Kategorie: Andrea Köster

Abgehakt | März 2018

Abgehakt | März 2018

Vier neue Kurzbesprechungen von Andrea und Gunnar haben wir heute zum (fast) Abschluss des  ersten Quartals in Abgehakt, Krimis kurz besprochen. Heute mit dabei Titel aus den Genres Krimi, Regionalkrimi, Spannungsroman sowie Thriller.

 

Fred Vargas | Das barmherzige Fallbeil

Zwei scheinbare Selbstmorde werden genauer untersucht, weil sich bei beiden Toten ein undefinierbares Symbol befindet. Nach den ersten Befragungen ergibt sich die erste Spur: eine Island-Reise, bei der nicht alles mit rechten Dingen zuging. Bald kann das Symbol aber doch gedeutet werden – die Zeichnung eines Fallbeils aus der Zeit der französischen Revolution. Welches Motiv steckt hinter den Morden?

Ich werde es nicht erfahren, denn ich habe das Buch nach der Hälfte abgebrochen. Den Anfang der Geschichte fand ich noch sehr vielversprechend, doch die Ermittlungen rund um die Französische Revolution waren für mich sehr langatmig. Außerdem haben meinen Lesefluss die vielen französischen Namen und Bezeichnungen gestört.

 

Das barmherzige Fallbeil | Erschienen am 20. März 2017 als Taschenbuchausgabe im Blanvalet Verlag
ISBN 978-3-373410-416-5
512 Seiten | 10.99 Euro
Bibliographische & Leseprobe

Kategorie: Krimi
Wertung: 1.5 von 5.0

 

Elke Pupke | Tödliches Geheimnis auf Usedom

In Bansin auf Usedom wird eine junge Frau von einem Auto angefahren, der Fahrer begeht Fahrerflucht. Die Frau, Kim, findet Unterschlupf in der Pension „Kehr wieder“, die von den beiden Nichten der 74-jährigen Berta geführt wird. Kurz darauf ist Kim tot und die Taten im Ort reißen nicht ab. Wer wollte Kim loswerden und was hat das mit der ungeklärten Vaterschaft von Kims Tochter Emma zu tun?

Die gesamten „Ermittlungen“ finden in der Pension am Stammtisch statt, nämlich durch Überlegungen und Rekonstruktionen des Tathergangs von Berta, den Angestellten und Gästen. Die Polizei kommt nur ab und zu vorbei und spielt eher die Nebenrolle. Tödliches Geheimnis von Usedom von Elke Pupke ist ein leichter Krimi, der meiner Meinung nach nicht besonders spannend ist und eher so vor sich hin „plätschert“. Trotzdem liest sich die gesamte Geschichte flüssig. Es ist bereits der dritte Fall von Berta, in den vergangenen zwei Jahren ist ebenfalls ein Mord in dem kleinen Ort an der Ostsee passiert. Sympathisch finde ich, dass alle handelnden Personen dem Alkohol nicht abgeneigt sind und es immer einen Grund für ein Gläschen gibt.

 

Tödliches Geheimnis von Usedom | Erschienen am 1. September 2014 im Hinstorff Verlag
ISBN 978-3-35601-884-4
272 Seiten | 12.99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

Kategorie: Regionalkrimi
Wertung: 3.0 von 5.0

Rezensionen und Fotos von Andrea Köster.

 

Liza Cody | Krokodile und edle Ziele

Wer erinnert sich noch an das sensationelle Lady Bag? Hier gibt es ein Wiedersehen mit der störrischen und chaotischen Obdachlosen Angela, genannt „Lady Bag“. Sie kommt frisch aus dem Gefängnis frei und manövriert sich direkt in die desaströsesten Situationen. Ihre besten Kumpels Pierre und Schmister, alias Lil Missy, und ihre Hündin Elektra leben bei Pierres neuer Flamme Cherry, einer eiskalten Frau, die absolute Kontrolle ausübt. Außerdem hat die Lady einem Mitgefangen versprochen, dass sie mal nach dem Rechten sieht, wie es ihrem kleinen Sohn Connor bei seiner Großmutter geht.

