhnliches erkennen, ganz im Gegenteil, alles scheint in bester Ordnung zu sein. Doch dann wird sie von einem Jugendlichen, der unerkannt bleiben will und sichtlich Angst hat, angesprochen. Er drückt sich zwar nur unklar aus, bittet sie jedoch um Hilfe und gibt ihr noch zu verstehen, dass er „der nächste sein würde“, wenn nichts unternommen wird.
Da Sina von ihrem Vorgesetzten keine Hilfe mehr erwartet, kommt ihr die (zugegeben ungewöhnliche) Idee, Lukas Larache um Hilfe zu bitten. Dieser lehnt zunächst ab, erklärt sich jedoch letztendlich dazu bereit, einige Wochen bis zum Beginn der Ferien als Ersatz für Frank Leyerseder als Hausmeister einzuspringen und sich unauffällig im Internat umzusehen. Kurz nachdem er seinen Dienst angetreten hat, verschwindet eine Schülerin. Sie wird dann erhängt an einem Baum in dem an das Internat angrenzenden Waldstück gefunden, die Untersuchung deutet auf Selbstmord hin. Was Sina allerdings merkwürdig vorkommt, ist die Tatsache, dass das Handy der Schülerin nicht aufzufinden ist.
Der Autorin Christa Bernuth gelingt es auch in diesem Buch, einen sich von Kapitel zu Kapitel aufbauenden Spannungsbogen herzustellen, der es dem Leser fast unmöglich macht, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Sprachlich geschickt und psychologisch durchdacht geschildert, lässt sie zunächst im Unklaren, wie Lukas Larache seine ihm zugedachte Rolle ausfüllen kann und was sein Trieb in ihm in unmittelbarer Nähe von potenziellen Opfern auslöst. Insbesondere ein junges blondes Mädchen gerät in sein Visier. Im Verlauf der weiteren Handlungen gerät Lukas dann selbst in höchste Gefahr.
Was mich als Leser besonders beeindruckt hat, sind die Kapitel, in denen Lukas seine inneren Konflikte mit seinem zwar vorhandenen, jedoch mit unfassbarer Disziplin beherrschten Trieb schildert sowie die Liebe zu seinem Sohn, der das eigentliche Monster ist. Dessen per E-Mail geschilderten Beschreibungen der weiteren von ihm verübten Morde, die keinerlei Gewissensbisse erkennen lassen, leitet er – wenn auch innerlich zerrissen zwischen Vaterliebe und dem Wissen, dass sein Sohn gestoppt werden muss – an Sina Rastegar zur Fahndung weiter. Doch auch der Sohn, dem dies durchaus bewusst ist, liebt seinen Vater und beschließt, ihm auf seine Art zur Hilfe zu kommen. Bis zur endgültigen Auflösung lässt sich die Autorin noch einige – durchaus schlüssige – Wendungen einfallen, insgesamt ein großartiger Plot!
Fazit: Die Nacht in dir ist ein beeindruckendes, durchweg spannendes Buch und unbedingt empfehlenswert!
Rezension von Monika Röhrig.
Die Nacht in dir | Erschienen am 24. Juni 2016 bei dtv premium
ISBN 978-3-42326-107-4
416 Seiten | 16,90 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe
2 Replies to “Christa Bernuth | Die Nacht in dir”
Klingt auf jeden Fall spannend – allerdings sollte ich mir vielleicht dann doch erst mal Teil 1 zulegen, oder?
LG
Tina
Zunächst Entschuldigung für die späte Antwort – aber jetzt:die Persönlichkeit der Protagonisten lernt man natürlich am besten kennen, wenn man ab dem ersten Buch dabei ist, wäre also schon gut. Liebe Grüße Monika