Monat: Mai 2025

Dolores Redondo | Wenn das Wasser steigt

Dolores Redondo | Wenn das Wasser steigt

Sie würde darauf eingehen, weil er ganz zauberhaft war, weil sie mit dem Bus gekommen war und weil alle einen Freund mit einem Auto haben wollen. Sie würde darauf eingehen, obwohl in den Zeitungen ständig von den vielen Frauen zu lesen war, die spurlos verschwanden, obwohl man ihnen mit Sicherheit tausendmal gesagt hatte, dass sie nicht zu Unbekannten ins Auto steigen sollte. (Auszug S. 15).

Der Serienmörder Bible John ist vielleicht der bekannteste Cold Case der schottischen Kriminalgeschichte. Von Februar 1968 bis Oktober 1969 erdrosselte der Täter drei junge Frauen, die er zuvor im Glasgower Tanzclub „Barrowland Ballroom“ kennengelernt hatte. Der Schwester eines Opfers, die ebenfalls im Tanzclub gewesen war und anschließend sogar noch mit ihm und ihrer Schwester ein Taxi teilte, hatte er sich als John vorgestellt und der Taxifahrer sagte aus, dass er sich im Gespräch mehrfach auf die Bibel bezogen habe. Somit wurde er als „Bible John“ bezeichnet. Zu ersten Mal in ihrer Geschichte veröffentlichte damals die schottische Polizei ein Fahndungsfoto. Doch obwohl es einige Zeugenschilderungen und das Phantombild gab, wurde trotz großer Anstrengungen und mehreren tausend Vernehmungen kein Täter ermittelt. Mehrfach wurde in den Jahrzehnten danach nochmal mit moderneren Methoden Anstrengungen unternommen, doch ohne Erfolg. Der Fall des Bible John hat mehrere Autoren zu einer fiktiven Auseinandersetzung inspiriert, etwa Ian Rankin in „Das Souvenir des Mörders“ oder zuletzt Liam McIlvanney in „Ein frommer Mörder“. Nun nimmt sich auch die spanische Autorin Dolores Redondo dieses ungeklärten Kriminalfalles an.

Im Glasgow des Jahres 1983 ist der Fall des Bible John natürlich immer noch präsent und der aufstrebende Inspector Noah Scott Sherrington versucht auf eigene Faust einige Verdächtige näher zu beleuchten. Noah ermittelt außerhalb der Dienstzeit und hört auchh nicht auf Warnungen seines Körpers. Er treibt sich in den Diskotheken rum und beschattet einige seltsame Gestalten. Unter anderem auch einen gewissen John Clyde, den er im Verdacht hat, auch mit weiteren Fällen verschwundener Frauen zu tun zu haben. Eines Abends kommt Noah das Auto von John Clyde zufällig mit hoher Geschwindigkeit an einem Bahnübergang entgegen. Instinktiv folgt Noah dem Wagen bis zum Haus des Verdächtigen an einem See. Im Kofferraum des Wagens findet er tatsächlich ein frische Frauenleiche. Als er im tosenden Gewitter den Verdächtigen festnehmen will, bricht Noah plötzlich zusammen. Er wacht im Krankenhaus wieder auf und erhält die Diagnose, dass er ein todkranker Mann ist, seine Form der Herzschwäche ist nicht wirklich heilbar, kann nur durch Medikamente etwas verzögert werden. Bible John ist allerdings über alle Berge.

Doch Noah will nicht aufgeben. Die Zeit, die ihm noch bleibt, will er nutzen, um Bible John aufzuspüren. Eine Spur führt ihn auf ein Schiff nach Bilbao, dass Bible John wohl zwei Wochen zuvor ebenfalls genutzt hat und sich möglicherweise die Identität des Reedereimitarbeiters John Murray verschafft hat. In Bilbao versucht John trotz seines schlechter werdenden Gesundheitszustands, diesen John Murray im Blick zu behalten. Ist er tatsächlich der Gesuchte? Noah will ganz sicher gehen und gerät doch immer mehr in Zweifel. Währenddessen verschwinden auch in Bilbao junge Frauen und tagelange Regenfälle sorgen für weiteres Unheil.

