Kategorie: Aktenzeichen

Don Winslow | Das Kartell Bd. 2

Don Winslow | Das Kartell Bd. 2

Der sogenannte Krieg gegen die Drogen ist ein Karussell. Fliegt einer raus, steigt sofort der Nächste ein. Und solange die Gier nach Drogen unersättlich ist, bleibt das so. Der gierige Moloch aber lauert auf dieser Seite der Grenze.
Was die Politiker nie verstehen oder auch nur zur Kenntnis nehmen: Das sogenannte mexikanische Drogenproblem ist nicht das mexikanische Drogenproblem, es ist das amerikanische Drogenproblem.
Ohne Käufer kein Geschäft.
Die Lösung liegt nicht in Mexiko. (Auszug Seite 33)

Sechs Jahre hat sich Don Winslow Zeit genommen und für seine Fortsetzung von Tage der Toten akribisch recherchiert und rausgekommen ist eine wuchtige Fortsetzung seines Meisterwerks. Die Geschichte beginnt im Jahr 2004, Art Keller, US-Drogenfahnder und der Held aus Tage der Toten hat sich in ein Kloster zurückgezogen. Als sein Todfeind, der von ihm ins Gefängnis gebrachte mexikanische Drogenbaron Adán Barrera, einst sein bester Freund, allerdings ausbricht und eine Belohnung auf seinen Kopf aussetzt, ist es mit der Ruhe vorbei. Kellers Ruf in Washington ist zwar arg ramponiert, doch man glaubt noch, ihn bei der Jagd auf Barrera gebrauchen zu können und gibt ihm einen Job als Verbindungsoffizier in Mexico City zu einer Taskforce mit zwei mexikanischen Behörden. Keller hat zwar keine weiteren Befugnisse, nutzt seine Kontakte aber weidlich aus. Die beiden hochrangigen mexikanischen Beamten in dieser Taskforce machen einen engagierten Eindruck, doch kann Keller ihnen trauen, wo der mexikanische Staat doch weitgehend von den Narcos korrumpiert scheint?

Währenddessen schickt sich Adán Barrera an, seine Machtposition innerhalb der Kartelle wieder auszubauen. Er kontrolliert als Erster unter Gleichen das Sinaloa-Kartell, doch die Sinoloaner haben ihre Vormachtstellung unter den Kartellen eingebüßt. Es beginnt ein hinterhältiger, rücksichtsloser und unfassbar blutiger Kampf der Kartelle, bei denen vor allem das Golf-Kartell und dessen brutale militärische Gang Los Zetas die großen Rivalen Barreras werden (auf der rückseitigen Klappe des Romans findet sich zur Orientierung eine Landkarte von Mexiko, auf der die vier wichtigen Drogenkartelle eingezeichnet und beschrieben sind).

Andys Eindruck

Der Autor schildert den gnadenlosen Kampf der Drogenkartelle über einen Zeitraum von zehn Jahren in seiner bekannten schnörkellosen Art. Hier ist kein Wort zu viel, alles wird genau auf den Punkt gebracht. Durch häufige Perspektivwechsel und eine bildhafte Sprache entwickelt der Roman von Anfang an einen Sog, der einen nicht mehr loslässt. Im Präsens geschrieben fühlt man sich als Leser mitten im Geschehen.

Winslow zeigt auf, mit welcher Macht die unterschiedlichen Drogenkartelle agieren, wie sie staatliche Strukturen durch Korruption unterwandern. Besonders schockierend wird hier beschrieben, wie Tausende Menschen auf brutalste Weise getötet oder vertrieben werden und wie wehrlos der mexikanische Staat dagegen ist. Es lässt einen fassungslos zurück, dass der Kampf gegen die Drogen praktisch nicht zu gewinnen ist und dass das auch gar nicht gewünscht wird, weil zu viele davon profitieren. Der Drogenhandel zwischen den USA und Mexiko ist ein Milliardengeschäft. Man fragt sich während des Lesens mit einem Kloß im Hals, wie weit das alles der Realität entspricht und viele Szenen, sind mir ob ihrer Brutalität noch lange in Erinnerung geblieben.

„Chuy drückt ab. Knipst dem Mann das Lebenslicht aus. Es fühlt sich gut an. Chuy Jesús Barajos ist gerade zwölf geworden.“ (Seite 244)

Der komplexe Roman verlangt einem, nicht nur wegen der Grausamkeiten alles ab. Die Charakterisierungen der zahlreichen Figuren ist Winslow sehr gut gelungen und man fiebert und bangt mit ihnen mit. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse und die einzelnen Protagonisten wirken dadurch sehr authentisch und menschlich, da man teilweise sogar Verständnis für die Beweggründe entwickelt, nicht nur für den korrupten Journalisten.

