Kategorie: noir | hardboiled

Cormac McCarthy | Kein Land für alte Männer

Cormac McCarthy | Kein Land für alte Männer

Der Koffer war randvoll mit Hundertdollarnoten. Sie waren mit Banderolen, die den Aufdruck $10 000 trugen, zu kleinen Päckchen gebündelt. Er wusste nicht, wie viel es insgesamt war, hatte aber eine ziemlich gute Vorstellung davon. Er saß da, betrachtete das Geld, schloss dann den Deckel und verharrte mit gesenktem Kopf. Sein ganzes Leben lag da vor ihm. Tag für Tag, von morgens bis abends, bis zu seinem Tod. Alles konzentriert auf vierzig Pfund Papier in einem Aktenkoffer.
Er hob den Kopf und blickte hinaus auf die Bajada. Leichter Wind von Norden. Kühl. Sonnig. Ein Uhr nachmittags. Er betrachtete den Mann, der tot im Gras lag. Seine grauen Krokodillederstiefel, die mit Blut vollgesogen waren und schwarz wurden. Das Ende seines Lebens. Hier an dieser Stelle. Die fernen Berge im Süden. Der Wind im Gras. Die Stille. Er ließ die Schließe einrasten, schloss die Schnallen, stand auf, schulterte die Büchse, hob den Aktenkoffer und die Maschinenpistole auf, orientierte sich anhand seines Schattens und marschierte los. (Auszug Seiten 20-21)

Südwesttexas: Llewelyn Moss stößt bei der morgendlichen Antilopenjagd in der Wüste auf mehrere zerschossene Geländewagen und Leichen, offenbar ein missglückter Drogendeal. Er folgt einer Spur weiter in die Wüste, findet eine weitere Leiche – und einen Koffer mit 2,4 Millionen Dollar. Moss nimmt ihn an sich. In der Nacht kehrt er zurück, um seine Spuren zu verwischen. Ein Fehler, denn er wird erwartet. Er kann zwar fliehen, doch von nun an hat er einen gnadenlosen Verfolger – den psychopathischen Killer Anton Chigurh.

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Gerald Kersh | Die Toten schauen zu

Gerald Kersh | Die Toten schauen zu

„Meine Herren, natürlich ist die Beseitigung der Ursachen das bestmögliche Gegengift gegen jedweden Terror. Das zweitbeste ist… nun, sagen wir, das Zerstampfen der Früchte, die er trägt. Man liefert den Beweis, dass die Sache sich nicht auszahlt, und so, wie man auf jede Revolution mit einer Gegenrevolution antworten kann, kann man Terror mit Gegenterror begegnen. Das hier, meine Herren, dürfen Sie als einen Entwurf zu Gegenterror betrachten – als ein überzeugendes Exempel. Sie werden, da bin ich ganz sicher, zu dem Schluss gelangen, dass Gegenterror ohne Frage wirkungsvoll sein kann, sofern man fest entschlossen ist, ihn bis zum bitteren Ende durchzuziehen und jede Drohung, die man genötigt wurde auszusprechen, in die Tat umzusetzen und mehr noch als das. Angeblich, so heißt es, könne man ein ganzes Volk nicht mal eben so auslöschen. Nun, gut. Es ist unsere Pflicht, unsere absolute Bereitschaft erkennen zu lassen, genau das zu tun, sofern es notwendig ist.“ (Auszug Seite 103)

In der besetzten Tschechoslowakei wird der SS-Obergruppenführer von Bertsch von einem vorbeifahrenden Motorradfahrer erschossen. Die Deutschen sinnen auf Vergeltung und wollen den tschechischen Widerstand in die Knie zwingen. Als vor dem kleinen Dorf Dudicka ein verlassenes Motorrad gefunden wird, reicht dies aus, um an den unschuldigen Dorfbewohnern ein Exempel zu statuieren.

