Judith Arendt | Sündenbock

Judith Arendt | Sündenbock

Ein Jahr ist Ruth Holländer bereits Schöffin, aber dieses Ehedrama erschüttert sie besonders: Rentner Jürgen Dombroschke ist angeklagt, seine an Parkinson erkrankte Frau vergiftet zu haben. Ein deprimierender Fall, bei dem alles klar zu sein scheint. Doch Ruth spürt, dass ein Puzzleteil fehlt. Hin und her gerissen zwischen Schöffinnendasein und Privatleben, hört Ruth sich – gegen den Rat ihres Freundes, Staatsanwalt Hannes Eisenrauch – ein bisschen um. Auch in Dombroschkes Schrebergarten. Und entdeckt die dramatische Wahrheit …

Judith Arendt scheint sich für »Sündenbock« vorgenommen zu haben, die bereits bekannten Personen in einer anderen Atmosphäre zu schildern. In ihrem ersten Buch »Unschuldslamm« überwiegt trotz Schilderung des Tathergangs und der Gerichtsverhandlung eine eher positive Stimmung, hier nun geht anscheinend so ziemlich alles den Bach runter.

In ihrem zweiten Fall als Schöffin ist der Angeklagte, der Rentner Jürgen Dombroschke, beschuldigt, seine an Parkinson erkrankte und seit längerem bettlägerige Ehefrau vergiftet zu haben. Allerdings erscheint er Ruth Holländer nicht als eine kaltblütige Person, die zu so einer Tat imstande wäre; auch Tötung auf Verlangen kommt ihr aufgrund des Verhaltens des Rentners eher unwahrscheinlich vor. Ganz im Gegensatz dazu steht ein weiterer Schöffe, der von Vornherein den Angeklagten für den Täter hält und so schnell wie möglich verurteilt sehen will. Auch dies eine Personenbeschreibung, die zu dem negativen Grundton passt.

Wie in »Unschuldslamm« wird auch hier das Geschehen im Vorfeld der Tat immer wieder in einzelnen Szenen eingestreut, hierdurch entsteht ein Bild der Ehe des Beklagten, das diese nicht gerade in rosigen Farben darstellt. Eine weitere Nebenhandlung wird eher düster geschildert, diese soll – wie die Schilderungen der Ehe – augenscheinlich in eine Erklärung der Tat münden. Allerdings erkennt man als Leser hier keinen direkten Zusammenhang, obwohl ein Hinweis auf einen Freund des Angeklagten gegeben ist. Die endgültige Aufklärung ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar, insbesondere, da Ruth Holländer sich hier unnötig in Gefahr begibt, was ihr auch nicht wirklich bekommt.

Fazit: Es wäre schön, wenn Judith Arendt im nächsten Buch (auf dieses hoffe ich trotz allem) die im ersten Fall der Schöffin Ruth Holländer erkennbare Stimmung wieder aufnehmen würde. Dies wäre garantiert kein Hindernis für eine spannungsgeladene Handlung. Dass sie diese aufbauen kann, hat sie ja schon bewiesen. Auch in diesem Krimi ist sie vorhanden, kommt aber etwas zu kompliziert daher.

 

Rezensent: Monika Röhrig.

 

Sündenbock

Sündenbock | Erschienen am 6. März 2015 bei Ullstein
304 Seiten | 9,99 Euro
Leseprobe

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