Winslow widmet seinen Roman den ermordeten oder „verschwundenen“ Journalisten, gleich am Anfang des Buches in einer zweiseitigen Aufzählung von Namen. Und nicht nur hierbei spürt man seine Wut und das Herzblut, mit dem er die Hintergründe beleuchtet und den Leser schonungslos teilhaben lässt am War on Drugs.

„Dies ist kein Krieg gegen die Drogen. Dies ist ein Krieg gegen die Armen und die Ohnmächtigen, Unhörbaren und Unsichtbaren, die ihr von der Straße fegen wollt wie den Dreck, der euch um die Beine weht und eure Stiefel beschmutzt.“ (Seite 786)

Mein Fazit: Don Winslow ist mit seinem Epos ein sprachlich exzellenter, packender Thriller gelungen, der über 800 Seiten den Spannungsbogen hochhält. Chapeau Mr. Winslow!

Gunnars Eindruck

Don Winslows Wut, die er als Antrieb für seinen Roman Tage der Toten angab, war offensichtlich noch nicht verraucht. Warum auch, denn die Situation im Kampf gegen die Drogen hatte sich seitdem nicht wirklich geändert. Und so legte er diesen zweiten Roman nach (was letztlich in einer Trilogie münden sollte), der vor allem die Zeit ab 2006 beschreibt, in der der Drogenkrieg in Mexiko sich zu einer Art Bürgerkrieg ausweitete. Der Konflikt zwischen den Kartellen, zwischen den Kartellen und mexikanischer Polizei oder Militär oder auch zwischen korrumpierten staatlichen Einheiten und loyalen Einheiten erreichte eine Intensität an Gewalt, die den unbeteiligten Beobachter schaudern lässt. Darunter leidet vor allem die Zivilbevölkerung in den umkämpften Herrschaftsregionen der Kartelle. Man muss gar nicht lange recherchieren, um festzustellen, dass die meisten Ereignisse in diesem Thriller authentisch sind, lediglich die Personen sind fiktiv (wobei auch diese echten Personen teilweise nachempfunden sind).

Die Wucht, die Schnörkellosigkeit der Sätze, auch die Spannung aus dem Vorgängerroman – das alles ist weitgehend noch da. Jedoch habe ich das Gefühl, dass Tage der Toten der geradlinigere und präzisere Roman gewesen ist, obwohl auch dieser mit über 600 Seiten nicht unbedingt kompakt war. In Das Kartell will Winslow meines Erachtens zu viel erläutern, anstatt darauf zu vertrauen, dass der Leser die Zusammenhänge in der (durchaus komplexen) Gesamtlage selbst erkennt. Auch die Eleganz des Vorgängers wird nicht ganz erreicht, stellvertretend dafür das Ausmaß an Gewalt, das Winslow (zwar zutreffend) schildert, für mich zum Ende hin aber mehr aufzählenden Charakter hatte und die Story nicht mehr zusätzlich voran brachte.

Trotz der gerade genannten Einschränkungen halte ich Das Kartell aber dennoch für einen guten, überdurchschnittlichen Thriller, der den Leser zu fesseln weiß und dem es über weite Strecken gelingt, die Intensität des Vorgängers fortzuführen.

 

Rezension und Foto von Andy Ruhr und Gunnar Wolters.

Das Kartell | Erschienen am 1. Juli 2017 bei Droemer Knaur
ISBN 978-3-426-30429-7
832 Seiten | 16.99 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Wertung Andy: 5.0 von 5.0
Wertung Gunnar: 4.0 von 5.0

Auch bei uns: Rezension zu Corruption von Don Winslow sowie dem ersten Band der Kartell-Trilogie, Tage der Toten.

Weiterlesen: Rezension zu Das Kartell auf dem Blog Crimenoir

Diese Rezension erscheint im Rahmen des .17special Mini-Spezial Die Kartell-Trilogie von Don Winslow.

Don Winslow | Tage der Toten Bd. 1

Don Winslow | Tage der Toten Bd. 1

Art Keller sieht der DC-4 bei der Landung zu.
Sein Auto steht auf einer Anhöhe über dem Flughafen von Guadalajara, neben ihm sitzt Ernie Hidalgo. Nach einer Weile beobachten sie, wie mexikanische Federales beim Löschen der Fracht helfen. […]
„Und was, glaubst du, steckt in den Kisten?“
„Schokokekse?“
„Häschenpantoffeln?“
„Wir wissen nur, was nicht drinsteckt“, sagt Keller. „Nämlich Kokain. Denn…“
Zusammen beenden Sie den Satz: „…es gibt kein Kokain in Mexiko!“ (Auszug Seiten 133-134)

1975: Ex-CIA-Mann Art Keller ist als Neuling in der Anti-Drogenbehörde DEA voller Tatendrang, doch er wird von den Alteingesessenen ausgebremst. Auf seinem Posten in Sinaloa in Mexiko ist er isoliert und wird ignoriert. Doch eines Tages tritt Keller in einer Turnhalle spontan zu einem Sparring gegen einen einheimischen aufstrebenden Boxer an und erwirbt sich den Respekt der Manager des Boxers: Adán und Raúl Barrera. Es ist der Beginn einer kurzen Freundschaft und einer Jahrzehnte dauernden Rivalität.