Das drückende Gefühl der verlorenen Zeit und die geistige Verwirrung sorgten dafür, dass die Theorien, die er mit so viel Mühe erarbeitet hatte, zerfielen wie Chimären. Irrwege, die dazu dienten, seinem Leben, das ihm zwischen den Fingern zerrann und von dem er nun wusste, dass es nutzlos war, einen Sinn zu geben. Vielleicht gab es keinen Mörder, vielleicht war Murray gar nicht Bible John, vielleicht war das alles das Hirngespinst eines todkranken, depressiven Mannes, der unter starken Medikamenten stand. (Auszug S. 358-359).

Ich hoffe, ich habe hier nicht schon zu viel verraten, aber vielleicht merkt man daran auch meine Begeisterung für diese äußerst spannenden und klug geplotteten Roman, in der die Autorin Dolores Redondo mehrere historische Ereignisse (die sich aber nicht immer genau so oder zeitgleich abgespielt haben) zu einem fulminanten historischen Thriller zusammengefügt hat. Mit einem allwissenden Erzähler werden mehrere Personen abwechselnd begleitet. Zudem wird auch mit regelmäßigen Zeitsprüngen ein Blick in Bible John Vergangenheit gegeben. Er wird nicht als gesichtsloser Serienmörder eingeführt, sondern erhält Raum und die Figur macht eine Entwicklung durch. Klarer Fokus liegt aber natürlich auf Noah Scott Sherrington, der als Ermittler ohne Privatleben eingeführt wird, was aber in Bilbao nicht so bleibt. Bei ihm sind es vor allem seine Ängste und Zweifel, was ihm noch vom Leben bleibt und was er damit noch Sinnvolles anstellen soll, die überzeugend herausgearbeitet werden.

Letztlich kommt auch der Schauplatz Bilbao immer mehr zur Geltung. Die stolze Stadt im Baskenland, die schwierige politische Lage Anfang der 1980er mit der ETA, die Stimmung und die Traditionen werden im Roman hervorragend eingefangen. Das Buch und auch die Jagd nach Bible John endet in einer schwarzen Stunde Bilbaos: Die große Überschwemmungskatastrophe vom 26. auf den 27. August 1983, als in der Region nach starkem Regenfall zahlreiche Flüsse über die Ufer traten und mehr als dreißig Menschen zu Tode kamen.

Autorin Dolores Redondo ist im Baskenland geboren und seit knapp 15 Jahren Schriftstellerin. Große Bekanntheit erlangte sie mit der äußerst erfolgreichen Baztan-Trilogie. Der Roman „Alles, was ich dir geben will“ erhielt 2016 mit dem Premio Planeta den derzeit wohl höchstdotierten Literaturpreis der Welt. Die Region des Baskenlands spielt in allen ihren Romanen eine besondere Rolle.

Final kann ich für „Wenn das Wasser steigt“ eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen. Ein Katz-und Maus-Spiel, zwei sich gegenüberstehende Figuren, die tief bis ins Innerste ausgeleuchtet werden, geschichtlicher Background und ein eindringlich beschriebener Schauplatz Bilbao sorgen für gepflegte und spannende Unterhaltung auf sehr hohem Niveau.

 

Foto und Rezension von Gunnar Wolters.

Wenn das Wasser steigt | Erschienen am 12.03.2025 im btb Verlag
ISBN 987-3-442-77400-5
556 Seiten | 17,- €
Originaltitel: Esperando al diluvio | Übersetzung aus dem Spanischen von Anja Rüdiger
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Tom Hillenbrand | Thanatopia

Tom Hillenbrand | Thanatopia

Im Dezember 2095 taucht in der Donau eine weibliche Wasserleiche auf. Nichts Ungewöhnliches für den erfahrenen und mit seinen fast 75 Jahren dienstältesten Kommissar Wenzel Landauer von der Wiener Polizei. Doch in der Pathologie dann die Überraschung in Form einer zweiten Frauenleiche, die nicht nur identisch aussieht, sondern auch dieselbe DNA aufweist. Beide Tote waren sogenannte Quants, bei denen das organische Gehirn durch einen Computer ersetzt wurde. Dadurch ist es möglich, seinen Verstand in Gefäße hochzuladen und für einige Wochen ein anderes Leben zu führen. Doch Gefäße müssten eigentlich gekennzeichnet sein, was hier nicht der Fall ist.

