Barbara Wendelken | Das Dorf der Lügen

Barbara Wendelken | Das Dorf der Lügen

Ein Alptraum für Polizeikommissarin Viktoria Engel: Sie erschießt im Dienst einen Unschuldigen, den 16-jährigen Rouven Kramer. In ihrer Not inszeniert sie die Tat, als hätte sie aus Notwehr gehandelt, doch die Dorfbewohner hegen Zweifel. Als kurze Zeit später eine weitere Leiche auftaucht, bizarr inszeniert wie Rouvens Tod, bricht eine Welle von Misstrauen über das Dorf herein, bis sich niemand mehr vor dem anderen sicher fühlt …

Nach der Kurzbeschreibung kann man einen Kriminalroman mit gutem Plot und viel Spannung erwarten.

Leider kann ich nur sagen, dass die Schilderung die Verhaltensweise bei dem auf Notwehr getrimmten Vorgehen der beiden Polizisten, auf denen letztendlich ja die ganze Handlung aufgebaut ist, nicht sehr glaubwürdig daher kommen.

Alleine schon bei der Beschreibung der Szene, in der die Polizistin das Tagebuch des von ihr Erschossenen durch einen handschriftlichen Eintrag (Ich hasse Euch alle) als potenziellen Mörder hinstellen will, lässt jeden geübten Krimileser (und -seher) mit ungläubigem Kopfschütteln zurück, ist er doch bezüglich Spurensicherung fest der Annahme: das kann doch nicht gut gehen, das kommt doch bei einer Untersuchung der Tat sofort raus.

Davon ist aber dann doch nicht die Rede; die in dem Roman geäußerten Zweifel – nicht der Polizei, sondern der Dorfbewohner (beziehungsweise der Jugendlichen, die den Getöteten kannten) – sind eher unbestimmt und richtet sich generell gegen die Polizei, von der sie annehmen, dass diese ein Verbrechen deckt. Genaueres weiß zwar anscheinend keiner, allerdings deutet die Autorin Barbara Wendelken eine Kenntnis der Tat an, die ausgerechnet die Tochter des Hauptkommissars des örtlichen Polizeireviers besitzen soll. Diese wendet sich gegen ihren Vater, ohne allerdings dieses Wissen an ihn weiterzugeben.

Im weiteren Verlauf – in dem es noch mehrere Tote gibt (Mordinstrument: Pfeil und Bogen!) – stellt sich allerdings heraus, dass ein wirkliches Tatwissen doch nicht vorhanden ist, schließlich wird sie selbst auch noch ermordet.

Aus der Riege der im Roman vorkommenden Dorfbewohner stechen immer mal wieder Personen heraus, die sich verdächtig machen. Ziemlich zum Schluss stellt sich aber heraus, dass die Morde – denen außer der Tochter des Kommissars noch die beiden Polizisten, die zu Anfang die Notwehr vorgetäuscht hatten, zum Opfer fallen – ziemlich wenig mit der ursprünglichen Tat zu tun haben. Somit ist ein in Kriminalromanen durchaus geläufiger Überraschungsmoment bei Bekanntgabe des Täters geschaffen, der aber nicht wirklich überzeugt (irgendwie hegt der Leser doch schon vorab einen Verdacht gegen den dann entlarvten Täter).

Zusätzlich sind noch Liebesgeschichten in die Handlung eingebaut. Auch diese sind nicht immer ganz nachvollziehbar, ist die Handlungsweise der beteiligten Personen doch manchmal etwas ruppig, man fragt sich, warum der eine Partner mit dem anderen überhaupt noch was zu tun haben will.

Alles in allem: »Das Dorf der Lügen« geht als Kriminalroman durch; man kann es lesen, muss aber nicht.

 

Rezension von Monika Röhrig.

 

Das Dorf der LügenDas Dorf der Lügen | Erschienen am 14. Juli 2014 bei Piper
432 Seiten | 9,99 Euro
Leseprobe

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