Kategorie: Nora

Hansjörg Schneider | Silberkiesel

Hansjörg Schneider | Silberkiesel

Er merkte, dass ihn seine Gedanke anödeten. Aber er hatte keine anderen zur Verfügung, er musste die nehmen, die ihm einfielen, auch wenn sie reaktionär, ja hoffnungslos waren. Lieber ehrlich und reaktionär als verlogen und progressiv, dachte er, und jetzt musste er fast kotzen vor Wut über das, was er dachte. Wer war er denn? War er wirklich das allerletzte Häuflein Dreck auf Gottes Erdboden? (Auszug Seite 110 und 111)

Im September 2015 stieß ich im Programm des Diogenes-Verlags auf Hunkelers Geheimnis, den neunte Fall des Ermittlers Hunkeler von Autor Hansjörg Schneider, welchen ich bis dato noch nicht gelesen hatte. Da ich nun aber nicht den Einstieg beim neunten Band wagen wollte, habe ich Band 1 der Serie gelesen – Silberkiesel. Nachdem mir der österreichische Autor Friedrich Glauser und dessen Ermittler Wachtmeister Studer so gut gefallen hatten, hielt ich das für eine gute Idee. Und da war er schon, der Denkfehler: Glauser ist Österreicher, Schneider hingegen Schweizer. Das ist dann – so werden mir die Einheimischen bestimmt bestätigen – doch ein kleiner Unterschied. Aufgefallen ist mir dieser Fauxpas in der Auswahl aber erst nach der Lektüre.

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Viktor Arnar Ingólfsson | Haus ohne Spuren

Viktor Arnar Ingólfsson | Haus ohne Spuren

Reykjavík, Anfang der 70er-Jahre: Jacob Kieler junior wird tot in seiner Villa gefunden. Erschossen. Auf der Suche nach Mordwaffe, Täter und Motiv erfährt die Kripo Reykjavík, dass einige Jahrzehnte zuvor der Vater des Toten, der Ingenieur Jacob Kieler senior, auf exakt die gleiche Weise umgebracht wurde. Es war der größte Wunsch des Vaters, auf Island ein Eisenbahnnetz verlegen zu lassen, doch sein vorzeitiger Tod setzte damals diesem Traum ein jähes Ende …

Ganz anders als den von mir zuvor gelesenen Roman Späte Sühne von Viktor Arnar Ingólfsson ist sein erster ins Deutsche übersetzte Roman Haus ohne Spuren ausschließlich in der Vergangenheit angelegt, wobei die jüngste die 1970-er Jahre sind, in welcher die Ermittlungen zum Tod des Sohnes von Jacob Kieler senior beginnen. Im Zuge dessen wird die gesamte Lebensgeschichte des Toten und auch seiner Anverwandten untersucht. Denn es ist ein unglaubwürdiger Zufall, dass sowohl der Vater als auch sein Sohn auf die selbe Art und Weise in der Villa der Familie ums Leben kamen.

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Maurizio de Giovanni | Die Klagen der Toten

Maurizio de Giovanni | Die Klagen der Toten

„Unterwegs herrschte die übliche Hektik auf den Straßen, kaum gemindert durch die Hitze, die über den Menschen hing wie eine große Glocke aus geschmolzenem Metall. Doch dieses Wochenende würde anders sein als die anderen: Das große Fest der Madonna del Carmine stand vor der Tür, das Fest des Sommers und der Hitze, das Fest der schwarzen Madonna, das Fest der Gnade, die erfleht und erteilt worden war, das Fest des Tanzes auf den Plätzen und des Feuers im Glockenturm.
Ricciardi jedoch, der mit den Händen in den Hosentaschen, wie immer unbedecktem Kopf und gesenktem Blick langsam durch die Straßen schritt, dachte nicht an das Fest. Er dachte an die Liebe und an den Tod.“ (Auszug Seite 420)

Maurizio de Giovanni nimmt uns einmal mehr mit ins Neapel der 1930-er Jahre. Sein Protagonist ist nach wie vor der mit einer besonderen sehenden Gabe ausgezeichnete Commissario Ricciardi, welcher als Erbe seiner längst verstorbenen Mutter Tote sehen und ihre letzten Worte hören kann, was ihm eine ungeheure Last ist. Es ist für ihn so bedrückend, dass er sich nicht zu seiner Liebe zu der Nachbarstochter Enrica bekennen möchte, da er fürchtet, sie zu belasten. All dies ist für Leser der Serie um den stillen Commissario nicht neues, denn sowohl seine Gabe als auch seine sich entwickelnde Liebe zu Enrica sind die Verbindungsglieder zwischen den Romanen. Die Klagen der Toten ist bereits Band sechs der Serie.

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Noras Top 5 des Jahres 2015

Noras Top 5 des Jahres 2015

Das Jahr 2015 haben wir hinter uns gelassen und auch diese zwölf Monate boten mir wieder viele überraschende Lesestunden im Genre Krimi & Co. Da ich nicht nur Neuerscheinungen gelesen habe, stelle ich euch meine fünf Lieblingskrimis unabhängig vom Erscheinungsjahr vor.Dabei halte ich mich an Gunnars Vorlage. Die entsprechenden Rezensionen sind verlinkt. Auf geht’s!

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Viktor Arnar Ingólfsson | Späte Sühne

Viktor Arnar Ingólfsson | Späte Sühne

Ein Toter sitzt am Schreibtisch des Botschafters, ihm wurde ein Jagdmesser tief in den Bauch gerammt. Am Abend vorher war in der Botschaft gefeiert worden, und alles deutet darauf hin, dass die Tat im Affekt verübt wurde. Doch warum ist die Tatwaffe schon vor Wochen in das Gebäude geschmuggelt worden? Die Kommissare stehen vor einem Rätsel. Acht Personen kommen als Täter in Frage, allesamt Isländer, die zur Tatzeit mehr oder weniger betrunken waren. Sie sind inzwischen nach Island heimgekehrt. In Reykjavík ermitteln die Kommissare weiter, und eine wichtige Spur führt zu einem tragischen Ereignis aus den 70er Jahren …

Späte Sühne ist der letzte von vier ins Deutsche übersetzte Romanen des isländischen Autors Viktor Arnar Ingólfsson. Da es sich um einen Spontankauf der Lizenzausgabe handelte, kam ich gar nicht dazu, die Krimis der Reihenfolge nach zu lesen, doch ich möchte vorwegnehmen, dass ich mir Haus ohne Spuren, den ersten ins Deutsche übersetzte Roman Ingólfssons, auch bereits antiquarisch gekauft und gelesen habe, da mich Viktor Arnar Ingólfsson ausgezeichnet unterhalten hat.

Während einer nicht autorisierten Zusammenkunft in den Räumen der Isländischen Botschaft in Berlin, welche nach einer Dichterlesung des sogenannten Sonnendichters, vom Botschafter Islands mehr oder weniger spontan einberufen wurde, ging es hoch her! Das gegebene Abendessen endete in einem Saufgelage, die Frau des Botschafters Konráð Björnsson benimmt sich daneben, ein Gast ist verschwunden, wird jedoch später schlafend auf einer Toilette wiedergefunden, und ein Gast ist tot; Anton Eiríksson sitzt mit vom Nabel bis zum Schambein aufgeschlitztem Bauch hinter dem Schreibtisch des Botschafters in dessen Büro im dritten Stock, seine Eingeweide haben sich bereits großzügig auf dem Boden ergossen.

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