Schnell kommt Keller auch in Kontakt zu Adáns und Raúls Onkel Tío, Polizeioffizier und rechte Hand des Provinzgouverneurs. Dank Tío erhält Keller endlich Kontakte zu den mexikanischen Behörden. Sie planen eine große Operation als großen Schlag gegen die örtlichen Opiumproduzenten und bringen den regionalen Drogenboss zur Strecke. Ein großer Erfolg für Keller, der endlich in seiner Behörde zu Ansehen gelangt. Offiziell ist der mexikanische Opiumring zerschlagen. Doch Keller weiß, dass die Operation lediglich einen neuen mächtigen Mann an die Spitze des Kartells gespült hat: Tío Barrera.

Don Winslow war in der 1990ern bereits ein erfolgreicher Autor mit seinen Neal Carey-Romanen und „The Death und Life of Bobby Z“. 1999 erschien „California Fire And Life“ (dt. „Die Sprache des Feuers“). Danach nahm sich Winslow mehr als fünf Jahre Zeit für seinen nächsten Roman. Er recherchierte wie ein Besessener in offiziellen Akten, Protokollen, Büchern und führte zahlreiche Interviews über den „War on drugs“, den Krieg der USA gegen Drogen, erstmals postuliert von Richard Nixon im Jahr 1972. Und Winslow selbst meint zur Entstehungsgeschichte:

„Je mehr Informationen ich sammelte, um so größer wurde meine Wut. Da wusste ich dann, dass es ein dickes Buch werden musste, wenn ich der Geschichte gerecht werden wollte.“ (1)

Seine Wut kanalisierte Winslow in dem 700-Seiten-Thriller „Power Of The Dogs“, auf Deutsch Tage der Toten (in Anlehnung an den mexikanischen Feiertag Día de los Muertos). Ein wuchtiger Roman, ein spannender Thriller, gleichzeitig ein Epos, das knapp dreißig Jahre abdeckt. Schon mit den ersten beiden Szenen setzt der Autor den Ton: Im Prolog ein Anwesen in Baja California 1997 mit einer hingerichteten Großfamilie, nach einem Schnitt 1975 ein brennendes Mohnfeld in Sinaloa, „Hieronymus Bosch malt den Drogenkrieg“. Winslow verpflichtet sich zu unbarmherzigem Realismus. Er hat selbst immer erklärt, „praktisch nichts im Roman sei komplett erfunden“ (2).

Winslow vermittelt einen Eindruck vom „schmutzigen“ Drogenkrieg, Stichwort Iran-Contra-Affäre oder School of the Americas. Er zeigt die Instabilität Mexikos auf, eine ungeheure Verflechtung von organisiertem Verbrechen, Staatsmacht und Kirche. Außerdem schildert er die Gnadenlosigkeit der Kartelle und beschreibt eine Brutalität, die mindestens einmal selbst Hartgesottenen das Blut gefrieren lässt (die Szene auf der Brücke in Kolumbien). Doch all die Gewalt wird nicht zum Selbstzweck geschildert, sondern ist quasi nur ein fiktives Abbild der Wirklichkeit.

In den meisten Nächten also leisten ihm die Toten Gesellschaft.
Sie haben immer Zeit für ihn, und sie sind viele. Ernie Hidalgo, Pilar Talavera und ihre zwei Kinder. Juan Parada. Allesamt Opfer seines Privatkriegs gegen die Barreras. Sie besuchen ihn des Nachts, reden mit ihm, fragen ihn, ob es die Sache wert war.
Bis jetzt zumindest lautet seine Antwort nein. (Seite 539)

Im Zentrum der Geschichte steht Art Keller, zu Beginn ein „Company Cowboy“, ein Ex-CIA-Mann, was ihm im Laufe der Zeit doch eher zum Vorteil gereicht. Seine Zusammenarbeit mit den Barreras lässt ihn, obwohl er in der Hierarchie der DEA aufsteigt, verbittert und unzufrieden zurück. So macht er sich mit glühendem Eifer daran, ihnen das Handwerk zu legen. Da sind Kollateralschäden nicht weit, es sterben eine Menge Menschen und auch seine Familie hält Kellers Feldzug nicht aus. Seine Nemesis ist Adán Barrera, der bald seinem Onkel Tío an die Spitze des Kartells folgt. Adán ist ein gemäßigter Mann, ein Stratege, kein Großkotz, ein liebender Vater einer behinderten Tochter. Doch natürlich ist er machtbewusst und weiß, wann Härte vonnöten ist, wenngleich er diese Dinge seinem impulsiven Bruder Raúl überlässt.