Landauer kommt mit seiner Assistentin Tish Turquois einer Gruppe von Deathern auf die Spur, die sich illegal in Avatarkörper transferieren, um den Tod zu erforschen. Ich muss dabei immer an „Flatliners“ denken, den Film aus den 1990ern, in dem fünf befreundete Medizinstudenten herausfinden wollen, wie sich ein Hirntod anfühlt. Mit modernster Technik lassen sie sich in den klinischen Tod versetzen und nach einiger Zeit wieder zurückholen.

In einem weiteren Handlungsstrang versucht der internationale Ermittler Carpentras Skyes derweil, den wiederaufgetauchten Galahad Singh zu verhören, der als erster und einziger die sogenannte Knossos-Anomalie betreten hat. Und die indische Astrophysikerin Sahana Chandra Kapoor fliegt nach London, um an einem mysteriösen Kongress teilzunehmen. Anschließend wird sie in einen Autounfall mit einem sogenannten Crasher verwickelt.

Wie der Titel dieses Bandes schon verrät, liegt der Fokus auf den Thanatonauten. Diese erforschen illegal die Grenze zwischen Leben und Tod. Stasja Tschernow ist so eine Thanatonautin, die mehr über ein mögliches Leben nach dem Tod erfahren möchte. Dabei durchläuft sie immer wieder ein Procedere, um sich selbst zu töten. Für das Verfahren nutzt sie Klonkörper, aus denen sie ihr Bewusstsein anschließend immer wieder neu herunterlädt, um mögliche Erkenntnisse für weitere Trips zu gewinnen.

So oft schon war sie hier gewesen, an der Schwelle zwischen Leben und Tod, im Land der Kimmerer, in den Nebligen Gestaden. Was der seiner weltlichen Sinne beraubte, sterbende Verstand dort erblickte, war eine Halluzination, behaupteten einige. Andere verglichen es mit einem Traum. Beides waren metaphorische Krücken und keine besonders guten. (Auszug E-Book Pos. 1363 von 5495)

Das Worldbuilding wurde bereits in den vorherigen Bänden „Hologrammatica“ und „Qube“ vorgestellt und wird nicht weiter erläutert. Immer noch werden Landstriche mit Hologrammen verschönert, die Grenzen zwischen Leben und Tod verschwimmen, gesteuert durch KI-basierte Programme. Zugleich ist die Menschheit durch ein Virus um die Hälfte reduziert, der Klimawandel konnte nicht aufgehalten werden und der überlebende Rest ächzt unter Hitze und Dürren. Viele Zonen sind unbewohnbar geworden, da die Temperaturen regelmäßig über 50 Grad klettern. Die Klima-KI „Aether“ hat sich selbstständig gemacht und das hat wenige Jahre zuvor zum digitalen Zusammenbruch der Gesellschaft geführt.

Im Prolog erleben wir, wie der zwölfjährige Percival Singh (der Bruder von Galahad Singh, dem Protagonisten aus Band 1) mit seinem Vater eine kleine griechische Insel in der Nähe des Lichtdoms besucht. Geheimnisvoll geht es dort vor und Percy beobachtet seinen Vater und versteht nicht recht, was der dort treibt.

