Ryan Gettis | In den Straßen die Wut
Die Nachrichten schalten zu einer Hubschrauberkamera, und der Himmel – Mann, der Himmel ist gar nicht mehr blau oder so halbgrau wie an den schlimmsten Smogtagen. Sieht aus wie nasser Zement. So dunkles Grau, dass es fast schwarz aussieht. Und scheißschwer.
Da wird mir klar, dass ich ein Kriegsgebiet sehe. In South Central Los Angeles. […]
Und diese ganzen Bilder sagen mir das Gleiche wie allen anderen Idioten in dieser Stadt, die je einen bösen Gedanken im Kopf hatten: Verdammt, jetzt ist dein Tag, Homie. Felicidades, du hast im Lotto gewonnen!
Geh raus und spiel verrückt, sagen die Bilder. Nimm dir, was du kriegen kannst, sagen sie. Wenn du böse und stark genug bist, dann komm raus und nimm es dir. Wie so Teufelsnacht am hellen Tag.
Denn die Welt, in der wir leben, ist total auf den Kopf gestellt. Unten ist oben. Oben ist unten. Schlecht ist gut. Und Marken haben nichts zu sagen. Denn heute gehört die Stadt nicht den Cops. Heute gehört sie uns. (Auszug Seite 108)
Ernesto Vera hat von seinem Chef an diesem Tag früher frei bekommen. Fünf Stunden ist das Gerichtsurteil her und schon gibt es Gerüchte über den Beginn der Unruhen. Ernesto beeilt sich auf dem Weg nach Hause, über den Boardwalk nach Lynchwood. Da hält ein Pick Up neben ihm. Ernesto gehört im Gegensatz zu seinem Bruder und seiner Schwester nicht zu den „Cholos“, der lokalen Gang, also erwartet er keine Probleme. Doch an diesem Tag ist nichts wie vorher, die üblichen Regeln sind außer Kraft, nicht bestellte Rechnungen werden beglichen.