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Peter Temple | Die Schuld vergangener Tage

Peter Temple | Die Schuld vergangener Tage

Weißt du, welchen Ausdruck ich in den alten Zeiten immer gehasst habe?“, sagte ich. „Insider sein. Nun, ich will nicht wieder Insider sein.“
Berglin zündete sich die Zigarette an, Handfläche vor der Flamme, schmale Augen im Licht. „In diesem Fall sind nur du und ich die Insider, Mac“, sagte er. „Wenn du nicht mitmachst, solltest du dir überlegen, den netten jungen Burschen wegzuschicken, den Hund in Pflege zu geben und dich samt der großen Knarre zum Schlafen unters Bett zu legen. Die alten Zeiten sind noch nicht vorbei.“ (Auszug Seite 235)

Ned Lowey, Nachbar und Freund von Mac Faraday, wird erhängt in seinem Schuppen aufgefunden. Mac nimmt Neds Enkel Lew bei sich auf. Er zweifelt am vermeintlichen Selbstmord seines Freundes. Auch die Polizei ist nicht völlig überzeugt, hat Mac sogar kurzzeitig unter Verdacht. Mac beginnt der Sache auf den Grund zu gehen. Ein Zeitungsartikel in Neds Unterlagen über den Fund einer Mädchenleiche in einem alten Bergwerksschacht und dessen Arbeitsunterlagen bringt ihn auf eine heiße Spur zu einer Erziehungsanstalt für straffällige weibliche Jugendliche.

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Lesung: Garry Disher | Bitter Wash Road, Bericht von der Lesung in Hamm

Lesung: Garry Disher | Bitter Wash Road, Bericht von der Lesung in Hamm

Das Krimifestival Mord am Hellweg ist durchaus bekannt für seine ungewöhnlichen Veranstaltungsorte mit besonderem Flair und nun stand ich hier – in der Mitgliederoase der Volksbank Hamm. Wie es der Name vermuten lässt, war es hier, nun ja, funktionell. Schätzungsweise etwa hundert Gäste waren gekommen, um die Lesung mit Garry Disher zu besuchen. Aber auch der Rest des Podiums war hochkarätig besetzt. Durch den Abend führte souverän Günter Keil, Journalist und Moderator. Den deutschen Lesepart übernahm Schauspieler Tim Bergmann, bekannt aus den Nele-Neuhaus-Verfilmungen. Bergmann überzeugte als Vorleser und hielt sich ansonsten angenehm zurück, denn der Protagonist des Abends war ja Garry Disher.

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James Lee Burke | Neonregen Bd. 1

James Lee Burke | Neonregen Bd. 1

Ich konnte die Erinnerung an jene zehn Sekunden nicht verdrängen zwischen dem Augenblick, da der Torwächter seine Automatik aus der Seitentür gezogen hatte, und dem anderen, als die .45er in meiner Hand losging und Seguras Kopf im Inneren des Wagens zerplatzte. Ich war überzeugt, dass Segura im Gegensatz zu den meisten bedauernswerten Typen, mit denen wir es sonst zu tun hatten, ein wirklich abgrundtief böser Mensch gewesen war, aber jeder, der schon mal auf einen anderen geschossen hat, kennt das schreckliche, vom Adrenalin aufgeputschte Gefühl der Allmacht und Arroganz, das einen in solchen Augenblicken überkommt, und die heimliche Freude, mit der man auf die Gelegenheit reagiert, die sich einem da plötzlich bietet. Ich hatte es in Vietnam erlebt, und auch als Polizist war ich schon zweimal in einer solchen Situation gewesen, und ich war mir der Tatsache bewusst, dass das wilde, affenartige Wesen, von dem wir alle abstammen, in meinem Innern überaus lebendig war. (Auszug Seite 149)

Detective Dave Robicheaux wird in den Todestrakt des Gefängnisses Angola gerufen. Dort sitzt Johnny Massina und will kurz vor der Hinrichtung noch sein Gewissen erleichtern. Er warnt Robicheaux, dass er ermordet werden soll. Robicheaux ist sich nicht sicher, was er davon halten soll, doch langsam dämmert es ihm, dass es mit einem Leichenfund zu tun hat. Vor kurzem hat er beim Angeln die Leiche einer jungen Frau gefunden. Vermutlich ertrunken, glaubt nicht nur der Sheriff, doch Robicheaux ist da anderer Meinung. Und damit scheint er einige Leute in der Unterwelt nervös zu machen.

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