Der Vorgänger Lady Bag war schon ein irrwitziger, zynischer Spaß mit bissiger Gesellschaftskritik. Und genau da macht Liza Cody in Krokodile und edle Ziele weiter, stürzt ihre Protagonistin in groteske Situationen zwischen Kindesmissbrauch im sozialen Wohnungsbau und Psychoterror im bürgerlichen Mittelschichtshäuschen. Das ergibt vor allem völlig abgefahrene Dialoge, wenn Lady Bag mit und ohne Rotweinnachschub ins Gespräch mit ihrer Hündin, ihrer nicht anwesenden Mutter oder dem Leibhaftigen persönlich (Fürst Fiasko, Prinz der Paranoia, Don des Durcheinanders) tritt. Das knüpft über weite Strecken an den hervorragenden Vorgänger an, allerdings verpasst die Autorin für meinen Geschmack etwas das Momentum fürs richtige Ende, denn im letzten Viertel plätschert der Roman stellenweise etwas vor sich hin. Trotzdem war es insgesamt ein äußerst unterhaltsames Wiedersehen mit Lady B.

 

Krokodile und edle Ziele | Erschienen am 25. September 2017 im Argument Verlag
ISBN 978-3-86754-22-72
432 Seiten | 20.- Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

Kategorie: Spannungsroman
Wertung: 3.5 von 5.0

Jesper Stein | Aisha

In einer schicken Wohnanlage im Kopenhagener Stadtteil Amager wird die brutal ermordete Leiche von Sten Høeck gefunden, einem ehemaligen Mitarbeiter des dänischen Geheimdienstes PET. Kommissar Axel Steen bekommt dann auch direkt einen Kollegen vom PET als Aufpasser an die Seite, damit bloß keine Staatsgeheimnisse ans Tageslicht geraten. Zwar war Høeck ein Schürzenjäger und damit ergibt sich durchaus ein Mordmotiv, aber spätestens als die Leiche eines weiteren ehemaligen PET-Mitarbeiters gefunden wird, ist Axel Steen klar, wo die Verbindung zu suchen ist. Doch der Geheimdienst blockt ab.

Eigentlich stimmen die Grundzutaten zu diesem Thriller: Ein brutaler Mord, Geheimdienst-Operationen, Kompetenzgerangel zwischen den Ermittlungsbehörden und die Hauptfigur Axel Steen, die zu Beginn zwar etwas weichgespült wirkt (zumal, wenn man die Vorgängerbände kennt), aber im Laufe des Buches zu alter Form findet. Und doch hat sich bei mir nicht die gleiche Begeisterung wie beispielsweise bei Bedrängnis eingestellt. Das letzte Viertel des Buches bestreitet etwas ausgetretene Pfade, persönliche Betroffenheit des Ermittlers und Alleingang inklusive. Auch der Täter bleibt sehr im Vagen. Aber ganz zum Schluss bietet Jesper Stein noch eine interessante Pointe, die für den Weitergang der Reihe einiges an Reiz verspricht. So werde ich Axel Steen wohl auch in Zukunft weiterverfolgen.

 

Aisha | Erschienen am 26. Januar 2018 im Verlag Kiepenheuer & Witsch
ISBN 978-3-462-05078-3
560 Seiten | 9.99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

Kategorie: Thriller
Wertung: 3.0 von 5.0

Rezensionen und Fotos von Gunnar Wolters.

 

Weiterlesen: Abgehakt September 2017 und Abgehakt Dezember 2017, außerdem Gunnars Rezensionen zu Liza Codys Romanen Lady Bag und Miss Terry

24. März 2018

Ruth Ware | Woman in Cabin 10

Ruth Ware | Woman in Cabin 10

War ich in Sicherheit? Ich blickte zur Zimmertür. Ich war mir ziemlich sicher, dass niemand reinkommen konnte.
„Ich denke schon. Es war in der Nachbarkabine – in Nummer 10, Palmgren. Ich glaube, jemand wurde über Bord gestoßen.“ (Auszug Seiten 105-106)

Die Journalistin Lo bekommt die Gelegenheit, bei der Jungfernfahrt zu den norwegischen Fjorden des Kreuzfahrtschiffes Aurora teilzunehmen. Nachts bemerkt sie an Bord in ihrem Zimmer erst Geräusche in der Nachbarkabine, dann ein Platschen ins Wasser. Ist da jemand über die Reling gestoßen worden? Und wo ist jetzt die Frau von nebenan, die Lo am Vorabend noch gesehen hat? Keiner der Crew glaubt ihr, als sie sich auf die Suche begibt. Aber Lo ist doch nicht verrückt geworden und bildet sich alles nur ein. Oder doch?

