Hinter den Zeilen: Kurt
Ja, das Schreiben und das Lesen…
Ich habe schon gelesen, hat meine Mutter oft erzählt, bevor ich in die Volksschule kam (so hieß das damals noch). Reklametafeln für „Stifts Bier“, für Rama, Kaba oder Persil, diese „Texte“ versuchte ich zu entziffern, wenn wir in einem der schokoladenbraunen Dortmunder Busse daran vorbei fuhren. Im Übrigen musste meine Mama mir vorlesen, Märchen vor allen Dingen, so oft es eben ging.
Sobald ich selbst „richtig“ Lesen gelernt hatte, war ich vermutlich der eifrigste Ausleiher in der Kinder-Bibliothek. Auch damals schon mit einer Vorliebe für spannende Geschichten, Die drei ??? gab es noch nicht, aber Privatdetektiv Tiegelmann – das Buch besitze ich heute noch! Und natürlich auch die Fünf Freunde. Und Karl May, kürzlich habe ich noch zwei für mich ganz neue Bücher gelesen, Der Peitschenmüller und Der Silberbauer, Romane, die in meiner Jugend natürlich hinter den Abenteuern von Kara Ben Nemsi und Old Shatterhand verblassten.
Dann entdeckte ich Edgar Allen Poe und selbstverständlich Sherlock Holmes. Später dann Raymond Chandler und Dashiell Hammett, und, na klar, Georges Simenon, um nur die wichtigsten zu nennen!
Ich kann mich übrigens grundsätzlich nicht von Büchern trennen, und ich meine nicht etwa nur bibliophile Schätze, sondern auch meine Sticker-Alben und die Carl-Barks-Library mit den Ducks, mein Bausparvertrag ist draufgegangen für Regale, Vitrinen, Sekretäre und Kommoden („Hemnes“ von IKEA), und alles vollgestopft mit Büchern, über 1500 inzwischen, zugegeben, auch noch einiges an Fachliteratur aus dem Studium, und viele Reiseführer und Stapelweise Kartenmaterial für Radwanderungen.
Geschrieben habe ich auch viel, (selbstverständlich in der Schülerzeitung unseres Gymnasiums), und, wie es sich für einen pubertierenden Jüngling gehört, vor allem Gedichte. Allerdings nichts romantisches, verliebtes, wie es sich wohl auch gehört hätte, sondern konkrete Dichtung, visuelle Poesie. In der mündlichen Abiturprüfung habe ich dann dreist meine eigenen Werke interpretiert – mit Erfolg!
Meine (Schul-) Jahresarbeit in der Oberstufe hatte dagegen noch Peter Handke zum Thema, damals, 1970, mit seinem Stück „Publikumsbeschimpfung“ der Theaterskandal. Eine Semesterarbeit während des Germanistikstudiums an der Universität zu Köln beschäftigte sich aber bereits mit Kriminalliteratur, streng wissenschaftlich natürlich und anhand von Autoren wie Dürrenmatt, Glauser, Schiller sogar und Fontane, denn „Krimis“ galten noch als trivial. Ich habe dennoch die Romane von Boileau & Narcejac, Sjöwall & Wahlöö oder Léo Malet gelesen, viel später dann Pierre Magnan.
In der spärlichen Freizeit neben (JUSO)-Parteiarbeit, Fußball (wir haben in der Saison 1972/1973 alle FC-Auswärtsspiele bereist, die Heimspiele sowieso) aber auch in unserer Thekenmannschaft „Lokomotive Bismarck“ selbst gebolzt, erschien seinerzeit unser legendäres „Satire-Magazin“ RoterBote (mit der Kinderseite Roter Igel-Kleiner Bote), von fünf Freunden herausgegeben und monatlich hektographiert! für nur 80 Pfennig in den Kneipen der Stadt zu bekommen. Beiträge wie „Im Jahr der Frau: Honka Frauenmörder des Jahres“ oder Grauenhaft: Blutrausch in Metzgerei“ waren an den Universitäten Köln und Marburg, wo wir damals studierten, beliebter Diskussionsstoff.
Mein Studium (Germanistik, Philosophie, Geschichte) sollte eigentlich
zum Lehramt für die Sekundarstufe II führen, hat aber dann nur zu zwei Semestern als Dozent an der Volkshochschule gereicht. Das „literarische Café“, ein Lesezirkel für junge und ältere Bücherwürmer hat allen Beteiligten immerhin viel Spaß gemacht. Statt Pauker wurde ich dann Journalist, „Freelancer“ wie es heute neudeutsch heißt, damals „fester freier“ (Mitarbeiter) in der Lokalredaktion einer großen Tageszeitung. Mit Beiträgen über politische und Umwelt-Skandale genauso wie Berichten aus Kultur, Sport und: natürlich Karneval und Schützenfest! – eine spannende Zeit, mit Interviews von Johannes Rau, Rita Süssmuth, Götz George und Howard Carpendale genauso wie mit dem Goldhochzeitspaar und dem Vorsitzenden der Kreisjägerschaft. Und wenn Platz war im Blatt, dann durfte ich Glossen verfassen.
Inzwischen lese und schreibe ich nur noch zum Vergnügen, und es sind wieder Kriminalromane, an denen ich meinen Spaß habe (wenn auch nicht immer und vor allem nicht ausschließlich). Zwischendurch fische ich mir immer wieder einen meiner Lieblingsklassiker heraus, Goethe, E.T.A. Hoffmann, Jean Paul, Gottfried Keller oder Joseph von Eichendorff. Und was sonst noch?
Den „Herrn der Ringe“ und den „Hobbit“ habe ich schon vor 45 Jahren verschlungen, lange, bevor Tolkien Kult wurde. Und seit zwei Jahren warte ich auf das Erscheinen des neuen Romans von Walter Moers. „Das Schloss der träumenden Bücher“ soll jetzt endlich im Oktober 2015 in den Handel kommen. Dann werde ich mich sofort in die Welt von Zamonien versenken! Und das Buch wird bei Amazon vorbestellt – auch wenn ich sonst gerne noch in die Buchhandlungen vor Ort gehe. Da bin ich in meinem Veedel privilegiert, es gibt acht! kleine und große Läden vor der Haustür, sogar einen nur für Kinderbücher.
Während klassische Literatur schon immer mein Ding war (und auch immer noch ist), konnte ich klassischer Musik lange nichts abgewinnen. Angefangen bei Duke Ellington über Elvis, Beatles und Stones bis zu Randy Newman habe ich Schallplatten gesammelt (rund 400, und es kommen immer noch mehr hinzu – der Klang ist eben doch besser als bei den neuen Medien), später Musikcassetten, auch mehr als 800, auch die klingen erstaunlicherweise immer noch recht gut, und dann CDs, viele davon selbst gebrannt, eben viel Klassik, teure Aufnahmen, die ich mir dann lieber in der Stadtbücherei geliehen habe. Meine alten Tonbänder mit den Mitschnitten der BFBS Top 20 sind leider verschollen.
Lesen, Schreiben, Musik hören und Fotografieren gehören also zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, für die ich ab nächstem Jahr viel Zeit habe, dann gehe ich in Rente.
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