Monat: August 2016

Åsne Seierstad | Einer von uns

Åsne Seierstad | Einer von uns

Sie ließ sich auf den Bauch fallen und drehte das Gesicht zur Seite. Ein Junge legte sich neben sie, den Arm um ihre Hüfte.
Sie waren elf.
Alle taten, was der Junge gesagt hatte.
Hätte er „Lauft!“ gerufen, wären sie vielleicht um ihr Leben gerannt. Aber er sagte „Legt euch hin.“ So lagen sie dicht beisammen und drehte die Köpfe zum Wald und den dunklen Baumstämmen, die Füße am Zaun. Manche lagen sogar übereinander. Zwei beste Freundinnen hielten sich an den Händen.
„Alles wird gut“, sagte einer der elf.
Der schlimmste Regen hatte sich gelegt, aber das Wasser lief ihnen noch immer über die verschwitzten Wangen in die Krägen.
Sie atmeten so flach und lautlos wie möglich.
Auf den Klippen wuchs ein verirrter Himbeerbusch, Wildrosen mit blassrosa, fast weißen Blüten rankten um den Zaun.
Dann hörten sie seine Schritte. (Auszug Seite 8)

22. Juli 2011: Gegen 15:30 Uhr zündet Anders Behring Breivig eine Autobombe im Osloer Regierungsviertel. Acht Menschen sterben durch die Detonation. Während die Einsatzkräfte die Innenstadt abriegeln, fährt Breivig zur Insel Utøya, wo gerade ein Sommercamp der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Partei stattfindet. Von 17:20 Uhr an eröffnet Breivig das Feuer auf Teilnehmer und Betreuer des Camps. In den nächsten 75 Minuten sterben 69 Menschen. Erst um 18:35 Uhr erreichen Polizeikräfte die Insel, Breivig lässt sich widerstandslos festnehmen.

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Linda Castillo | Grausame Nacht

Linda Castillo | Grausame Nacht

Über die alte Scheune kursieren viele Geschichten. Die neunjährige Sally Ferman kennt sie alle. Sie weiß nicht, ob sie stimmen. Sie weiß nur, dass sie keinen unheimlicheren Ort kennt als dieses verfallene Gebäude mit seinem steinernen Fundament und den dunklen Fenstern.

Ereignisse aus 1985 wirken 30 Jahre später nach: eine Pfadfindergruppe findet nach einem Tornado, der über Painters Mill/ Ohio hinweggefegt ist, unter den Trümmern einer eingefallenen Scheune Skelett-Teile, die dort die ganze Zeit über versteckt waren. Kate Burkholder versucht unter Mithilfe des Coroners, nach all den Jahren sowohl die Todesart als auch die Identität des Toten herauszufinden.

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Bernhard Aichner | Die Schöne und der Tod

Bernhard Aichner | Die Schöne und der Tod

„Baroni hält einen Pappbecher und hört, was Max über Kattnig erzählt. Er trinkt und kaut. Baroni hat vorgeschlagen, sich mit einem feinen Frühstück zu belohnen für diese denkwürdige Nacht, aber Max hat abgelehnt. Baroni wollte in ein Wiener Kaffeehaus, nachdem sie aus der Notaufnahme gekommen waren, er wollte Sekt trinken mit Max, Rührei essen, Apfelstrudel. Aber Max weigerte sich, er wollte nichts Wienerisches, keinen unfreundlichen Kellner im schwarzen Anzug, keine Kuchenvitrinen, er bestand auf McDonald’s. In der Nähe des Krankenhauses stopfen sie Burger in sich hinein, Pommes, Cola.“ (Auszug Seite 192)