Laura „Lo“ Blacklock ist 32 Jahre alt und lebt in London. Sie arbeitet schon seit mehreren Jahren für das Reisemagazin Velocity und soll nun in Vertretung für ihre Chefin über dieses Kreuzfahrtschiff berichten. Lo befindet sich in einer Beziehung mit Judah. Vor der Abreise kommt es zum Streit zwischen den beiden, weil Lo nicht in eine gemeinsame Wohnung ziehen möchte.

Wendungen und Meer

Für Woman in Cabin 10 von Ruth Ware wurde im Vorfeld ziemlich viel Werbung gemacht und ich muss gestehen, dass sie mein Interesse geweckt hat. Auf dem Buchrücken wird mit spannenden Wendungen gelockt und dann spielt die Handlung auch noch auf dem Meer und schon wollte ich das Buch unbedingt lesen.

Die Geschichte ist in mehrere Teile untergliedert und war für mich ab der ersten Seite interessant und flüssig zu lesen. Selbst das „Vorgeplänkel“, bevor Lo überhaupt auf dem Schiff ist, ist packend. Besondere Spannung wird aufgebaut, indem nach jedem Teil eine E-Mail, ein Chat oder Zeitungsbericht gedruckt ist, der von den Tagen nach der Reise berichtet und sehr beunruhigend klingt.

Alkohol in rauen Mengen

Als die Protagonistin dann den ersten Abend an Deck verbringt, drängte sich mir der Gedanke auf, dass sie ein Alkoholproblem hat. Ab dieser Stelle fand ich Lo irgendwie etwas nervig. Auch als sie mit der Suche nach der verschwundenen Passagierin beginnt, wirkt sie eher hysterisch und ich persönlich kann mich mit ihr nicht sehr identifizieren. Trotzdem bleiben alle Handlungen plausibel und natürlich muss sie genau so sein, denn sonst hätte man Lo an Bord vielleicht geglaubt und es wäre zu keinem Spannungsbogen gekommen.

Die versprochenen Wendungen am Ende des Buches waren definitiv vorhanden und mehrmals hat sich in mir das erleichterte Gefühl breitgemacht, dass jetzt alles gut wird, bis das Ruder dann aber doch nochmal herumgerissen wurde. Diese Wendungen waren aber insgesamt nicht so schockierend oder nervenaufreibend, wie ich sie mir gewünscht hätte.

Im Großen und Ganzen ein kurzweiliger, recht unblutiger Thriller.

Ruth Ware wuchs in Südengland auf und lebte nach ihrem Studium eine Zeit lang in Paris. Sie hat als Kellnerin, Buchhändlerin, Englischlehrerin und Pressereferentin für einen großen Verlag gearbeitet und wohnt jetzt mit ihrer Familie in Nordlondon. Die Autorin hat bisher vier Bücher geschrieben, von denen zwei auch in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Ihr Debütroman war Im dunklen, dunklen Wald.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Woman in Cabin 10 | Erschienen am 27. Dezember 2017 bei dtv
ISBN 978-3-423-26178-4
384 Seiten | 15.90 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

Weiterlesen: Andys Rezension zu Ruth Wares Thriller Im dunklen, dunklen Wald.

15. März 2018

Ellen Sandberg | Die Vergessenen

Ellen Sandberg | Die Vergessenen

„Liebe Kathrin,
hier nun die Unterlagen, die dir sicher noch vertraut sind. Wir sollten besprechen, was wir damit tun. Seit einiger Zeit überlege ich, ob wir Kontakt zu den Angehörigen aufnehmen sollten. Sie ahnen die Wahrheit ohnehin. Sind wir Ihnen nicht die Gewissheit schuldig? (…)“ (Auszug Seite 202)

Kathrin Mändler erleidet einen Schlaganfall, als sie sich mit ihrem Neffen Chris um Geld streitet. Ihre Nichte Vera kümmert sich danach um alles und erfährt von Unterlagen, mit denen Chris jemanden erpressen will. Was sind das für Dokumente? Manolis Lefteris ist ein Mann für besondere Aufträge. Sein aktueller Fall: Die Akten von Kathrin Mändler aufspüren, bevor sie jemand anderes findet. Während seiner Suche entdeckt er und bald auch Vera, dass es sich bei den Unterlagen um den Beweis eines Verbrechens aus dem zweiten Weltkrieg handelt. Kann Vera Manolis zuvorkommen oder bleibt die so lange geheim gehaltene Tat unentdeckt?