„Gott segne dich.“
„Ich glaube nicht an Gott“, erwidert Keller.
„Macht nichts“, sagt Parada. „Er glaubt an dich.“
Dann, denkt Keller, ist er ein ganz schöner Trottel. (Seite 74)

Winslow wählt eine multiperspektivische personale Erzählweise, in der noch mehr Personen ins Blickfeld kommen: Nora Hayden, ein Luxus-Callgirl; Sean Callan, ein irischer Killer in Diensten der New Yorker Mafia; Pater Juan Parada, ein Kirchenmann des Volkes, was nicht nur dem Opus Dei sauer aufstößt. Allen Figuren verleiht Winslow eine authentische Perspektive, vermeidet Schwarz-Weiß-Skizzierungen. So überschreitet der Mann des Gesetzes, Art Keller, nicht nur einmal die Grenze zur Illegalität, der Drogenboss Adán Barrera ist ein treu sorgender Vater und der Ire Callan im Grunde ein ganz netter Kerl.

Tage der Toten ist ein harter Thriller, der die Realitäten schonungslos rekapituliert und den Leser in ziemliche Düsternis führt. Am Ende gibt es zwar einen Funken Hoffnung, die aber allzu trügerisch wirkt. Winslow erzählt im Präsens, mit vielen knappen, prägnanten Sätzen (ohne in das Stakkato eines bekannten Kollegen zu verfallen) und starken Dialogen. Die Spannungskurve flacht eigentlich gar nicht ab. Der Puls des Romans bleibt konstant hoch, auch durch die Perspektivwechsel. Auf den Punkt gebracht ist Tage der Toten ein brillanter Thriller, schon jetzt ein Klassiker, der Autor Don Winslow in den Olymp der Genreschriftsteller katapultierte. Und das völlig zurecht.

 

Rezension und Foto von Gunnar Wolters.

Tage der Toten | Erstmals erschienen 2005
Die aktuelle Ausgabe erschien am 16. April 2012 im Suhrkamp Verlag
ISBN 978-3-518-46340-6
689 Seiten | 10.99 Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

(1) Interview Christophe Dupuis mit Don Winslow
(2) Artikel von Peter Körte in der FAZ

Auch bei uns: Rezension zu Corruption von Don Winslow.

Weiterlesen: Rezension zu Tage der Toten von Der Schneemann

Diese Rezension erscheint im Rahmen des .17special Mini-Spezial Die Kartell-Trilogie von Don Winslow.

Rezensions-Doppel: Saison der Wirbelstürme & Die Verschwundenen

Rezensions-Doppel: Saison der Wirbelstürme & Die Verschwundenen

Doppelrezension Mexiko

„Hoch in den Bergen erhebt sich der Adler auf silbernen Flügeln/Die Lieder der Indios/das Schweigen der Sierra/das Mondlicht auf den Hügeln“: Mexico mi amor – das Sehnsuchtsland deutscher Schlager. Rote Sonne, Sombreros, Latino-Frauen. Doch das Bild vom realem Mexiko sieht ein wenig anders aus. Heutzutage gilt das Land in Mittelamerika vielen als „failed state“, als ein Land, in der die Staatsmacht die Kontrolle längst verloren hat. In seinem Essay „Der rote Teppich“ beschreibt Juan Villoro die Machtausübung in Mexiko als „Gewerbe der Finsternis“, das „weder Transparenz noch Rechenschaftspflicht kennt“. In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends „wurde Mexiko ein Land von Blut und Blei“, ohne dass der Staat die Drogenkartelle letztlich ernsthaft schwächen konnte. Korruption, Seilschaften und Gewalt gehören seit jeher zum mexikanischen Alltag. Villoro zitiert den Schriftsteller Martín Luis Guzmán: „Wer zuerst schießt, tötet zuerst. Denn die mexikanische Politik, eine Politik der Pistole, konjugiert nur ein Verb: früh aufstehen.“ In einem solchen Rahmen ist ein literarischer Blick auf die mexikanische Gesellschaft interessant. Dabei muss nicht zwangsläufig der Rahmen eines Kriminalromans gewählt werden. Fernanda Melchor, junge Autorin aus dem Bundesstaat Veracruz, schrieb mit Saison der Wirbelstürme einen wütenden, noiresken Gesellschaftsroman aus einem Dorf irgendwo im Nirgendwo. Antonio Ortuño, bereits etablierter Autor, in Deutschland vor allem durch seinen Roman Die Verbrannten, hingegen siedelt seinen Roman in der Millionenstadt Guadalajara an. Zeit für eine Doppelrezension.

Fernanda Melchor | Saison der Wirbelstürme

In La Matosa, einem fiktiven Kaff in der mexikanischen Provinz, wird im Schilf eines Bewässerungskanals eine Leiche gefunden. Es ist die „Hexe“, die berühmt-berüchtigte „Heilerin“ des Dorfes, gefürchtet, verachtet und doch umgarnt. Die „Hexe“ war ein Transvestit, lebte in einem abgeschotteten Haus, wurde von den Frauen wegen ihrer Geheimtränke, von den Männern wegen sexueller Ausschweifungen und berüchtigter Drogenpartys aufgesucht. Wer sie ermordete, ist eigentlich weniger interessant, vielmehr wollen viele wissen, was es mit dem Schatz auf sich hat, der angeblich in ihrem Haus versteckt sein soll.

