Ferdinand von Schirach | Terror: Ein Theaterbesuch
Vorsitzender: „Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich freue mich, dass sie pünktlich kommen konnten. […] Bevor wir anfangen, möchte ich Sie bitten, alles zu vergessen, was sie über diesen Fall gelesen oder gehört haben. Wirklich alles. Nur Sie sind dazu berufen, hier zu urteilen, Sie sind die Schöffen, die Laienrichter, die heute über den Angeklagten Lars Koch zu Gericht sitzen. Das Gericht stattet Sie mit der Macht aus, über das Schicksal eines Menschen zu entscheiden. Bitte nehmen Sie diese Verantwortung ernst. […] Urteilen Sie also ruhig und gelassen. Und vor allem: Denken Sie daran, dass vor Ihnen ein Mensch sitzt; er hat die gleichen Träume wie Sie, die gleichen Bedürfnisse, er strebt, wie Sie, nach Glück. Bleiben Sie deshalb bei Ihrem Urteil selbst Menschen.“ (Auszug aus dem Buch, Seiten 7-9)
Autor und Strafverteidiger Ferdinand von Schirach zählt seit dem Erscheinen seines ersten Kurzgeschichtenbandes Verbrechen im Jahr 2009 zu den erfolgreichsten deutschen Schriftstellern. Insbesondere sein Roman Der Fall Collini wurde auch international ein Bestseller. Von Schirach nutzt seine Erfahrung als Jurist, um in seinen Werken an der Grenze zwischen Kriminalliteratur und Belletristik große moralische Fragen von Recht und Gerechtigkeit, Verbrechen, Schuld, Sühne und Strafe aufzuwerfen. Im Jahre 2014 veröffentlichte von Schirach eine Sammlung von Essays, die er im „Spiegel“ veröffentlicht hatte, unter dem Titel Die Würde ist antastbar. Diese Thematik hat er nun wieder aufgegriffen und in dem Theaterstück Terror verarbeitet. Das Drama wird laut Wikipedia in der Spielzeit 2015/16 an 27 deutschsprachigen Bühnen aufgeführt.