Journalistin vs. Mann für besondere Aufträge

Vera Mändler ist Journalistin in München bei einer Frauenzeitschrift. Die Stelle bietet ihr ein sicheres Einkommen, entspricht aber eigentlich nicht Veras Ambitionen. Viel lieber würde sie im Metier Politik tätig sein. Veras Freund Manolis hat den Wunsch mit ihr zusammenziehen, aber sie möchte lieber weiterhin unabhängig in ihrer eigenen Wohnung leben und fürchtet sich vor einem gemeinsamen „Alltagstrott“. Manolis‘ Vater war ein Gastarbeiter aus Griechenland. Seine Familie wurde während des zweiten Weltkrieges geradezu abgeschlachtet und die nicht verwundeten Erlebnisse daran hat er an seinen Sohn weitergegeben, der nun mit den blutigen Bildern leben muss. Manolis hat kein Vertrauen mehr an die Justiz und deshalb kann er sein „Nebengewerbe“ ohne schlechtes Gewissen ausführen.

Unterhaltung mit Geschichte

Die Vergessenen von Ellen Sandberg ist ein wahrer Pageturner und nicht nur spannend, sondern auch interessant. Dieses Buch hat mir mal wieder bewiesen, dass man durchaus auch bei Unterhaltungsliteratur etwas lernen kann. Dieses Verbrechen, das damals in den Kriegsjahren begangen wurde, war mir nicht bewusst, ich habe hier das erste Mal davon gehört und war schockiert. Das geht vielen Menschen aus meiner Generation vermutlich so, deshalb ist das schon der erste Grund, dieses Buch zu lesen. In der Anmerkung weist die Autorin daraufhin, dass sie sich eng an die historischen Fakten gehalten hat.

Aus Sicht von Dreien

Außerdem ist das Buch sehr flüssig zu lesen und sehr spannend. Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht von Manolis und Vera geschrieben. Ab und zu fließen einige Kapitel aus dem Leben von Kathrin ein, angefangen mit ihrer ersten Stelle als Krankenschwester bis hin zu dem heutigen Leben. Die Protagonisten sind mir sehr sympathisch. Gerade bei Kathrin und Manolis denkt man sich vielleicht im ersten Augenblick, wie man nur so „gewissenlos“ handeln kann, aber im Buch wurden alle Gedanken und Beweggründe ausführlich beschrieben und sie sind für mich nachvollziehbar und verständlich. Die Lebensinhalte von Vera und Manolis, die außerhalb der Suche nach den Dokumenten beschrieben wurden, waren für mich nicht störend oder zu viel, sondern gerade richtig, um zu erfassen, wie die Person „tickt“.

Fazit: Großartige Spannung mit einem bisschen Geschichte.

Ellen Sandberg ist das Pseudonym der Autorin Inge Löhnig. Sie wurde 1957 geboren, studierte Grafikdesign und arbeitete zunächst in verschiedenen Werbeagenturen. Das ursprüngliche Hobby Schreiben wurde nach und nach zum Hauptberuf. Die Autorin schreibt vor allem Ermittlerkrimis um den Protagonisten Konstantin Dühnfort, aber auch Jugendthriller und mit diesem Buch erstmals einen Spannungsroman. Dieser Roman ist ihr Herzensbuch, das sie zehn Jahre mit sich getragen hat, bevor sie es schreiben konnte, schreibt Inge Löhnig auf ihrer Homepage. Auf dieses Thema ist sie durch eine Zeitungsnotiz aus dem Jahr 2005 gestoßen.

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Die Vergessenen | Erschienen am 27. Dezember 2017 im Penguin Verlag
ISBN 978-3-328-10089-8
512 Seiten | 13.- Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

10. März 2018

Eva Almstädt | Ostseejagd

Eva Almstädt | Ostseejagd

„Im Wald. Ach, es ist schrecklich! Es war doch ihre erste Jagd! Sie hatte sich so darauf gefreut. Und dann stolpert sie im Gudower Forst mutterseelenallein über eine Leiche.“ (Auszug Seite 162)

In Dörnitz an der Ostsee findet der Hotelinhaber Robert Jensen eine tote Frau am Strand. Das Gesicht der Leiche wurde brutal zerstört, sodass man nicht erkennen kann, um wen es sich handelt. Pia Korittki und ihr Team fahren sofort in das beschauliche Seebad und beginnen mit den Ermittlungen. Außerdem bekommt es Pia mit einem Stalker zu tun, der ihr auflauert und sie scheinbar umbringen will. Auch hier erweist sich die Polizeiarbeit als schwierig. Dann taucht eine zweite Leiche auf. Haben beide Tote etwas miteinander zu tun? Und kann Pia ihrem Verfolger entkommen?