Sein Vater, das hat er inzwischen verstanden, unterhält sich per Holocall mit irgendjemand – auf Chittagonisch, auf einer einsamen Insel, nachdem er zuvor das Vaterunser gebetet hat. Und irgendwie geht es um Weihnachtsbäume. Selbst für Dad ist das arg verrückt. (Auszug E-Book Position 287 von 5495)

Der komplexe Thriller wird aus vier bzw. fünf verschiedenen Perspektiven erzählt, die sich zunächst kaum überschneiden. Das macht es für den Leser nicht leicht, im Lesefluss zu bleiben und die Lektüre gestaltet sich recht anspruchsvoll. Ohne die Kenntnisse der beiden vorherigen Bände würde ich es nicht empfehlen. Durch die vielen Sprünge und Personen erreichen die Figuren nicht genug Tiefe. Man wird in eine Szene hineingeschmissen und ist gleich wieder raus und fühlt sich als Leser außen vor.

Auf der Habenseite stehen ein vielversprechender Prolog, ein Wiedersehen mit Galahad Singh und das, was den Autor für mich auszeichnet. Die Fähigkeit, einen brillant konstruierten Science-Fiction-Thriller mit immensen Einfallsreichtum derart rasant zu erzählen und dann noch lässig und wie selbstverständlich die großen philosophischen Themen der Menschheit zu thematisieren. Und ich genieße immer wieder die filmreifen Action-Szenen und den trockenen Humor in den Dialogen.

Es tauchen viele Fragen auf, die Tom Hillenbrand allerdings unbeantwortet lässt. So bleibt es dem Leser überlassen, welcher Ethik er folgt. Und auch das Ende, in dem die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verwoben werden und auf ein spannendes Finale zulaufen, bietet noch viel Potential für weitere Geschichten aus dem Hologrammatica-Kosmos.

 

Fotos und Rezension von Andy Ruhr.

Thanatopia | Erschienen am 13. März 2025 bei Kiepenheuer & Witsch
ISBN 978-3-462-00872-2
384 Seiten | 18.- Euro
Bibliografische Angaben & Leseprobe

Weiterlesen: Andys Rezensionen zu Hillenbrands Romanen „Hologrammatica“ und „Qube

Magdalena Parys | Der Magier

Magdalena Parys | Der Magier

Kowalski beeilte sich, nach Hause zu kommen. Im Bad stellte er seinen Laptop auf einen Schemel, ließ sich eine Wanne ein, in der er eine halbe Ewigkeit zubrachte. Immer wieder spulte er die Aufnahme ein Stück zurück, ließ ab und zu heißes Wasser nachlaufen. Der alte Stöpsel verschloss den Abfluss nicht mehr richtig. Als wäre es ein Bild für diesen Fall, dachte Kowalski tiefsinnig. Dass ständig irgendwo etwas durchsickert und verrinnt. (Auszug S. 386-387)

Der Roman beginnt in Sofia, Bulgarien, 2011. Mit einem Mord. Der ehemalige Fotoreporter Gerhard Samuel betreibt Recherchen und sucht nach Dokumenten zu einem alten Vermisstenfall. 1980 ist der polnische Ingenieur und Oppositionelle Piotr Boszewski bei einem Bulgarienurlaub spurlos verschwunden. Boszewski ist der Mann seiner Lebensgefährtin und Vater von Dagmara Bosch, einer bekannten TV-Journalistin und Moderatorin. Gerhard recherchiert gemeinsam mit Burkhard Seidel, dessen Söhne 1985 beim Versuch die bulgarische Grenze zu überschreiten ums Leben kamen. Beide vermuten, dass es damals nicht mit rechten Dingen zuging, sowohl bei Seidels Söhnen, bei Boszewski und bei einigen anderen. Sie wollen Beweise sammeln, dass damals unter Federführung der Stasi diese Menschen mit Absicht getötet wurden. Ebenfalls bei der Recherche dabei ist der ehemalige Stasi-Mitarbeiter Frank Derwald, seine Rolle bleibt allerdings lange unklar.

In Sofia wird Gerhard zunächst abgewimmelt, doch Derwald spielt ihm Unterlagen und Negative zu. Als er diese entwickelt, erhält er zum ersten Mal einen konkreten Hinweis auf Beteiligung eines Stasi-Offiziers, Christoph Schlangenberger, heute ein einflussreicher Politiker einer populistischen Partei mit guten Chancen auf ein Regierungsamt. Als Gerhard die Brisanz erkennt, will er schleunigst Bulgarien verlassen. Doch er kommt nur in eine Querstraße in der Nähe des Hotels, bricht dort tot zusammen. Seine Erkenntnisse konnte er jedoch noch an Seidel übermitteln und auch die Unterlagen sind noch nicht verloren: Der Mann von der Hotelrezeption soll diese nach Deutschland bringen.

