Sobo Swobodnik | Sils Maria

Sobo Swobodnik | Sils Maria

Plotek ist krank, er hütet das Bett. Ein unstetes Leben hat seinen Tribut gefordert, so geht das nicht weiter. Und so schickt ihn der Hausarzt zu einem befreundeten Kollegen, der im Engadin eine Privatklinik leitet, genauer in Sils Maria. Da soll es sich Plotek gut gehen lassen. Aber allein mag er nicht. Also kommt sein beinamputierter Kumpel Vinzi mit, der kann auch etwas Pflege vertragen. 

Doch aus der himmlischen Kur wird natürlich nichts. Erst überfahren sie ein Reh, dann finden sie eine junge Anhalterin ermordet auf, und bald erwischt es auch einen Elvis-Imitator.

Paul Plotek, arbeitsloser Schauspieler, hadert mit seiner Situation, denn dass er zur Kur fahren soll, schmeckt ihm – der so gern Schweinsbraten isst und sein Unertl-Weißbier genießt – gar nicht! Doch der Hartnäckigkeit seiner Wirtin geschuldet macht er sich mit seinem Kumpel Vinzi im Gepäck, einem Unikum wie Plotek selbst, in seinem alten Mercedes auf die Fahrt nach Sils Maria

Bereits auf dieser Fahrt kommt das erste von vielen Opfern ins Spiel. Und das hat es in sich, denn als das überfahrene Reh, was kurzerhand in den Kofferraum verfrachtet wird, bei der Grenzkontrolle unter die Lupe genommen wird, gerät nicht nur der Spürhund der Grenzer außer Kontrolle, sondern auch der Leser, denn spätestens jetzt laufen die ersten Lachtränen.

In Sils Maria, einem Ort in der Schweiz, den es tatsächlich so oder so ähnlich gibt, beginnen sich bald die Opfer zu stapeln: Kältetote, Erdrosselte, Eingemauerte  usw., sodass Plotek und Vinzi schon früh Bekanntschaft mit der feschen Kommissarin Vera Frischknecht aus Chur machen, der sie privat ermittelnd unter die Arme greifen, wobei sie ihr beide derart zugetan sind, dass sie ihr lieber ganz privat unter die Bluse greifen mögen.

Auch in der noblen Kurklinik, in der sich Plotek wenigstens zu den Anwendungen und zu den erforderlichen Anwesenheitszeiten aufhält, scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Doch Schnüffelnase Plotek muss sich einerseits gegen die wenig subtilen Annäherungsversuche der adrette Mitpatientin Marlies wehren und andererseits damit zurechtkommen, dass er fasten muss, wohingegen sein Kumpel Vinzi in seinem Hotel Zentral respektive in der angeschlossenen Gastronomie Wang Tong 23 mit der resoluten Frau Pan schäkert und es sich gut gehen lässt. Das lässt ihn so manchen falschen Schluss aus den Erlebnissen in der Kurklinik ziehen. Doch so schnell gibt er nicht auf!

Überraschend trifft er im Hotel Zentral auf seinen alten Bekannten Klemens, der an dem geplanten Silser Elvis-Contest teilnimmt. Mit seinem Tourette-Syndrom (siehe auch Koprolalie) sticht er ganz klar aus der Masse heraus und ich muss sagen: Ich habe noch nie so viele Schimpfwörter in so kurzer Zeit gelernt!

Dabei schafft es der Autor, dass er sich nicht über die Figur und deren Erkrankung lustig macht. Es ist reinste – gelesene – Situationskomik, die mich immer wieder laut lachen ließ!

Gut, dass Vinzi herausfindet, dass er mit seinen illegalen Naturheilkräutern, die er selbst üppig konsumiert, Klemens helfen kann, was sich nicht nur bei dem anstehenden Imitatoren-Contest als brauchbar herausstellt. Als dann auch noch Agnes, Ploteks Verflossene, zu dem Trio stößt, ist das Ermittlerquartett komplett.

Das Wang Tong 23 wird im Fortgang der sich häufenden Toten zur Einsatzzentrale von Frau Frischknecht, so dass Plotek zwischen Kurklinik und dem Hotel Zentral pendelt und zwischen einer Schar Elvis-Imitatoren zusammen mit Vinzi, Klemens, Agnes und Vera Frischknecht einen roten Faden sucht.

Von Beginn an und konsequent bis zur letzten Zeile schreibt Sobo Swobodnik in seinem ganz speziellen Stil diese Geschichte von einem Ermittlerquartett, dass durchgehend sympathisch, charmant und äußerst witzig beschrieben wird!

Man sollte sich als Leser nicht so sehr fragen, wie realistisch die Geschichte insgesamt ist. Für mich ist dieser Krimi ausgezeichnete Unterhaltungsliteratur, die ich bereits mehrfach weiterempfohlen habe. Ein super Geschenk für Krimifreunde, die schwarzen Humor lieben und gern auch mal beim Lesen lauthals lachen.

 

63b90-silsmariaSils Maria | Erschienen am 11. November 2013 im Heyne Verlag
352 Seiten | 8,99 Euro
Leseprobe

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