Die Protagonistin

Pia Korritki ist Kriminalkommissarin beim K1 in Lübeck. Sie hat einen Sohn, Felix, der im Kindergartenalter ist und der während Pias Ermittlungen an diesem Fall glücklicherweise mit seinem Vater und dessen neuer Freundin im Urlaub auf Teneriffa ist. Pia ist also von Felix‘ Vater getrennt und hat gerade eine Beziehung mit Lars, die aber aufgrund von Pias Arbeit auch nicht ganz einfach ist.

Ein typischer Krimi

Ostseejagd von Eva Almstädt ist ein typischer Kriminalroman. Die Ermittlungsarbeit steht im Vordergrund, ab und zu fließen persönliche Passagen von Pia ein. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und auch spannend, ohne total fesselnd zu sein. Die Auflösung des Falls konnte mich aber überraschen und auf den letzten Seiten wurde es dann auch nochmal sehr brenzlig. Zwischendurch fand ich die Ermittlungen zu keiner Zeit langatmig. Pia ist mir als Protagonistin sympathisch, weil sie außerhalb ihres Jobs ebenfalls mit den kleinen Schwierigkeiten des Alltags beschäftigt ist und es Felix und Lars trotz ihrer meistens nicht planbaren Arbeitszeiten so Recht wie möglich machen möchte. Die Geschichte spielt Ende Januar und Schauplätze sind vor allem Lübeck und Dörnitz, aber ein kleiner Ausflug führt Pia auch nach Rostock.

Autorenlesung

Am 28. September 2017 war die Autorin zu einer Lesung in einer Hugendubel-Buchhandlung der Hansestadt Rostock. Bei dieser Lesung war ich zu Besuch und zu meiner Freude hat Eva Almstädt nicht nur vorgelesen, sondern auch einige Anekdoten nebenbei erzählt. Beispielsweise hat sie mit Dörnitz einen fiktiven Ort geschaffen, weil sich gerade bei kleineren Orten viele dann doch wiedererkennen und das ist vor allem bei bösen Charakteren nicht so schön. Man erkennt aber anhand des Namens noch, welches Seebad die Autorin als Vorbild hatte. Eva Almstädt hat auch erzählt, dass die Situation, in der die zweite Leiche gefunden wird, auf einer wahren Begebenheit beruht. Besucher, die selbst Jäger sind, haben es ihr bei einer Lesung berichtet, sie haben es so erlebt. Die vorgelesenen Stellen aus dem Buch waren sehr gut betont, fand ich. Die Autorin hat mit unterschiedlichen Stimmen die Personen gesprochen.

Eva Almstädt lebt in Bargteheide in Schleswig-Holstein. 2002 schrieb sie den ersten Kriminalroman um Pia Korittki (Kalter Grund). Ostseejagd ist ihr mittlerweile zwölfter Fall. Bevor Eva Almstädt Autorin wurde, hat sie in Hannover in der Wohnraum- und Küchenplanung gearbeitet.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Ostseejagd | Erschienen am 16. März 2017 bei Bastei Lübbe
ISBN 978-3-404-17510-9
398 Seiten | 10.- Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

20. Februar 2018

Brenda Novak | Ich töte dich

Brenda Novak | Ich töte dich

„Eigentlich hätte er gar nicht vorgehabt, sie umzubringen. Aber er benahm sich nicht so, als machte ihm das etwas aus, oder als bedeutete sie etwas anderes oder mehr für ihn als ihre Freundinnen. In Wahrheit wurde er immer glücklicher, je mehr Schmerz er ihr zufügte. Das Foltern hatte etwas in ihm ausgelöst, einen anderen Menschen aus ihm gemacht. Sie hätte nie gedacht, dass jemand so sein konnte.“ (Auszug Seite 8)

Evelyn Talbot hat in Hilltop, Alaska, ein Gefängnis gegründet, in dem sie Psychopathen erforscht. Diese Berufung entstand, weil sie als Jugendliche von ihrem damaligen Freund Jasper gefangen gehalten, vergewaltigt und fast umgebracht wurde. Noch immer steckt deshalb ein tiefes Trauma in ihr. Dann werden zwei Leichenteile gefunden und es scheint, als sei Jasper zurückgekehrt. Wird er sie nun endgültig töten?

