Noras Top 5 des Jahres 2015

Noras Top 5 des Jahres 2015

Das Jahr 2015 haben wir hinter uns gelassen und auch diese zwölf Monate boten mir wieder viele überraschende Lesestunden im Genre Krimi & Co. Da ich nicht nur Neuerscheinungen gelesen habe, stelle ich euch meine fünf Lieblingskrimis unabhängig vom Erscheinungsjahr vor.Dabei halte ich mich an Gunnars Vorlage. Die entsprechenden Rezensionen sind verlinkt. Auf geht’s!

 

Amélie Nothomb | Blaubart

Das Märchen vom Frauenmörder Blaubart, neu interpretiert: Die junge Saturnine bezieht ein Zimmer im Pariser Stadtpalais des Adeligen Don Elemirio. Wird sie seinem Charme ebenso erliegen wie ihre acht Vorgängerinnen, die allesamt spurlos verschwunden sind? Was wird siegen: Gefühl oder Verstand?

Amélie Nothomb erzählt in Blaubart ein bezauberndes Stück moderne Poesie. Sie spielt mit den Sujet Liebe bis zur Abstraktion, bis das Verliebtsein zu einer sachlichen Erkenntnis wird. Ästhetik und Komposition sind zwei weitere große Themen dieses Kammerspiels. Wer sich fragt, wo da der Krimi bleibt, nun, dem sei gesagt, dass der Roman sehr gut in Spannung verpackt wurde. Manches Motiv liegt weit außerhalb des Üblichen. Alles andere wäre aber auch zu ordinär gewesen.

Blaubart+

 

Tom Callaghan | Blutiger Winter

Ein klirrender Wintermorgen in Bischkek. Leblos im Schnee eine junge Frau, in deren aufgeschlitztem Leib Inspektor Borubaew eine grauenvolle Entdeckung macht. Das Werk eines Perversen? Borubaews Ermittlungen führen ihn durch die unglaublichen Landschaften Kirgisistans und in Kreise, deren einzige Sprache die Gewalt ist.

Mit Blutiger Winter hat mir Tom Callaghan nicht nur neue Geschmacksgrenzen gezeigt sondern mich auch bestens unterhalten – dazu auf eine Weise, die ich wahrscheinlich im Vorhinein als nicht unterhaltsam eingestuft hätte. Sein rauer Stil trägt maßgeblich zur Spannung und Authentizität der Figuren bei. Er schafft es, dass wir 332 Seiten lang in Kirgisistan sind, es uns fasziniert und doch kein Traumziel wird. Ein herausragendes Leseerlebnis!

Blutiger Winter+

 

Steinar Bragi | Frauen

Die junge Künstlerin Eva Einársdottir trifft sich in New York mit einem isländischen Banker, der ihr eine Förderung ihres nächsten Dokumentarfilms in Aussicht gestellt hat.

Es geht ihr nicht gut. Beruflich nicht, und auch privat steht sie vor einem Scherbenhaufen: Hrafn, ihre große Liebe, hat sich von ihr abgewendet und ist zurück nach Island gegangen. Er ist mit dem plötzlichen Tod ihrer kleinen Tochter nicht fertig geworden. Und sie auch nicht. Sie betäubt sich mit Alkohol und Zigaretten und kann nur daran denken, Hrafn wieder zurückzuholen.

Im Gespräch mit dem Banker erzählt sie mehr von sich, als sie will, und er bietet ihr an, sein verwaistes Luxusappartement in Reykjavik zu hüten. Ein Glücksfall.

Aber als sie dort ist, hat Eva immer mehr das Gefühl, dass man sie in eine Falle gelockt hat. Dass sie das Objekt einer perfiden Inszenierung ist, in der die Grenzen zwischen Realität, Albtraum und Kunst zunehmend verschwimmen …

Das ganze Szenario wird von dem Thema Kunst in einer nicht geklärten Art umrahmt. Ebenso ahnungslos wie Eva muss sich der Leser auf diesen Aspekt einlassen, will er erfahren, was geschieht. Und ist man erst einmal vom Geschehen gefangen, möchte man dies definitiv! Doch Vorsicht: Der Autor spielt mit vielen düsteren Themen. Unter anderem mit sexuellem Missbrauch, Unterwerfung, Demütigung, Verlust, Angst und Hoffnungslosigkeit. Ich finde, gerade als Frau sollte man dies vorher wissen, denn es ist nicht immer leicht auszuhalten gewesen für mich, was mir überraschend neue Grenzen aufgezeigt hat. Man sollte sich zudem darauf einstellen, dass das Gelesene stark nachwirkt.

Und trotzdem oder gerade weil dieser Roman das geschafft hat, spreche ich eine volle Leseempfehlung aus.

 

Code 37.1 & 37.2 ►

Code 37 ist das juristische Zeichen der Staatsanwaltschaft für Sexualdelikte. Dazu zählen im belgischen Gesetz sexuelle Gewalt, Vergewaltigung, Inzest, Kinderpornografie, Kindesmissbrauch, Pädophilie, Exhibitionismus, sexuelle Belästigung, sexuelle Diskriminierung und Prostitution.

Kriminalkommissarin Hannah Maes (Veerle Baetens) leitet im belgischen Gent das Dezernat, das auf Sexualdelikte spezialisiert ist. Gemeinsam mit ihren drei männlichen Kollegen Charles Ruiters (Marc Lauwrys), Kevin Desmet (Gilles De Schryver) und Bob de Groof (Michael Pas) bekommt sie es immer wieder mit abscheulichen Verbrechen zu tun.

Insgesamt hat mir die erste Staffel Code 37 außerordentlich gut gefallen. Die Regie und insbesondere den Schnitt finde ich hervorragend, das Schauspiel sehr glaubwürdig und professionell. Bis zur zweiten Staffel dauert es noch ein wenig; ich kann es kaum erwarten, denn die erste Staffel endete mit einem brutal spannenden Cliffhanger.

Die Gangart der zweiten Staffel ist etwas härter, daher auch die FSK-Freigabe ab 18 statt ab 16 wie noch bei Staffel 1. Am Ende dieser zweiten Staffel werden nicht alle Fragen beantwortet sein. Jedoch bleibt Hannah Maes ihrem Motto treu: “Es gibt keine unlösbaren Fälle. Es gibt nur Polizisten, die nicht lange genug nachforschen.”

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Dennis Lehane | Mystic River 

Dave, Jimmy und Sean kannten sich schon als Kinder. Nun, 25 Jahre später, kreuzen sich die Wege der drei grundverschiedenen Männer erneut unter tragischen Umständen, als Jimmys Tochter Katie ermordet aufgefunden wird. Sean, inzwischen Polizist, leitet die Ermittlungen, und schon bald steht sein alter Freund Dave unter Verdacht.

Dennis Lehanes Romane sind für mich die Krimientdeckung des letzten Jahres. Mystic River toppt In der Nacht aus meiner Sicht, wobei all seine Romane stark anhaltende Bilder formen, dass es einfach eine Freude ist, diese zu lesen.

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Da ich mich auf fünf Medien beschränken wollte, haben es bei mir folgende Bücher nur ganz knapp nicht auf die Top 5-Liste geschafft. Trotzdem kann ich sie sehr empfehlen.

Tom Rob Smith | Kind 44

Friedrich Glauser | Wachtmeister Studer

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