Edney Silvestre | Der letzte Tag der Unschuld
„Warum reden Sie nie wie alle anderen?“
„Hm?“
„Warum antworten Sie nicht auf Fragen wie andere Leute?“
„Und wie antworten die?“
„Warum sagen Sie nicht einfach ja oder nein wie alle anderen?“
„Nicht jede Frage kann mit ja oder nein beantwortet werden, Paolo.“
„Immer wenn ich was zu Ihnen sage, machen Sie, dass ich an was anderes denke, das weiter vorne liegt.“
„Das ist gut.“
„Wieso ist das gut? Mein Kopf steckt dann bloß voller Fragen.“
„Das ist besser, als wenn er voller Antworten steckt. Gute Nacht, Paolo.“
„Gute Nacht“, entgegnete er und sah dem weißhaarigen Mann nach, wie er mit langsamen Schritten davonging. (Auszug Seite 239)
Brasilien im April 1961: Die beiden zwölfjährigen Jungen Paolo und Eduardo entdecken an einem Badesee die verstümmelte Leiche einer jungen Frau. Die Tat scheint schnell geklärt: Die Polizei verhaftet den älteren Ehemann, den Zahnarzt der Stadt. Dieser gesteht die Tat dann auch. Doch den beiden Jungen geht das zu schnell. Sie zweifeln das Geständnis an und verschaffen sich Zugang zur Wohnung des Zahnarztes, um dort auf Spurensuche zu gehen. Dort sind sie überraschend nicht allein. Der alte Ubiratan hegt ebenfalls Zweifel an der angeblichen Täterschaft. Widerwillig lässt er sich von den Jungen überreden, gemeinsam in dem Fall zu ermitteln.