Das Leben danach

Evelyn Talbot hat sich nach dem knappen Überleben auf ihr Studium der Psychologie konzentriert und einen sehr guten Abschluss in Harvard gemacht. Nachdem sie unter anderem in ihrer eigenen Praxis gearbeitet hat, ergab sich die Möglichkeit in Alaska, am Rande der Zivilisation, ein Gefängnis zu eröffnen, in dem nur die schlimmsten Psychopathen aufgenommen werden. Das Gefängnis Hanover House leitet sie gemeinsam mit Tim Fitzpatrick und Ziel der gemeinsamen Forschung ist es herauszufinden, wie Psychopathen ticken, wie man sie resozialisieren und Taten vielleicht sogar verhindern kann.

Seit Jasper hatte Evelyn keine Beziehung mehr und hat sich komplett auf ihre Arbeit konzentriert, teilweise nächtelang durchgearbeitet. Doch in Alaska begegnet sie Amarok, dem State Trooper von Hilltop, und fühlt sich zu ihm hingezogen. Evelyn ist sich aber nicht sicher, ob es klug ist, sich einer Liebe oder gar Beziehung hinzugeben, wo sie doch noch so von den Erlebnissen ihrer Jugend gezeichnet ist.

Dunkel und kalt

Ich töte dich von Brenda Novak hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte ist flüssig geschrieben und sehr spannend. Die Ermittlungen werden sehr erschwert, da es in Alaska zu dieser Zeit nie wirklich hell wird und es unermüdlich schneit, so dass man fast nur mit speziellen Räumfahrzeugen die Straßen passieren kann. Dass Amarok der alleinige Polizist für den Ort ist und es sich um seine erste Mordermittlung handelt, macht es nicht leichter.

Die sich anbahnende Liebesgeschichte des State Troopers und der Psychologin, bei der auch Erotik nicht fehlt, finde ich keineswegs störend. Beide bleiben dabei authentisch und es wird zu keiner Zeit kitschig. Manchmal wollte ich sogar etwas lieber wissen, wie es mit den beiden weitergeht, als zu erfahren, wie die Suche nach dem Mörder verläuft.

Mut

Ich finde die Protagonistin sehr mutig. Bei allen Handlungen bleibt sie glaubwürdig und gesteht sich auch ein, dass sie Angst hat. Sie verhält sich nicht waghalsig, aber viele Dinge hätte ich mich nicht getraut. Aber wenn man mit so einer Spezies Mensch arbeitet, braucht man wohl von Haus aus sehr viel Mut.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat eines verurteilten Mörders und Psychopathen. Das verdeutlicht einem nochmal, wie skrupellos allein die Denkweise dieser Menschen ist. Die Erklärungen zum Verhalten und deren Hintergründe, die in dem Buch beschrieben werden, fand ich ebenfalls sehr wissenswert.

Zum Ende hin hatte ich zweimal den Gedanken „Gott sein Dank, es wird alles gut“, bis das Ruder herumgerissen wurde und der Fall keineswegs gelöst und die Gefahr auch noch nicht zu Ende ist.

Brenda Novak wurde 1964 in Utah geboren. Mit 29 Jahren entdeckte sie das Schreiben für sich, vorher arbeitete sie als Kreditsachbearbeiterin bei einer Bank. 1999 wurde das erste Buch der Autorin veröffentlicht, ein historischer Liebesroman. Die Autorin schreibt außerdem romantische Spannungsromane und Mysteryromane. Nur einige wenige wurden auch ins Deutsche übersetzt. Brenda Novak und ihr Mann haben fünf Kinder und leben in Sacramento.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Ich töte dich | Erschienen am 4. Dezember 2017 im Aufbau Taschenbuch Verlag
ISBN 978-3-7466-3357-2
448 Seiten | 9,99 Euro
Bibliographische Angaben & Leseprobe

10. Februar 2018