Fick deine Mutter, zischte Luismi. Stell dich nicht blöd, spöttelte Munra, du weißt genau, wovon ich rede. So sind die Weiber, wenn sie einen festzurren wollen: Sie nehmen ein paar Tropfen von ihrem schmutzigen Blut und träufeln es dir heimlich ins Wasser oder in die Suppe oder schmieren dir einen Tropfen auf die Ferse, während du schläfst, und das reicht, um dich ganz vernarrt zu machen, so wie du es jetzt in die Norma bist, merkst du nicht? (Seite 81).

Der Roman beginnt mit dem Fund einer Leiche, doch ein Krimi wird sich daraus nicht entwickeln, obwohl der Leser am Ende auch die Mörder kennen wird. Vielmehr entwickelt Autorin Fernanda Melchor ein kraftvolles Statement, ein wütendes Porträt einer rohen, mitleidlosen Gesellschaft voller Armut, Gewalt und Vorurteile. Melchor stellt in den Kapiteln immer eine neue Person in der Mittelpunkt und berichtet aus ihrer Perspektive. Dabei tauchen weitere Figuren auf, die dann im nächsten Kapitel im Vordergrund stehen. So schält sich nach und nach ein Gesamtbild heraus.

Die Geschichten aus La Matosa handeln von äußerst präkeren Verhältnissen, von Eifersucht, Neid und Missgunst innerhalb der Familie, von herumhurenden Männern, vom Missbrauch von Minderjährigen, von Aberglauben, von Alkohol- und Drogenexzessen und Gewalt gegen Homosexuelle und Frauen. Sie sind immer sehr direkt und intim, teilweise obszön. Melchor erzählt die Geschichten in einem rasenden, atemlosen Ton; reiht Satz um Satz aneinander, ohne Absatz, mit einer Vielzahl an Kommas und Semikolons. Es entsteht dadurch eine Art Wutrede über die beschriebenen gesellschaftlichen Verhältnisse. Saison der Wirbelstürme ist ein Buch, der dem Leser einiges abfordert, bei dem man allerdings auch beeindruckt feststellt, dass man einen solchen Roman mit dieser Wucht nur selten liest.

Antonio Ortuño | Die Verschwundenen

Aurelio, genannt Yeyo, Blanco kommt aus dem Gefängnis frei, in dem er fünfzehn Jahre Haft abgesessen hat. Blanco war damals der Sündenbock, der als Buchhalter die Unregelmäßigkeiten bei einem Immobiliengeschäft für seinen Schwiegervater Don Carlos Flores auf sich genommen hat, um das Geschäft und das Wohl der Familie nicht zu gefährden. Seine Frau hat sich scheiden lassen, seine Tochter hat er zuletzt gesehen, als sie fünf Jahre alt war. Sein Anwalt warnt ihn, dass Flores ihn womöglich beseitigen will, wenn er frei kommt, um einen Mitwisser loszuwerden. Doch Blanco will seinen ihm zustehenden Anteil einfordern und begibt sich auf Konfrontationskurs.

„Ich brauche wieder deine Hilfe, mein Junge. Noch ein Mal. […] Wir haben dir Alicia gegeben, die wir mehr als alles auf der Welt lieben. Merkst du was? Es ist ein ewiges Geben und Nehmen. Wir sind eine Familie.“ Und Yeyo, der jeden Morgen mit dem Gefühl aufstand, er verdiene das gute, unbeschwerte, fantastische Leben, das er führte, eigentlich gar nicht, sagte Ja, bevor er wusste, was von ihm erwartet wurde. Sein Ja kostete ihn fünfzehn Jahre Gefängnis. (Seite 159)

Blanco ist eigentlich ein eher zurückgezogener, besonnener Mann, der als Kind auf dem Grundstück der Flores gewohnt hat und schon früh als Handlanger engagiert wurde. Später wurde er auch von der etwas älteren Alicia verführt. Er zeigt wenig eigenen Antrieb, lässt sich bereitwillig einspannen und ist schließlich derjenige, der in verschiedenen Situationen die Ehre der Familie retten soll und dies auch beinahe devot erfüllt. Selbst als er im Gefängnis geschieden wird und ihm seine Tochter vorenthalten wird, behält er eine gewisse Resthoffnung und legt sich sogar ein Enthaltsamkeitsgelübde auf, für das er von allen Seiten verspottet wird, wie er irgendwann feststellt. Doch sein Gefängnisaufenthalt endet etwas plötzlich kurz vor Heiligabend. Seine Familie hat erst später mit seiner Freilassung gerechnet. Blanco will nicht mehr nur derjenige sein, mit dem alles gemacht werden kann, sondern selbst agieren. So kommt es letztlich zu einer Familienzusammenkunft als Showdown an Heiligabend.