Kurz darauf wird die Berliner Polizei in ein heruntergekommenes Wohnhaus gerufen, das inzwischen von Roma-Familien besetzt wird. Im Bad einer Wohnung ist die brutal verstümmelte Leiche von Frank Derwald gefunden worden. Derwald ist Mitarbeiter von Christoph Schlangenberger, die Ermittlungen werden von oben stark behindert. Kommissar Kowalski wird allerdings von seinem Vorgesetzten Tschapieski trotzdem auf den Fall angesetzt, denn Tschapieski war ein Freund der Familie Boszewski und hat Kenntnis über die Recherchen. Er stellt auch den Kontakt zu Dagmara Bosch her, die von den Unterlagen aus Sofia Kenntnis erlangt hat. Währenddessen versucht Schlangenberger mit Hilfe seiner Securityfirma und seiner rechten Hand Ernesto seine Spuren um jeden Preis weiter zu verwischen.

Die polnische Autorin Magdalena Parys ist gebürtig aus Danzig, lebt aber bereits seit ihrer Jugend Mitte der 1980er in (West-)Berlin und hat dort auch Polonistik und Erziehungswissenschaften studiert. Ihr Debütroman „Tunnel“ erschien 2014 in deutscher Übersetzung. Im gleichen Jahr erschien auch der vorliegende Roman „Magik“ im Original. Er wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, gewann auch den Literaturpreis der Europäischen Union. Die vorliegende deutsche Übersetzung stammt von Lothar Quinkenstein, der auch schon Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk übersetzt hat.

Magdalena Parys schreibt hier einen Politthriller mit aktuellen (Rechtspopulismus) und historischen Bezügen (Verbrechen der Staatssicherheit). Die Ereignisse in „Der Magier“ sind zwar rein fiktiv, dennoch gab es schätzungsweise hundert Personen, die beim Versuch, die bulgarische Grenze zu überqueren, zu Tode gekommen sind. Und natürlich gab es auch tödliche Aktionen der Staatssicherheit sowohl in der DDR als auch in Polen gegen Oppositionelle. Diese Fakten verarbeitet die Autorin zu einer interessanten Handlung mit Bezügen zum aktuellen Politgeschehen. Es geht auch ums deutsch-polnische Verhältnis und der manchmal schwierige Bezug der Exilpolen zu ihrer Heimat.

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven und mit einem Erzähler vorgetragen, der insbesondere Geschehnisse aus der Vergangenheit aus dem Blickwinkel der jeweiligen Person nacherzählt. Das ist allerdings auch mein größter Kritikpunkt an diesem grundsätzlich interessanten Roman: Es wird zu viel drumherum erzählt und eine gewisse Straffung hätte der Geschichte gut getan. Eigentlich ist es ja durchaus ein löbliches Unterfangen, den Figuren Leben und Hintergrund einzuhauchen. Aber hier wird es für meinen Geschmack zu sehr übertrieben. Da werden wichtige Szenen mit viel Hintergrundmaterial unterbrochen und damit zumindest mein Lesefluss etwas gestört. Die Spannungskurve verflacht dadurch ebenfalls manchmal fast völlig, zumindest in der ersten Hälfte des Romans. Das ist etwas schade, denn ansonsten fand ich Personal und Handlung ansprechend, das Thema interessant. So bleibt am Schluss aber trotz der genannten Schwächen dann doch ein überwiegend positives Fazit.

 

Foto und Rezension von Gunnar Wolters.

Der Magier | Erschienen am 22.01.2025 im Polente Verlag
ISBN 987-3-9505744-0-1
560 Seiten | 22,- €
Originaltitel: Magik | Übersetzung aus dem Polnischen von Lothar Quinkenstein
Bibliografische Angaben & Leseprobe