Max Broll sitzt mit seinem Freund Johann Baroni auf der Terrasse und trinkt Wein, als er einen Anruf von Emma Huber, seiner ersten großen Liebe, bekommt. Emmas Schwester Marga hat Selbstmord begangen. Sie ist vom Balkon gesprungen. Und Max soll sie begraben. Max ist der Totengräber in dem Dorf, in dem Marga zuletzt mit ihrem Mann August Horak gelebt hat. Nach der Beerdigung von Marga geht Max mit Emma zum Leichenschmaus und im Anschluss zusammen zu der Wohnung von Max. Mitten in der Nacht fällt ihm auf, dass seine Uhr fehlt. Die hat er vermutlich beim Grab ausheben verloren. Die Uhr hat ihm sein Vater vererbt, er hängt sehr daran. Und er möchte sie unbedingt zurückhaben. Also muss er das Grab erneut öffnen, um nach der Uhr zu suchen. Dabei entdeckt er, dass der Sarg beschädigt ist. Er wurde aufgebrochen. Und die Leiche fehlt. Wer stiehlt denn eine Leiche?

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Jesper Stein | Bedrängnis

Jesper Stein | Bedrängnis

Spielplätze, Wochenenden mit Tochter, Umgangsrecht, alles war ihm scheißegal. Das Einzige, wonach er sich sehnte, war ein Joint oder eine Line. Er hatte ein Bad genommen und jetzt eine Jeans, eine Sonnenbrille und einen zu großen Kapuzenpulli, den ihm die Kollegen zum vierzigsten Geburtstag geschenkt hatten – schließlich wohnte er zur Verwunderung aller als einziger Bulle immer noch in Nørrebro, dem Epizentrum der Bandenkriege. Seine Arme zitterten als habe er Wachstumsschmerzen. Er reckte und streckte sich, hoffte, die Knochen würden die Haut durchstoßen und den feuchten Schmerz wegsprengen, der seinen Körper marterte. Sein inneres Thermostat lief Amok, kalter Schweiß auf fieberheißer Haut. Kurz blitzte sein Spiegelbild in irgendeiner Scheibe auf, Kapuzenpulli, Bartstoppeln, dunkle Sonnenbrille, alles, um sich unkenntlich zu machen und einigermaßen sicher zu fühlen, aber es war unübersehbar: Er war am Arsch, ganz unten, und er sah lächerlich aus. (Auszug Seite 50-51)

In Kopenhagen steigt der Prozess des Jahres: Bandenchef Moussa steht wegen versuchten Mordes vor Gericht. Ihm droht im Falle der Verurteilung die Ausweisung aus Dänemark. Für die Staatsanwaltschaft ist auch Kommissar Axel Steen unterstützend tätig, dieser befindet sich momentan körperlich und psychisch auf einem absoluten Tiefpunkt. Moussa legt Axel eine Falle und beginnt anschließend, ihn zu erpressen, um damit den Prozess zu seinen Gunsten zu drehen. Axel bleibt nichts anderes übrig, als mitzuspielen. Doch Moussa will noch mehr, er will Axel ganz auf die dunkle Seite ziehen.

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Kristina Ohlsson | Papierjunge 

Kristina Ohlsson | Papierjunge 

In der Nacht erwacht er zum Leben, erwählt ein Kind und verschwindet mit seinem Opfer in der Dunkelheit. Der Papierjunge. Eigentlich glaubt niemand an die jüdische Sagengestalt – bis an einem eiskalten Wintertag in Stockholm eine Erzieherin vor den Augen von Schülern und Eltern erschossen wird. Als wenig später zwei Kinder verschwinden, fragen sich die Ermittler Fredrika Bergman und Alex Recht, ob der Junge aus der Legende etwas mit den Vorfällen zu tun haben könnte. Die Ermittlungen führen Fredrika nach Israel, wo sie mit einem grausamen Verbrechen aus der Vergangenheit konfrontiert wird …

Die Geschichte beginnt mit einer israelischen Legende, wonach der sogenannte Papierjunge sich nachts Kinder holt und diese grausam umbringt.

Der eigentliche Anfang des Buches ist – toller Kniff der Autorin – gleichzeitig ein als Fragment bezeichneter Teil des Schlusses, weitere Fragmente werden immer wieder eingestreut und sind zwar zum einen Teil der Auflösung, zum anderen aber raffinierte Versuche (die auch gelingen), den Leser auf eine falsche Spur zu locken.

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