Die Entlassung aus dem Gefängnis und die Annäherung an die Familie bilden den Hauptteil der Geschichte, immer wieder unterbrochen von Rückblicken in die Vergangenheit. Dort beleuchtet der Autor, wie es zu dieser Familienkonstellation kam und löst auch auf, was mit dem (deutschen) Titel gemeint ist. Bauunternehmer Don Carlos hatte den Plan für eine exklusive Wohnsiedlung mit dem Namen „Olinka“, basierend auf Ideen eines utopistisch-esoterischen Künstlers. Genug Geld aus illegalen Kanälen war vorhanden, doch der Grund und Boden für Olinka ließ sich nicht so einfach beschaffen, gab es an dieser Stelle eine kleine Siedlung von sozial Schwachen. Doch Don Carlos war zu einigem bereit, um sich diese Grundstücke anzueignen und das hatte Auswirkungen, für die ganze Familie Flores.

Die Verschwundenen ist ein clever konstruierter Roman, der allerdings im Mittelteil ein wenig schleppend verläuft. Über weite Strecken verzichtet der Autor auf konventionelle Spannungselemente, sondern erzählt relativ nüchtern. Ortuño wirft einen scharfen Blick in die Mitte der mexikanischen Gesellschaft, mal abseits von Drogen oder Flüchtlingen, aber natürlich im Spannungsverhältnis von arm und reich, konkret am Beispiel von Guadalajara, der Heimatstadt des Autors. Der Roman zeigt die alltägliche Korruption, planlose Stadtentwicklung, Gier nach Geld und Macht sowie staatlich gedeckte Ausbeuterei und Gewalt. Doch wie es oft so ist, richten sich diese Dinge letztlich gegen die Familie des skrupellosen Bauunternehmers und der Leser wohnt mehr oder weniger einer Familientragödie bei.

 

Rezensionen und Fotos von Gunnar Wolters.

Saison der Wirbelstürme | Erschienen am 14. März 2019 im Verlag Klaus Wagenbach
ISBN: 978-3-803-13307-6
240 Seiten | 22.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Genre: gesellschaftskritischer Roman
Wertung: 3.0 von 5.0

Die Verschwundenen | Erschienen am 6. März 2019 im Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3-95614-285-7
256 Seiten | 20.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Genre: gesellschaftskritischer Krimi
Wertung: 3.5 von 5.0

Weiterlesen: Juan Villoro „Der rote Teppich“, erstmals erschienen in Le Monde diplomatique (November 2008), aktuell in: Edition Le Monde diplomatique: Mittelamerika. Zwischen Panamakanal und Río Bravo.

Sophie Kendrick | Mein Tod in deinen Augen

Sophie Kendrick | Mein Tod in deinen Augen

„Ich möchte nicht darüber reden, aber ich muss. Ich habe bisher nur Siri die Wahrheit erzählt, niemandem sonst. In einer langen Winternacht in unserem gemeinsamen Kinderzimmer, als wir zwölf oder dreizehn waren. Seither hat sie ein kleines Stück dieser Last mit mir getragen.“ (Auszug Seite 176)

Jenny ist vor einem Jahr erblindet, nachdem sie von einem Vergewaltiger überfallen wurde. Kurz zuvor wurde sie als Kunsttherapeutin von dem Psychologen Gideon kontaktiert, der ihren Rat zu einem gemalten Bild einholen wollte. Diesen Auftrag hatte sie nach der Erblindung abgesagt, doch jetzt hat Gideon drei weitere Bilder gefunden und lädt Jenny zu ihm nach Rügen ein, um sich darüber mit ihr auszutauschen, trotz Blindheit. Auf der Zugfahrt auf die Insel lernt Jenny Marc kennen und fühlt sich von ihm angezogen. Dann passieren merkwürdige Dinge und es scheint, als ob der Vergewaltiger, der damals nicht gefasst werden konnte, ihr nach Rügen gefolgt ist. Aber kann das sein oder erlaubt sich jemand nur einen schlechten Scherz?

Schauplatz auf der Insel Rügen

Mein Tod in deinen Augen von Sophie Kendrick habe ich hauptsächlich aufgrund des Schauplatzes an der Ostsee gelesen. Hier wurde ich im Grunde nicht enttäuscht, da echte Orte und die typische Landschaft beschrieben wurden, allerdings hätte für meinen Geschmack noch mehr davon thematisiert werden können. Die Geschichte lässt sich schnell und flüssig lesen und ich habe das Buch regelrecht gefressen, obwohl mich die Handlung nicht ganz überzeugt hat. Die Schilderung der Ereignisse und Überlegungen von Jenny wirken auf mich gehetzt, teilweise vorhersehbar und konstruiert.

Blinde Protagonistin

Interessant fand ich, dass Jenny blind ist und mir wurde beim Lesen so richtig bewusst, wie viel man eigentlich im Alltag sieht und wie wichtig das ist. Und wie entsprechend kompliziert das Leben ohne Augenlicht wird. Aufgrund des Überfalls und der Blindheit ist Jenny natürlich sehr vorsichtig und misstrauisch ihrer Umwelt gegenüber. Umso überraschender finde ich, dass sie trotzdem der Einladung von Gideon folgt, den sie ja gar nicht richtig kennt und dem sie dann in seiner Umgebung mehr als ausgeliefert ist und noch mehr, dass sie sich in eine Bekanntschaft aus dem Zug verliebt. Beide Männer verhalten sich in einigen Szenen auch mehr als merkwürdig und ich hätte an Jennys Stelle schon längst das Weite gesucht. Nachdem dann augenscheinlich der Stalker auf Rügen aufgetaucht ist, verdächtigen sich beide Männer gegenseitig und Jenny misstraut dann doch abwechselnd mal dem einen und dann dem anderen. Außerdem werden diverse andere Personen in den Fall verstrickt und der Tod von Jennys Eltern vor über dreißig Jahren hängt plötzlich vielleicht auch mit allem zusammen. Meiner Meinung nach wurde die Geschichte sehr konfus zusammengeschustert.

Ende & Fazit

Ich hatte erst befürchtet, dass das Ende auch schon ab dem letzten Drittel vorhersehbar wird, aber das konnte dann doch überraschen. Zumindest habe ich nicht damit gerechnet. Fazit: Für zwischendurch liest sich der Thriller sehr leicht, aber man sollte keine sehr ausgeklügelte Handlung erwarten.

Sophie Kendrick lebte in verschiedenen europäischen Ländern, unter anderem in Großbritannien, wo sie englische Literatur studierte und über die Schwestern Brontë forschte. Sie arbeitete in einer Agentur für Buchprojekte und als Ghostwriterin, bevor sie ihren ersten eigenen Roman schrieb.

 

Rezension und Foto von Andrea Köster.

Mein Tod in deinen Augen | Erschienen am 19. Februar 2019 bei Rowohlt
ISBN 978-3-499-29160-9
336 Seiten | 10.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Niklas Natt och Dag | 1793 ♬

Niklas Natt och Dag | 1793 ♬

Krieg, Korruption, Armut, tödliche Krankheiten und noch ohne Kanalisation im Dreck versinkend! Das Stockholm Ende des 18. Jahrhunderts, so wie es uns Niklas Natt och Dag zeigt, ist wahrlich kein Ort, in dem man sich gerne aufhalten möchte. Die Menschen leben in elenden Verhältnissen; sexuelle Gewalt ist an der Tagesordnung und Ausbeutung und Bestechung regieren den Alltag.

Der Häscher mit dem Holzarm

In diesem Moloch zieht der einarmige Stadtknecht „Mickel“ Cardell die verstümmelten Reste einer Leiche aus der übel stinkenden Stadtkloake Södermalms. Der traumatisierte Kriegsveteran leidet noch immer unter seinen Erlebnissen im Krieg gegen Russland, in dem er einen Kameraden und seinen Arm verlor und versucht, dieses Leid im Suff zu vergessen.

Dem Toten wurde noch zu Lebzeiten sämtliche Gliedmaßen amputiert, die Augen ausgestochen, die Zähne herausgebrochen und die Zunge herausgeschnitten. Selbst für damalige Zeiten ein grausamer Fund, verstörend genug, dass es den trink- und schlagfesten Cardell nicht mehr loslässt und so schließt er sich dem cleveren Juristen Cecil Winge an, um ihn bei der Aufklärung des grausamen Verbrechens zu unterstützen. Der angesehene Kriminalist ist bei der Stockholmer Polizei zuständig für „besondere Verbrechen“. Der zurückhaltende Intellektuelle Winge, dem nicht mehr viel Zeit bleibt, da er unheilbar an Tuberkulose erkrankt ist und der raubeinige Haudegen Cardell bilden ein ungleiches Paar. Es eint sie ein großes Gerechtigkeitsempfinden, allerdings scheint nicht vielen an der Aufklärung des Falles gelegen zu sein.

Geschichte in vier Teilen

Der Verlauf der Handlung wird nicht linear beschrieben und ist aufgeteilt in vier Teile. Der erste Abschnitt beschreibt das Auffinden des namenlosen Torsos im Herbst 1793 sowie den Beginn der Ermittlungen. Mit der Genialität eines Sherlock Holmes hat das aber gar nichts zu tun und beinhaltet für mich schon einige Längen. Der zweite und dritte Abschnitt führt uns dann zeitlich rückwärts durch das Geschehen. Ich hoffte, dass es jetzt endlich losginge, als wir im zweiten Abschnitt Kristofer Blix kennenlernen, einen einfachen Jungen, der in der Armee als Gehilfe bei der Versorgung von Verwundeten half. Danach versucht er in Stockholm sein Glück, verliert aber beim Spiel sein ganzes Geld und ist daraufhin einem sadistischen Gläubiger ausgeliefert. Dieser Erzählstrang birgt für mich ein Übermaß an schier grenzenloser Gewalt, Beschreibungen von tiefster Erniedrigung und psychischen wie körperlichen Demütigungen, so dass ich vor lauter Abscheu teilweise nur noch quer gehört habe. Dieses wird in Form von Briefen erzählt, die der naive Blix seiner Schwester schreibt. Das fand ich dramaturgisch langweilig und auch ziemlich unrealistisch, da man solche Grausamkeiten nicht in so einem kultiviertem Ton beschreibt und schon gar nicht ein einfacher Bauernjunge ohne tiefere Bildung.

Unschuldig im Spinnhaus

Im dritten Abschnitt geht es um das Schicksal von Anna Stina Knapp, einem jungen Mädchen, dass unschuldig der Hurerei angeklagt wird und zu mehreren Jahren „Resozialisierung“ in ein Spinnhaus verurteilt wird, wo sie und die anderen Arbeiterinnen der Willkür der sadistischen Wärter ausgesetzt sind. Leider rief das bei mir kaum emotionale Reaktionen hervor, da ich zu den Charakteren keine Bindung fand. Dieser triviale Teil wirkt fast zusammenhanglos, auch hatte ich den Eindruck, dass der Autor unbedingt über die damaligen Zustände der Frauen berichten wollte und diese dann in die eigentliche Krimihandlung hinein konstruiert hat. Er schafft damit einen Nebenschauplatz, der zum eigentlichen Krimiplot nicht viel beiträgt.

Im vierten Abschnitt werden dann im Winter 1793 alle Handlungsstränge zusammengeführt und zum Ende kommt tatsächlich noch so etwas wie Spannung auf.

Fazit

Der vorliegende historische Roman wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Schwedischen Krimipreis für das beste Spannungsdebüt und wird im Klappentext vollmundig als Meisterwerk angekündigt. Vielleicht waren meine Erwartungen deshalb zu hoch, aber bei mir ist der Funke nicht richtig übergesprungen. Der Autor erschafft durch detaillierte Darstellungen der damaligen Verhältnisse und unverblümten Milieu-Schilderungen ein düsteres Stadtbild der Metropole. Als Hörer ist man hautnah dabei in den deprimierenden Armenvierteln Stockholms mit den dreckigen Gassen, Wirtshäusern, Spelunken und Hurenhäusern oder bei einer plastisch beschriebenen Hinrichtungsszene und hier ist der Roman 1793 wirklich sehr gut. Die historischen Abschweifungen sorgen für ein lebendiges Bild der schwedischen Gesellschaft Ende des 18. Jahrhundert und der politischen Zustände, lähmen aber auch das Tempo und bremsen die Story ein ums andere Mal aus. Auch die Furcht des Schwedischen Adels über ein Herüberschwappen der Französischen Revolution, die sich grade auf ihrem Höhepunkt befindet, wird thematisiert.

Das große Problem des historischen Krimis war für mich der Mangel an Tiefgang, der die detaillierten Beschreibungen der abstoßenden und unvorstellbaren Gräueltaten rechtfertigen würde. So bleibt für mich nur ein Nachgeschmack nach grenzenlosem Ekel und ich fühlte mich auf die Rolle des Voyeurs reduziert. Abgesehen von den beiden unterschiedlichen Protagonisten Winge und Cardell, die sich über den Fall langsam annähern und sogar anfreunden, blieben alle anderen Charaktere frustrierend eindimensional und entwickeln sich wenig. Für mich kein Meisterwerk, sondern ein recht unterhaltsames Sittengemälde mit interessanten Lektionen in Geschichte aber leider mit dramaturgischen Schwächen.

Eines muss ich aber positiv anmerken: Man spürt die Begeisterung und Faszination des 1979 als Nachkomme einer alten schwedischen Adelsfamilie geborenen Autors für diese Zeit der Umbrüche. Und dass Niklas Natt och Dag, der als freier Journalist arbeitet, die Recherchearbeit am meisten Spaß gemacht hat, glaube ich sofort.

Das gekürzte Hörbuch wird von Philipp Schepmann vorgelesen, bis auf die Passage über Kristofer Blix, die von Simon Roden vorgetragen wird, und beide machen ihre Sache sehr gut.

 

Rezension von Andy Ruhr.

1793 | Das Hörbuch erschien am 1. März 2019 bei Hörbuch Hamburg
ISBN 978-3-86952-410-8
2 mp3-CDs | 18.- Euro
Laufzeit:  12 Stunden 47 Minuten
Bibliografische Angaben & Hörprobe